Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.Dem wahren Seyn, das sie geschaut in jenen Räumen, Sinnen sie unten nach, und scheinen euch zu träumen; Euch andern, die zum Licht empor nicht mochtet dringen, Weil euern Rossen nicht gewachsen so die Schwingen. Ihr habt indessen euch, vom Steigen angeregt Der Götter auch, doch nur im niedern Kreis bewegt; Wo ein Getümmel ward, ein lärmendes Gedränge, Ein sinnverwirrendes verwirrtes Schaugepränge; Wo jeder andres sucht, und alle gleiches Ziel Im unaufhörlichen Weltwettlaufrennespiel. Wo jeder jedem vor sich drängt auf engen Pfaden, Nimmt mancher bald am Roß und bald am Wagen Schaden. Und stellen sie dann ein, und haben nicht das Seyn Gefunden, scheinen sie zufrieden mit dem Schein. Dem wahren Seyn, das ſie geſchaut in jenen Raͤumen, Sinnen ſie unten nach, und ſcheinen euch zu traͤumen; Euch andern, die zum Licht empor nicht mochtet dringen, Weil euern Roſſen nicht gewachſen ſo die Schwingen. Ihr habt indeſſen euch, vom Steigen angeregt Der Goͤtter auch, doch nur im niedern Kreis bewegt; Wo ein Getuͤmmel ward, ein laͤrmendes Gedraͤnge, Ein ſinnverwirrendes verwirrtes Schaugepraͤnge; Wo jeder andres ſucht, und alle gleiches Ziel Im unaufhoͤrlichen Weltwettlaufrenneſpiel. Wo jeder jedem vor ſich draͤngt auf engen Pfaden, Nimmt mancher bald am Roß und bald am Wagen Schaden. Und ſtellen ſie dann ein, und haben nicht das Seyn Gefunden, ſcheinen ſie zufrieden mit dem Schein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0078" n="68"/> <lg n="15"> <l>Dem wahren Seyn, das ſie geſchaut in jenen Raͤumen,</l><lb/> <l>Sinnen ſie unten nach, und ſcheinen euch zu traͤumen;</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l>Euch andern, die zum Licht empor nicht mochtet dringen,</l><lb/> <l>Weil euern Roſſen nicht gewachſen ſo die Schwingen.</l> </lg><lb/> <lg n="17"> <l>Ihr habt indeſſen euch, vom Steigen angeregt</l><lb/> <l>Der Goͤtter auch, doch nur im niedern Kreis bewegt;</l> </lg><lb/> <lg n="18"> <l>Wo ein Getuͤmmel ward, ein laͤrmendes Gedraͤnge,</l><lb/> <l>Ein ſinnverwirrendes verwirrtes Schaugepraͤnge;</l> </lg><lb/> <lg n="19"> <l>Wo jeder andres ſucht, und alle gleiches Ziel</l><lb/> <l>Im unaufhoͤrlichen Weltwettlaufrenneſpiel.</l> </lg><lb/> <lg n="20"> <l>Wo jeder jedem vor ſich draͤngt auf engen Pfaden,</l><lb/> <l>Nimmt mancher bald am Roß und bald am Wagen Schaden.</l> </lg><lb/> <lg n="21"> <l>Und ſtellen ſie dann ein, und haben nicht das Seyn</l><lb/> <l>Gefunden, ſcheinen ſie zufrieden mit dem Schein.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [68/0078]
Dem wahren Seyn, das ſie geſchaut in jenen Raͤumen,
Sinnen ſie unten nach, und ſcheinen euch zu traͤumen;
Euch andern, die zum Licht empor nicht mochtet dringen,
Weil euern Roſſen nicht gewachſen ſo die Schwingen.
Ihr habt indeſſen euch, vom Steigen angeregt
Der Goͤtter auch, doch nur im niedern Kreis bewegt;
Wo ein Getuͤmmel ward, ein laͤrmendes Gedraͤnge,
Ein ſinnverwirrendes verwirrtes Schaugepraͤnge;
Wo jeder andres ſucht, und alle gleiches Ziel
Im unaufhoͤrlichen Weltwettlaufrenneſpiel.
Wo jeder jedem vor ſich draͤngt auf engen Pfaden,
Nimmt mancher bald am Roß und bald am Wagen Schaden.
Und ſtellen ſie dann ein, und haben nicht das Seyn
Gefunden, ſcheinen ſie zufrieden mit dem Schein.
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