Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.15. Arbeiter dingt der Herr für seinen Arbeitstag, Und Abends jedem gibt er seines Lohns Betrag. Nur einem einz'gen gibt er einen Ueberschuß; Das sehn die anderen Arbeiter mit Verdruß, Und sprechen: Haben wir nicht gleich wie er und eben Soviel geschafft? warum hast du ihm mehr gegeben? Da sprach er: Habet ihr zuwenig denn empfangen, Und brach ich einem ab vom Lohn, den wir bedangen? Sie sprachen: Nein! Er sprach: So nehmt und schweiget still; Den Ueberschuß der Gnad' ertheil' ich, wem ich will. 16. Versäume kein Gebet, doch das der Morgenröthe Versäume nie, weil keins dir gleichen Segen böte. Die Engel von der Nacht, die Engel von dem Tag, Umschweben dis Gebet mit gleichem Flügelschlag. 15. Arbeiter dingt der Herr fuͤr ſeinen Arbeitstag, Und Abends jedem gibt er ſeines Lohns Betrag. Nur einem einz'gen gibt er einen Ueberſchuß; Das ſehn die anderen Arbeiter mit Verdruß, Und ſprechen: Haben wir nicht gleich wie er und eben Soviel geſchafft? warum haſt du ihm mehr gegeben? Da ſprach er: Habet ihr zuwenig denn empfangen, Und brach ich einem ab vom Lohn, den wir bedangen? Sie ſprachen: Nein! Er ſprach: So nehmt und ſchweiget ſtill; Den Ueberſchuß der Gnad' ertheil' ich, wem ich will. 16. Verſaͤume kein Gebet, doch das der Morgenroͤthe Verſaͤume nie, weil keins dir gleichen Segen boͤte. Die Engel von der Nacht, die Engel von dem Tag, Umſchweben dis Gebet mit gleichem Fluͤgelſchlag. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0128" n="118"/> <div n="2"> <head>15.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Arbeiter dingt der Herr fuͤr ſeinen Arbeitstag,</l><lb/> <l>Und Abends jedem gibt er ſeines Lohns Betrag.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Nur einem einz'gen gibt er einen Ueberſchuß;</l><lb/> <l>Das ſehn die anderen Arbeiter mit Verdruß,</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und ſprechen: Haben wir nicht gleich wie er und eben</l><lb/> <l>Soviel geſchafft? warum haſt du ihm mehr gegeben?</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Da ſprach er: Habet ihr zuwenig denn empfangen,</l><lb/> <l>Und brach ich einem ab vom Lohn, den wir bedangen?</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Sie ſprachen: Nein! Er ſprach: So nehmt und ſchweiget ſtill;</l><lb/> <l>Den Ueberſchuß der Gnad' ertheil' ich, wem ich will.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>16.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Verſaͤume kein Gebet, doch das der Morgenroͤthe</l><lb/> <l>Verſaͤume nie, weil keins dir gleichen Segen boͤte.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die Engel von der Nacht, die Engel von dem Tag,</l><lb/> <l>Umſchweben dis Gebet mit gleichem Fluͤgelſchlag.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [118/0128]
15.
Arbeiter dingt der Herr fuͤr ſeinen Arbeitstag,
Und Abends jedem gibt er ſeines Lohns Betrag.
Nur einem einz'gen gibt er einen Ueberſchuß;
Das ſehn die anderen Arbeiter mit Verdruß,
Und ſprechen: Haben wir nicht gleich wie er und eben
Soviel geſchafft? warum haſt du ihm mehr gegeben?
Da ſprach er: Habet ihr zuwenig denn empfangen,
Und brach ich einem ab vom Lohn, den wir bedangen?
Sie ſprachen: Nein! Er ſprach: So nehmt und ſchweiget ſtill;
Den Ueberſchuß der Gnad' ertheil' ich, wem ich will.
16.
Verſaͤume kein Gebet, doch das der Morgenroͤthe
Verſaͤume nie, weil keins dir gleichen Segen boͤte.
Die Engel von der Nacht, die Engel von dem Tag,
Umſchweben dis Gebet mit gleichem Fluͤgelſchlag.
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