Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
24.
Wenn du ein Unglück ob dem Nächsten siehst verhangen,
Hoffst du, weil ihn es traf, sei dirs vorbei gegangen.
Und fühlst du menschlicher, so dauert dich der Mann;
Warum? weil was ihn traf, auch dich betreffen kann.
Was trägt es aus, ob warm du's aufnimmst oder kühl?
So eigensüchtig ist Gefühl wie Ungefühl.

25.
O Väter, Mütter, o Erzieher, habet Acht
Des wichtigen Berufs, wie groß ist eure Macht.
Der Menschheit Aufgab' ist die Menschheit zu erziehn;
Bedenkt, daß euch daran ein Antheil ist verliehn.
O wirkt gewissenhaft dazu an euerm Theil,
Damit der Menschheit komm' ihr Heiland oder Heil.
24.
Wenn du ein Ungluͤck ob dem Naͤchſten ſiehſt verhangen,
Hoffſt du, weil ihn es traf, ſei dirs vorbei gegangen.
Und fuͤhlſt du menſchlicher, ſo dauert dich der Mann;
Warum? weil was ihn traf, auch dich betreffen kann.
Was traͤgt es aus, ob warm du's aufnimmſt oder kuͤhl?
So eigenſuͤchtig iſt Gefuͤhl wie Ungefuͤhl.

25.
O Vaͤter, Muͤtter, o Erzieher, habet Acht
Des wichtigen Berufs, wie groß iſt eure Macht.
Der Menſchheit Aufgab' iſt die Menſchheit zu erziehn;
Bedenkt, daß euch daran ein Antheil iſt verliehn.
O wirkt gewiſſenhaft dazu an euerm Theil,
Damit der Menſchheit komm' ihr Heiland oder Heil.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0132" n="122"/>
        <div n="2">
          <head>24.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>Wenn du ein Unglu&#x0364;ck ob dem Na&#x0364;ch&#x017F;ten &#x017F;ieh&#x017F;t verhangen,</l><lb/>
              <l>Hoff&#x017F;t du, weil ihn es traf, &#x017F;ei dirs vorbei gegangen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Und fu&#x0364;hl&#x017F;t du men&#x017F;chlicher, &#x017F;o dauert dich der Mann;</l><lb/>
              <l>Warum? weil was ihn traf, auch dich betreffen kann.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Was tra&#x0364;gt es aus, ob warm du's aufnimm&#x017F;t oder ku&#x0364;hl?</l><lb/>
              <l>So eigen&#x017F;u&#x0364;chtig i&#x017F;t Gefu&#x0364;hl wie Ungefu&#x0364;hl.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>25.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>O Va&#x0364;ter, Mu&#x0364;tter, o Erzieher, habet Acht</l><lb/>
              <l>Des wichtigen Berufs, wie groß i&#x017F;t eure Macht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Der Men&#x017F;chheit Aufgab' i&#x017F;t die Men&#x017F;chheit zu erziehn;</l><lb/>
              <l>Bedenkt, daß euch daran ein Antheil i&#x017F;t verliehn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>O wirkt gewi&#x017F;&#x017F;enhaft dazu an euerm Theil,</l><lb/>
              <l>Damit der Men&#x017F;chheit komm' ihr Heiland oder Heil.</l>
            </lg><lb/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0132] 24. Wenn du ein Ungluͤck ob dem Naͤchſten ſiehſt verhangen, Hoffſt du, weil ihn es traf, ſei dirs vorbei gegangen. Und fuͤhlſt du menſchlicher, ſo dauert dich der Mann; Warum? weil was ihn traf, auch dich betreffen kann. Was traͤgt es aus, ob warm du's aufnimmſt oder kuͤhl? So eigenſuͤchtig iſt Gefuͤhl wie Ungefuͤhl. 25. O Vaͤter, Muͤtter, o Erzieher, habet Acht Des wichtigen Berufs, wie groß iſt eure Macht. Der Menſchheit Aufgab' iſt die Menſchheit zu erziehn; Bedenkt, daß euch daran ein Antheil iſt verliehn. O wirkt gewiſſenhaft dazu an euerm Theil, Damit der Menſchheit komm' ihr Heiland oder Heil.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/132
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/132>, abgerufen am 23.11.2024.