Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.33. So glücklich war ich, und so sorglich es zu bleiben, So wünschend nur mich im gewohnten Gleis zu treiben; Daß ich nicht wagt' im Schritt zu eilen noch zu säumen, Noch irgend ein Geräth von seinem Platz zu räumen; Aus Furcht, es möcht' im Takt das Glück die Störung spüren, Und kleine Aenderung zu einer größern führen. 34. Warum beneidest du, was andern ist beschieden, Und bist mit dem, was dir zu Theil ward, unzufrieden? Du stehest dir zu nah, um recht dich zu erkennen, Und anderen zu fern, um Schein von Seyn zu trennen; Wie du die Erd', auf der du stehst, nicht siehest ganz, Und dir der Mond erscheint in täuschungsvollem Glanz. Doch tröste dich, es wird im Mond auch einer stehn, Der dunkel wird den Mond, und hell die Erde sehn. 33. So gluͤcklich war ich, und ſo ſorglich es zu bleiben, So wuͤnſchend nur mich im gewohnten Gleis zu treiben; Daß ich nicht wagt' im Schritt zu eilen noch zu ſaͤumen, Noch irgend ein Geraͤth von ſeinem Platz zu raͤumen; Aus Furcht, es moͤcht' im Takt das Gluͤck die Stoͤrung ſpuͤren, Und kleine Aenderung zu einer groͤßern fuͤhren. 34. Warum beneideſt du, was andern iſt beſchieden, Und biſt mit dem, was dir zu Theil ward, unzufrieden? Du ſteheſt dir zu nah, um recht dich zu erkennen, Und anderen zu fern, um Schein von Seyn zu trennen; Wie du die Erd', auf der du ſtehſt, nicht ſieheſt ganz, Und dir der Mond erſcheint in taͤuſchungsvollem Glanz. Doch troͤſte dich, es wird im Mond auch einer ſtehn, Der dunkel wird den Mond, und hell die Erde ſehn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0138" n="128"/> <div n="2"> <head>33.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>So gluͤcklich war ich, und ſo ſorglich es zu bleiben,</l><lb/> <l>So wuͤnſchend nur mich im gewohnten Gleis zu treiben;</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Daß ich nicht wagt' im Schritt zu eilen noch zu ſaͤumen,</l><lb/> <l>Noch irgend ein Geraͤth von ſeinem Platz zu raͤumen;</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Aus Furcht, es moͤcht' im Takt das Gluͤck die Stoͤrung ſpuͤren,</l><lb/> <l>Und kleine Aenderung zu einer groͤßern fuͤhren.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>34.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Warum beneideſt du, was andern iſt beſchieden,</l><lb/> <l>Und biſt mit dem, was dir zu Theil ward, unzufrieden?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Du ſteheſt dir zu nah, um recht dich zu erkennen,</l><lb/> <l>Und anderen zu fern, um Schein von Seyn zu trennen;</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wie du die Erd', auf der du ſtehſt, nicht ſieheſt ganz,</l><lb/> <l>Und dir der Mond erſcheint in taͤuſchungsvollem Glanz.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Doch troͤſte dich, es wird im Mond auch einer ſtehn,</l><lb/> <l>Der dunkel wird den Mond, und hell die Erde ſehn.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [128/0138]
33.
So gluͤcklich war ich, und ſo ſorglich es zu bleiben,
So wuͤnſchend nur mich im gewohnten Gleis zu treiben;
Daß ich nicht wagt' im Schritt zu eilen noch zu ſaͤumen,
Noch irgend ein Geraͤth von ſeinem Platz zu raͤumen;
Aus Furcht, es moͤcht' im Takt das Gluͤck die Stoͤrung ſpuͤren,
Und kleine Aenderung zu einer groͤßern fuͤhren.
34.
Warum beneideſt du, was andern iſt beſchieden,
Und biſt mit dem, was dir zu Theil ward, unzufrieden?
Du ſteheſt dir zu nah, um recht dich zu erkennen,
Und anderen zu fern, um Schein von Seyn zu trennen;
Wie du die Erd', auf der du ſtehſt, nicht ſieheſt ganz,
Und dir der Mond erſcheint in taͤuſchungsvollem Glanz.
Doch troͤſte dich, es wird im Mond auch einer ſtehn,
Der dunkel wird den Mond, und hell die Erde ſehn.
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