Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.44. Das Auseinander hier im Raum, dort in der Zeit Das Nacheinander, ist zwiespält'ge Ewigkeit. Die Zwiespalt, ob in dir, ob in der Welt sie sei, Genug, dein Anschaun wird nie von der Zwiespalt frei. Das Werden in der Zeit, das Daseyn in dem Raum, Hebt kein Bewußtseyn auf, nur unbewußter Traum. Es aufzuheben mit Bewußtseyn, diese Kraft Legt durch ihr Denken nur sich bei die Wissenschaft; Die das als Werdendes, Gewordenes Getrennte Zu einer Ganzheit macht geordneter Momente; Zur todten Ganzheit doch, dem Kunstsaal zu vergleichen, Wo Bilder lebende geworden sind zu Leichen, Weil ihre Schranke fehlt, worin sie Leben hatten;
So wird, aus Zeit und Raum gerückt, die Welt zum Schatten. 44. Das Auseinander hier im Raum, dort in der Zeit Das Nacheinander, iſt zwieſpaͤlt'ge Ewigkeit. Die Zwieſpalt, ob in dir, ob in der Welt ſie ſei, Genug, dein Anſchaun wird nie von der Zwieſpalt frei. Das Werden in der Zeit, das Daſeyn in dem Raum, Hebt kein Bewußtſeyn auf, nur unbewußter Traum. Es aufzuheben mit Bewußtſeyn, dieſe Kraft Legt durch ihr Denken nur ſich bei die Wiſſenſchaft; Die das als Werdendes, Gewordenes Getrennte Zu einer Ganzheit macht geordneter Momente; Zur todten Ganzheit doch, dem Kunſtſaal zu vergleichen, Wo Bilder lebende geworden ſind zu Leichen, Weil ihre Schranke fehlt, worin ſie Leben hatten;
So wird, aus Zeit und Raum geruͤckt, die Welt zum Schatten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0145" n="135"/> <div n="2"> <head>44.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Das Auseinander hier im Raum, dort in der Zeit</l><lb/> <l>Das Nacheinander, iſt zwieſpaͤlt'ge Ewigkeit.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die Zwieſpalt, ob in dir, ob in der Welt ſie ſei,</l><lb/> <l>Genug, dein Anſchaun wird nie von der Zwieſpalt frei.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Das Werden in der Zeit, das Daſeyn in dem Raum,</l><lb/> <l>Hebt kein Bewußtſeyn auf, nur unbewußter Traum.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Es aufzuheben mit Bewußtſeyn, dieſe Kraft</l><lb/> <l>Legt durch ihr Denken nur ſich bei die Wiſſenſchaft;</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Die das als Werdendes, Gewordenes Getrennte</l><lb/> <l>Zu einer Ganzheit macht geordneter Momente;</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Zur todten Ganzheit doch, dem Kunſtſaal zu vergleichen,</l><lb/> <l>Wo Bilder lebende geworden ſind zu Leichen,</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Weil ihre Schranke fehlt, worin ſie Leben hatten;</l><lb/> <l>So wird, aus Zeit und Raum geruͤckt, die Welt zum Schatten.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [135/0145]
44.
Das Auseinander hier im Raum, dort in der Zeit
Das Nacheinander, iſt zwieſpaͤlt'ge Ewigkeit.
Die Zwieſpalt, ob in dir, ob in der Welt ſie ſei,
Genug, dein Anſchaun wird nie von der Zwieſpalt frei.
Das Werden in der Zeit, das Daſeyn in dem Raum,
Hebt kein Bewußtſeyn auf, nur unbewußter Traum.
Es aufzuheben mit Bewußtſeyn, dieſe Kraft
Legt durch ihr Denken nur ſich bei die Wiſſenſchaft;
Die das als Werdendes, Gewordenes Getrennte
Zu einer Ganzheit macht geordneter Momente;
Zur todten Ganzheit doch, dem Kunſtſaal zu vergleichen,
Wo Bilder lebende geworden ſind zu Leichen,
Weil ihre Schranke fehlt, worin ſie Leben hatten;
So wird, aus Zeit und Raum geruͤckt, die Welt zum Schatten.
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