Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.94. Dem Mathematiker ist darum nur gelungen So Vieles, weil er zieht aus Allem Folgerungen. Er folgert, wenn er auch nicht sieht wozu es frommt, Erwartend ob es ihm einmal zu Statten kommt. Auf einmal sieht er, wie Unnützes selber nützt, Wenn Allergrößtes sich auf Allerkleinstes stützt. 95. Zwei scheinen sich so nah, und kommen nie zusammen; Zwei andre finden sich, die aus der Ferne stammen. Was ists? Wie Linien verhalten sich die Seelen; Zwei haben Neigungen, zwei bilden Parallelen. Gleichgültig laufen die stets aneinander hin, Jene begegnen sich zuletzt in Einem Sinn. 94. Dem Mathematiker iſt darum nur gelungen So Vieles, weil er zieht aus Allem Folgerungen. Er folgert, wenn er auch nicht ſieht wozu es frommt, Erwartend ob es ihm einmal zu Statten kommt. Auf einmal ſieht er, wie Unnuͤtzes ſelber nuͤtzt, Wenn Allergroͤßtes ſich auf Allerkleinſtes ſtuͤtzt. 95. Zwei ſcheinen ſich ſo nah, und kommen nie zuſammen; Zwei andre finden ſich, die aus der Ferne ſtammen. Was iſts? Wie Linien verhalten ſich die Seelen; Zwei haben Neigungen, zwei bilden Parallelen. Gleichguͤltig laufen die ſtets aneinander hin, Jene begegnen ſich zuletzt in Einem Sinn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0182" n="172"/> <div n="2"> <head>94.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Dem Mathematiker iſt darum nur gelungen</l><lb/> <l>So Vieles, weil er zieht aus Allem Folgerungen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Er folgert, wenn er auch nicht ſieht wozu es frommt,</l><lb/> <l>Erwartend ob es ihm einmal zu Statten kommt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Auf einmal ſieht er, wie Unnuͤtzes ſelber nuͤtzt,</l><lb/> <l>Wenn Allergroͤßtes ſich auf Allerkleinſtes ſtuͤtzt.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>95.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Zwei ſcheinen ſich ſo nah, und kommen nie zuſammen;</l><lb/> <l>Zwei andre finden ſich, die aus der Ferne ſtammen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Was iſts? Wie Linien verhalten ſich die Seelen;</l><lb/> <l>Zwei haben Neigungen, zwei bilden Parallelen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Gleichguͤltig laufen die ſtets aneinander hin,</l><lb/> <l>Jene begegnen ſich zuletzt in Einem Sinn.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [172/0182]
94.
Dem Mathematiker iſt darum nur gelungen
So Vieles, weil er zieht aus Allem Folgerungen.
Er folgert, wenn er auch nicht ſieht wozu es frommt,
Erwartend ob es ihm einmal zu Statten kommt.
Auf einmal ſieht er, wie Unnuͤtzes ſelber nuͤtzt,
Wenn Allergroͤßtes ſich auf Allerkleinſtes ſtuͤtzt.
95.
Zwei ſcheinen ſich ſo nah, und kommen nie zuſammen;
Zwei andre finden ſich, die aus der Ferne ſtammen.
Was iſts? Wie Linien verhalten ſich die Seelen;
Zwei haben Neigungen, zwei bilden Parallelen.
Gleichguͤltig laufen die ſtets aneinander hin,
Jene begegnen ſich zuletzt in Einem Sinn.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/182>, abgerufen am 16.07.2024. |