Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.14. Du weißt es tausendmal, so Schlechtes auf der Welt Ist nicht zu finden, das nicht Einem wohlgefällt. Doch werden sie von dir nur das Geringste loben, So hältst du gleich das Lob für echten Werthes Proben. 15. Die Jugend ist die Zeit, wo man nach Zweck und Ziel Nicht fragt, drum lernt man in der Jugend leicht und viel. Im Alter lernt man drum so wenig und so schwer, Weil man, wozu es hilft, stets wissen will vorher. 16. Der Untreu ärgste Straf' ist, daß sie nicht kann glauben An fremde Treu, das wird die Ruh' ihr ewig rauben. Der Unschuld schönster Lohn ist, daß sie unbefangen Nichts Arges denkt, und braucht vor Argem nicht zu bangen. 14. Du weißt es tauſendmal, ſo Schlechtes auf der Welt Iſt nicht zu finden, das nicht Einem wohlgefaͤllt. Doch werden ſie von dir nur das Geringſte loben, So haͤltſt du gleich das Lob fuͤr echten Werthes Proben. 15. Die Jugend iſt die Zeit, wo man nach Zweck und Ziel Nicht fragt, drum lernt man in der Jugend leicht und viel. Im Alter lernt man drum ſo wenig und ſo ſchwer, Weil man, wozu es hilft, ſtets wiſſen will vorher. 16. Der Untreu aͤrgſte Straf' iſt, daß ſie nicht kann glauben An fremde Treu, das wird die Ruh' ihr ewig rauben. Der Unſchuld ſchoͤnſter Lohn iſt, daß ſie unbefangen Nichts Arges denkt, und braucht vor Argem nicht zu bangen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0197" n="187"/> <div n="2"> <head>14.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Du weißt es tauſendmal, ſo Schlechtes auf der Welt</l><lb/> <l>Iſt nicht zu finden, das nicht Einem wohlgefaͤllt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch werden ſie von dir nur das Geringſte loben,</l><lb/> <l>So haͤltſt du gleich das Lob fuͤr echten Werthes Proben.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>15.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Die Jugend iſt die Zeit, wo man nach Zweck und Ziel</l><lb/> <l>Nicht fragt, drum lernt man in der Jugend leicht und viel.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Im Alter lernt man drum ſo wenig und ſo ſchwer,</l><lb/> <l>Weil man, wozu es hilft, ſtets wiſſen will vorher.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>16.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Der Untreu aͤrgſte Straf' iſt, daß ſie nicht kann glauben</l><lb/> <l>An fremde Treu, das wird die Ruh' ihr ewig rauben.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Der Unſchuld ſchoͤnſter Lohn iſt, daß ſie unbefangen</l><lb/> <l>Nichts Arges denkt, und braucht vor Argem nicht zu bangen.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [187/0197]
14.
Du weißt es tauſendmal, ſo Schlechtes auf der Welt
Iſt nicht zu finden, das nicht Einem wohlgefaͤllt.
Doch werden ſie von dir nur das Geringſte loben,
So haͤltſt du gleich das Lob fuͤr echten Werthes Proben.
15.
Die Jugend iſt die Zeit, wo man nach Zweck und Ziel
Nicht fragt, drum lernt man in der Jugend leicht und viel.
Im Alter lernt man drum ſo wenig und ſo ſchwer,
Weil man, wozu es hilft, ſtets wiſſen will vorher.
16.
Der Untreu aͤrgſte Straf' iſt, daß ſie nicht kann glauben
An fremde Treu, das wird die Ruh' ihr ewig rauben.
Der Unſchuld ſchoͤnſter Lohn iſt, daß ſie unbefangen
Nichts Arges denkt, und braucht vor Argem nicht zu bangen.
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