Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
53.
Du fragst, ob jeder Mensch denn nicht zur höchsten Stufe
Berufen sei, zu der ich selbst empor dich rufe?
Erkenntnis Gottes, Weltverständnis, Harmonie
Der Sfären alles Seyns, gilt das nicht allen hie?
Was aber soll ich dann zu jenem Schmiede sagen,
Den auf den Amboß ich hör' unharmonisch schlagen?
Er wirkt nicht für die Kunst, er schafft für seinen Magen.
Er schmiedet Pflug und Schwert für Ackermann und Krieger;
Die beiden sind der Welt Ernährer und Besieger.
Die Fülle schaffen sie und schaffen dir den Frieden,
Darin zu denken dir, zu dichten ist beschieden.
So dicht' und denk' und dank', und laß den Schmied nur schmieden!

53.
Du fragſt, ob jeder Menſch denn nicht zur hoͤchſten Stufe
Berufen ſei, zu der ich ſelbſt empor dich rufe?
Erkenntnis Gottes, Weltverſtaͤndnis, Harmonie
Der Sfaͤren alles Seyns, gilt das nicht allen hie?
Was aber ſoll ich dann zu jenem Schmiede ſagen,
Den auf den Amboß ich hoͤr' unharmoniſch ſchlagen?
Er wirkt nicht fuͤr die Kunſt, er ſchafft fuͤr ſeinen Magen.
Er ſchmiedet Pflug und Schwert fuͤr Ackermann und Krieger;
Die beiden ſind der Welt Ernaͤhrer und Beſieger.
Die Fuͤlle ſchaffen ſie und ſchaffen dir den Frieden,
Darin zu denken dir, zu dichten iſt beſchieden.
So dicht' und denk' und dank', und laß den Schmied nur ſchmieden!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0221" n="211"/>
        <div n="2">
          <head>53.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>Du frag&#x017F;t, ob jeder Men&#x017F;ch denn nicht zur ho&#x0364;ch&#x017F;ten Stufe</l><lb/>
              <l>Berufen &#x017F;ei, zu der ich &#x017F;elb&#x017F;t empor dich rufe?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Erkenntnis Gottes, Weltver&#x017F;ta&#x0364;ndnis, Harmonie</l><lb/>
              <l>Der Sfa&#x0364;ren alles Seyns, gilt das nicht allen hie?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Was aber &#x017F;oll ich dann zu jenem Schmiede &#x017F;agen,</l><lb/>
              <l>Den auf den Amboß ich ho&#x0364;r' unharmoni&#x017F;ch &#x017F;chlagen?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Er wirkt nicht fu&#x0364;r die Kun&#x017F;t, er &#x017F;chafft fu&#x0364;r &#x017F;einen Magen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Er &#x017F;chmiedet Pflug und Schwert fu&#x0364;r Ackermann und Krieger;</l><lb/>
              <l>Die beiden &#x017F;ind der Welt Erna&#x0364;hrer und Be&#x017F;ieger.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Die Fu&#x0364;lle &#x017F;chaffen &#x017F;ie und &#x017F;chaffen dir den Frieden,</l><lb/>
              <l>Darin zu denken dir, zu dichten i&#x017F;t be&#x017F;chieden.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>So dicht' und denk' und dank', und laß den Schmied nur &#x017F;chmieden!</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[211/0221] 53. Du fragſt, ob jeder Menſch denn nicht zur hoͤchſten Stufe Berufen ſei, zu der ich ſelbſt empor dich rufe? Erkenntnis Gottes, Weltverſtaͤndnis, Harmonie Der Sfaͤren alles Seyns, gilt das nicht allen hie? Was aber ſoll ich dann zu jenem Schmiede ſagen, Den auf den Amboß ich hoͤr' unharmoniſch ſchlagen? Er wirkt nicht fuͤr die Kunſt, er ſchafft fuͤr ſeinen Magen. Er ſchmiedet Pflug und Schwert fuͤr Ackermann und Krieger; Die beiden ſind der Welt Ernaͤhrer und Beſieger. Die Fuͤlle ſchaffen ſie und ſchaffen dir den Frieden, Darin zu denken dir, zu dichten iſt beſchieden. So dicht' und denk' und dank', und laß den Schmied nur ſchmieden!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/221
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/221>, abgerufen am 27.11.2024.