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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.

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5.
Die Wohlgestalt ist schön in jeglichem Gewande,
Am schönsten ist sie nackt, doch nur im Unschuldstande.
Das Alter kann zurück zur Kindesunschuld kehren,
Nur soweit nicht um auch des Kleides zu entbehren.
Auch Kindeseinfalt des Gedankens liebt Bekleidung,
Denn erst das Kleid gibt ihm anmuth'ge Unterscheidung.
Man hält zum Werktagkleid sich an die Landesart,
Die Lustverkleidung bleibt dem Festtag aufgespart.
Man mag Bekanntes gern in fremder Hülle sehn,
Weil es zugleich so fern und nahe scheint zu stehn.
Drum liebt der Schönheit Glanz viel wechselnde Gewande,
Weil keins allein ihn ganz zu fassen ist im Stande.
Durch andres Kleid erhält der Leib auch andre Haltung,
Und jede neue Falt' ist neuer Reiz' Entfaltung.
5.
Die Wohlgeſtalt iſt ſchoͤn in jeglichem Gewande,
Am ſchoͤnſten iſt ſie nackt, doch nur im Unſchuldſtande.
Das Alter kann zuruͤck zur Kindesunſchuld kehren,
Nur ſoweit nicht um auch des Kleides zu entbehren.
Auch Kindeseinfalt des Gedankens liebt Bekleidung,
Denn erſt das Kleid gibt ihm anmuth'ge Unterſcheidung.
Man haͤlt zum Werktagkleid ſich an die Landesart,
Die Luſtverkleidung bleibt dem Feſttag aufgeſpart.
Man mag Bekanntes gern in fremder Huͤlle ſehn,
Weil es zugleich ſo fern und nahe ſcheint zu ſtehn.
Drum liebt der Schoͤnheit Glanz viel wechſelnde Gewande,
Weil keins allein ihn ganz zu faſſen iſt im Stande.
Durch andres Kleid erhaͤlt der Leib auch andre Haltung,
Und jede neue Falt' iſt neuer Reiz' Entfaltung.
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[232/0242] 5. Die Wohlgeſtalt iſt ſchoͤn in jeglichem Gewande, Am ſchoͤnſten iſt ſie nackt, doch nur im Unſchuldſtande. Das Alter kann zuruͤck zur Kindesunſchuld kehren, Nur ſoweit nicht um auch des Kleides zu entbehren. Auch Kindeseinfalt des Gedankens liebt Bekleidung, Denn erſt das Kleid gibt ihm anmuth'ge Unterſcheidung. Man haͤlt zum Werktagkleid ſich an die Landesart, Die Luſtverkleidung bleibt dem Feſttag aufgeſpart. Man mag Bekanntes gern in fremder Huͤlle ſehn, Weil es zugleich ſo fern und nahe ſcheint zu ſtehn. Drum liebt der Schoͤnheit Glanz viel wechſelnde Gewande, Weil keins allein ihn ganz zu faſſen iſt im Stande. Durch andres Kleid erhaͤlt der Leib auch andre Haltung, Und jede neue Falt' iſt neuer Reiz' Entfaltung.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/242>, abgerufen am 23.11.2024.