Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.11. In Wahrheit lebenswerth war einmal nur das Leben, Als schöne Menschheit war des Menschen höchstes Streben. An Seel' und Leib gesund sind durchaus nur die Griechen, Dagegen unsre Welt ein großes Haus der Siechen. 12. Es ist nur Eitelkeit, wenn du dir vorgenommen, Mein Freund, daß, was du schreibst, sei alles ganz vollkommen. Die leichte Tändelei ist nicht der Mühe werth, Und minder noch die Welt, die solchen Schmuck begehrt. Sag' ihr, der Welt, eh sie Vollkommenheit verlange Von uns, daß sie erst selbst Vollkommenheit erlange! 11. In Wahrheit lebenswerth war einmal nur das Leben, Als ſchoͤne Menſchheit war des Menſchen hoͤchſtes Streben. An Seel' und Leib geſund ſind durchaus nur die Griechen, Dagegen unſre Welt ein großes Haus der Siechen. 12. Es iſt nur Eitelkeit, wenn du dir vorgenommen, Mein Freund, daß, was du ſchreibſt, ſei alles ganz vollkommen. Die leichte Taͤndelei iſt nicht der Muͤhe werth, Und minder noch die Welt, die ſolchen Schmuck begehrt. Sag' ihr, der Welt, eh ſie Vollkommenheit verlange Von uns, daß ſie erſt ſelbſt Vollkommenheit erlange! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0247" n="237"/> <div n="2"> <head>11.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>In Wahrheit lebenswerth war einmal nur das Leben,</l><lb/> <l>Als ſchoͤne Menſchheit war des Menſchen hoͤchſtes Streben.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>An Seel' und Leib geſund ſind durchaus nur die Griechen,</l><lb/> <l>Dagegen unſre Welt ein großes Haus der Siechen.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>12.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Es iſt nur Eitelkeit, wenn du dir vorgenommen,</l><lb/> <l>Mein Freund, daß, was du ſchreibſt, ſei alles ganz vollkommen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die leichte Taͤndelei iſt nicht der Muͤhe werth,</l><lb/> <l>Und minder noch die Welt, die ſolchen Schmuck begehrt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Sag' ihr, der Welt, eh ſie Vollkommenheit verlange</l><lb/> <l>Von uns, daß ſie erſt ſelbſt Vollkommenheit erlange!</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [237/0247]
11.
In Wahrheit lebenswerth war einmal nur das Leben,
Als ſchoͤne Menſchheit war des Menſchen hoͤchſtes Streben.
An Seel' und Leib geſund ſind durchaus nur die Griechen,
Dagegen unſre Welt ein großes Haus der Siechen.
12.
Es iſt nur Eitelkeit, wenn du dir vorgenommen,
Mein Freund, daß, was du ſchreibſt, ſei alles ganz vollkommen.
Die leichte Taͤndelei iſt nicht der Muͤhe werth,
Und minder noch die Welt, die ſolchen Schmuck begehrt.
Sag' ihr, der Welt, eh ſie Vollkommenheit verlange
Von uns, daß ſie erſt ſelbſt Vollkommenheit erlange!
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