Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.Wer in die Formeln will des Worts die Geister bannen, Die Formeln bleiben ihm, die Geister gehn vondannen. Du aber suche fein die Geister zu belauschen, Wie, wandelnd unsichtbar, sie Wortgewande tauschen. 28. So thöricht ist der Mensch nur auf sein Weh beflissen, Daß er von seinem Wohl viel minder scheint zu wissen. Selbst seine Sprache zeigt entgegen einem Namen Fürs Liebe meistens drei, die auf das Leide kamen. Nur eines nennt er gut, o wär' es gut nur immer, Drei übel, bös' und schlimm; oft ist noch gutes schlimmer. Nur eines nennt er süß, o möcht' es rein ihm munden, Drei bitter, saur und herb, dem süßen oft verbunden. Nur eines nennt er schön; es schien ihm unerlässlich Dem beizugeben auch drei garstig, wüst' und hässlich. Wer in die Formeln will des Worts die Geiſter bannen, Die Formeln bleiben ihm, die Geiſter gehn vondannen. Du aber ſuche fein die Geiſter zu belauſchen, Wie, wandelnd unſichtbar, ſie Wortgewande tauſchen. 28. So thoͤricht iſt der Menſch nur auf ſein Weh befliſſen, Daß er von ſeinem Wohl viel minder ſcheint zu wiſſen. Selbſt ſeine Sprache zeigt entgegen einem Namen Fuͤrs Liebe meiſtens drei, die auf das Leide kamen. Nur eines nennt er gut, o waͤr' es gut nur immer, Drei uͤbel, boͤſ' und ſchlimm; oft iſt noch gutes ſchlimmer. Nur eines nennt er ſuͤß, o moͤcht' es rein ihm munden, Drei bitter, ſaur und herb, dem ſuͤßen oft verbunden. Nur eines nennt er ſchoͤn; es ſchien ihm unerlaͤſſlich Dem beizugeben auch drei garſtig, wuͤſt' und haͤſſlich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0257" n="247"/> </l> <lg n="5"> <l>Wer in die Formeln will des Worts die Geiſter bannen,</l><lb/> <l>Die Formeln bleiben ihm, die Geiſter gehn vondannen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Du aber ſuche fein die Geiſter zu belauſchen,</l><lb/> <l>Wie, wandelnd unſichtbar, ſie Wortgewande tauſchen.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>28.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>So thoͤricht iſt der Menſch nur auf ſein Weh befliſſen,</l><lb/> <l>Daß er von ſeinem Wohl viel minder ſcheint zu wiſſen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Selbſt ſeine Sprache zeigt entgegen einem Namen</l><lb/> <l>Fuͤrs Liebe meiſtens drei, die auf das Leide kamen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Nur eines nennt er gut, o waͤr' es gut nur immer,</l><lb/> <l>Drei uͤbel, boͤſ' und ſchlimm; oft iſt noch gutes ſchlimmer.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Nur eines nennt er ſuͤß, o moͤcht' es rein ihm munden,</l><lb/> <l>Drei bitter, ſaur und herb, dem ſuͤßen oft verbunden.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Nur eines nennt er ſchoͤn; es ſchien ihm unerlaͤſſlich</l><lb/> <l>Dem beizugeben auch drei garſtig, wuͤſt' und haͤſſlich.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [247/0257]
Wer in die Formeln will des Worts die Geiſter bannen,
Die Formeln bleiben ihm, die Geiſter gehn vondannen.
Du aber ſuche fein die Geiſter zu belauſchen,
Wie, wandelnd unſichtbar, ſie Wortgewande tauſchen.
28.
So thoͤricht iſt der Menſch nur auf ſein Weh befliſſen,
Daß er von ſeinem Wohl viel minder ſcheint zu wiſſen.
Selbſt ſeine Sprache zeigt entgegen einem Namen
Fuͤrs Liebe meiſtens drei, die auf das Leide kamen.
Nur eines nennt er gut, o waͤr' es gut nur immer,
Drei uͤbel, boͤſ' und ſchlimm; oft iſt noch gutes ſchlimmer.
Nur eines nennt er ſuͤß, o moͤcht' es rein ihm munden,
Drei bitter, ſaur und herb, dem ſuͤßen oft verbunden.
Nur eines nennt er ſchoͤn; es ſchien ihm unerlaͤſſlich
Dem beizugeben auch drei garſtig, wuͤſt' und haͤſſlich.
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