Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.43. Du sagst: "Nicht übel ist der Garten deiner Wahl, Doch mittendurch der Weg, der Weg ist viel zu schmal. Du scheinst am liebsten nur mit dir allein zu schreiten, Es haben zwei nicht Raum, eins an des andern Seiten." Mitnichten nur allein! es geht sich wohl zu zwein, Freund mit dem Freunde, wo sich Arm in Arm schlingt ein. Es geht sich wohl zu zwein, oft bin ich so gegangen, Die Freundin mir zunächst, umfangend und umfangen. Ja, Raum dazwischen hat ein Kleines durchzuschlüpfen, Indessen hinterher und vor die Größern hüpfen. Und wenn rechts oder links wir an die Hecke streifen, So sind es Rosen nur, die uns im Scherz ergreifen. So ist der schmale Gang für mich ja breit genug, Es ist der schmale Weg, den ich zum Glück einschlug. Der Gang ist nur zu schmal für förmlichen Besuch, Und ich entbehre gern dergleichen Stadtzuspruch. 43. Du ſagſt: „Nicht uͤbel iſt der Garten deiner Wahl, Doch mittendurch der Weg, der Weg iſt viel zu ſchmal. Du ſcheinſt am liebſten nur mit dir allein zu ſchreiten, Es haben zwei nicht Raum, eins an des andern Seiten.“ Mitnichten nur allein! es geht ſich wohl zu zwein, Freund mit dem Freunde, wo ſich Arm in Arm ſchlingt ein. Es geht ſich wohl zu zwein, oft bin ich ſo gegangen, Die Freundin mir zunaͤchſt, umfangend und umfangen. Ja, Raum dazwiſchen hat ein Kleines durchzuſchluͤpfen, Indeſſen hinterher und vor die Groͤßern huͤpfen. Und wenn rechts oder links wir an die Hecke ſtreifen, So ſind es Roſen nur, die uns im Scherz ergreifen. So iſt der ſchmale Gang fuͤr mich ja breit genug, Es iſt der ſchmale Weg, den ich zum Gluͤck einſchlug. Der Gang iſt nur zu ſchmal fuͤr foͤrmlichen Beſuch, Und ich entbehre gern dergleichen Stadtzuſpruch. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0303" n="293"/> <div n="2"> <head>43.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Du ſagſt: „Nicht uͤbel iſt der Garten deiner Wahl,</l><lb/> <l>Doch mittendurch der Weg, der Weg iſt viel zu ſchmal.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Du ſcheinſt am liebſten nur mit dir allein zu ſchreiten,</l><lb/> <l>Es haben zwei nicht Raum, eins an des andern Seiten.“</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Mitnichten nur allein! es geht ſich wohl zu zwein,</l><lb/> <l>Freund mit dem Freunde, wo ſich Arm in Arm ſchlingt ein.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Es geht ſich wohl zu zwein, oft bin ich ſo gegangen,</l><lb/> <l>Die Freundin mir zunaͤchſt, umfangend und umfangen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Ja, Raum dazwiſchen hat ein Kleines durchzuſchluͤpfen,</l><lb/> <l>Indeſſen hinterher und vor die Groͤßern huͤpfen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Und wenn rechts oder links wir an die Hecke ſtreifen,</l><lb/> <l>So ſind es Roſen nur, die uns im Scherz ergreifen.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>So iſt der ſchmale Gang fuͤr mich ja breit genug,</l><lb/> <l>Es iſt der ſchmale Weg, den ich zum Gluͤck einſchlug.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Der Gang iſt nur zu ſchmal fuͤr foͤrmlichen Beſuch,</l><lb/> <l>Und ich entbehre gern dergleichen Stadtzuſpruch.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [293/0303]
43.
Du ſagſt: „Nicht uͤbel iſt der Garten deiner Wahl,
Doch mittendurch der Weg, der Weg iſt viel zu ſchmal.
Du ſcheinſt am liebſten nur mit dir allein zu ſchreiten,
Es haben zwei nicht Raum, eins an des andern Seiten.“
Mitnichten nur allein! es geht ſich wohl zu zwein,
Freund mit dem Freunde, wo ſich Arm in Arm ſchlingt ein.
Es geht ſich wohl zu zwein, oft bin ich ſo gegangen,
Die Freundin mir zunaͤchſt, umfangend und umfangen.
Ja, Raum dazwiſchen hat ein Kleines durchzuſchluͤpfen,
Indeſſen hinterher und vor die Groͤßern huͤpfen.
Und wenn rechts oder links wir an die Hecke ſtreifen,
So ſind es Roſen nur, die uns im Scherz ergreifen.
So iſt der ſchmale Gang fuͤr mich ja breit genug,
Es iſt der ſchmale Weg, den ich zum Gluͤck einſchlug.
Der Gang iſt nur zu ſchmal fuͤr foͤrmlichen Beſuch,
Und ich entbehre gern dergleichen Stadtzuſpruch.
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Zitationshilfe: | Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/303>, abgerufen am 16.07.2024. |