Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.Die Welt ist auch ein Kind, und will ihr Spielwerk treiben; Wenn sie dich störet, mußt du fein geduldig bleiben, Was schadets, läßt sie dich ein wenig wen'ger schreiben! 90. Durchblättern wollt' ich auch für dich die Kinderschriften, Mein Kind, ob Förderung dadurch dir sei zu stiften. Nicht brauchen kanst du sie, wenn du kein Kind willst bleiben, Weil rechte Männer nie für bloße Kinder schreiben. Was braucht es mehr Beweis? von hundert Dichterlingen Hörst du in diesem Buch die Kinderklapper klingen. Vom einen Dichter, der der eine ist vor allen, Ist kaum ein Fetzchen hier, das ihm im Schlaf entfallen. Du lernst daraus, wiesehr er andre übertrifft, Weil nur so wenig taugt von ihm zur Kinderschrift. Die Welt iſt auch ein Kind, und will ihr Spielwerk treiben; Wenn ſie dich ſtoͤret, mußt du fein geduldig bleiben, Was ſchadets, laͤßt ſie dich ein wenig wen'ger ſchreiben! 90. Durchblaͤttern wollt' ich auch fuͤr dich die Kinderſchriften, Mein Kind, ob Foͤrderung dadurch dir ſei zu ſtiften. Nicht brauchen kanſt du ſie, wenn du kein Kind willſt bleiben, Weil rechte Maͤnner nie fuͤr bloße Kinder ſchreiben. Was braucht es mehr Beweis? von hundert Dichterlingen Hoͤrſt du in dieſem Buch die Kinderklapper klingen. Vom einen Dichter, der der eine iſt vor allen, Iſt kaum ein Fetzchen hier, das ihm im Schlaf entfallen. Du lernſt daraus, wieſehr er andre uͤbertrifft, Weil nur ſo wenig taugt von ihm zur Kinderſchrift. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0331" n="321"/> </l> <lg n="5"> <l>Die Welt iſt auch ein Kind, und will ihr Spielwerk treiben;</l><lb/> <l>Wenn ſie dich ſtoͤret, mußt du fein geduldig bleiben,</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Was ſchadets, laͤßt ſie dich ein wenig wen'ger ſchreiben!</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>90.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Durchblaͤttern wollt' ich auch fuͤr dich die Kinderſchriften,</l><lb/> <l>Mein Kind, ob Foͤrderung dadurch dir ſei zu ſtiften.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Nicht brauchen kanſt du ſie, wenn du kein Kind willſt bleiben,</l><lb/> <l>Weil rechte Maͤnner nie fuͤr bloße Kinder ſchreiben.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Was braucht es mehr Beweis? von hundert Dichterlingen</l><lb/> <l>Hoͤrſt du in dieſem Buch die Kinderklapper klingen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Vom einen Dichter, der der eine iſt vor allen,</l><lb/> <l>Iſt kaum ein Fetzchen hier, das ihm im Schlaf entfallen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Du lernſt daraus, wieſehr er andre uͤbertrifft,</l><lb/> <l>Weil nur ſo wenig taugt von ihm zur Kinderſchrift.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [321/0331]
Die Welt iſt auch ein Kind, und will ihr Spielwerk treiben;
Wenn ſie dich ſtoͤret, mußt du fein geduldig bleiben,
Was ſchadets, laͤßt ſie dich ein wenig wen'ger ſchreiben!
90.
Durchblaͤttern wollt' ich auch fuͤr dich die Kinderſchriften,
Mein Kind, ob Foͤrderung dadurch dir ſei zu ſtiften.
Nicht brauchen kanſt du ſie, wenn du kein Kind willſt bleiben,
Weil rechte Maͤnner nie fuͤr bloße Kinder ſchreiben.
Was braucht es mehr Beweis? von hundert Dichterlingen
Hoͤrſt du in dieſem Buch die Kinderklapper klingen.
Vom einen Dichter, der der eine iſt vor allen,
Iſt kaum ein Fetzchen hier, das ihm im Schlaf entfallen.
Du lernſt daraus, wieſehr er andre uͤbertrifft,
Weil nur ſo wenig taugt von ihm zur Kinderſchrift.
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