Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.96. Ei wie! an einem Tag verschlingst du alle Speise, Womit ein Lebenlang den Geist genährt der Weise, Den du dir eben heut vornahmest zu verdaun; Die Unersättlichkeit, erweckt sie dir kein Graun? Du aber deutest nur aus deiner innern Welt Hin auf die äußere, die ebenso es hält; Da auch ein Prasser ja verpraßt an einem Tage Mehr als erkarget hat des Kargers Jahresplage. Nur ist der Unterschied, daß hier sich von den Aehren Der armen Fleißigen die faulen Reichen nähren, Doch du ein Aermerer zehrst von den geistig reichen. Mög' es zu deines Geists Bereicherung gereichen! 96. Ei wie! an einem Tag verſchlingſt du alle Speiſe, Womit ein Lebenlang den Geiſt genaͤhrt der Weiſe, Den du dir eben heut vornahmeſt zu verdaun; Die Unerſaͤttlichkeit, erweckt ſie dir kein Graun? Du aber deuteſt nur aus deiner innern Welt Hin auf die aͤußere, die ebenſo es haͤlt; Da auch ein Praſſer ja verpraßt an einem Tage Mehr als erkarget hat des Kargers Jahresplage. Nur iſt der Unterſchied, daß hier ſich von den Aehren Der armen Fleißigen die faulen Reichen naͤhren, Doch du ein Aermerer zehrſt von den geiſtig reichen. Moͤg' es zu deines Geiſts Bereicherung gereichen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0335" n="325"/> <div n="2"> <head>96.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Ei wie! an einem Tag verſchlingſt du alle Speiſe,</l><lb/> <l>Womit ein Lebenlang den Geiſt genaͤhrt der Weiſe,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Den du dir eben heut vornahmeſt zu verdaun;</l><lb/> <l>Die Unerſaͤttlichkeit, erweckt ſie dir kein Graun?</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Du aber deuteſt nur aus deiner innern Welt</l><lb/> <l>Hin auf die aͤußere, die ebenſo es haͤlt;</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Da auch ein Praſſer ja verpraßt an einem Tage</l><lb/> <l>Mehr als erkarget hat des Kargers Jahresplage.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Nur iſt der Unterſchied, daß hier ſich von den Aehren</l><lb/> <l>Der armen Fleißigen die faulen Reichen naͤhren,</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Doch du ein Aermerer zehrſt von den geiſtig reichen.</l><lb/> <l>Moͤg' es zu deines Geiſts Bereicherung gereichen!</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [325/0335]
96.
Ei wie! an einem Tag verſchlingſt du alle Speiſe,
Womit ein Lebenlang den Geiſt genaͤhrt der Weiſe,
Den du dir eben heut vornahmeſt zu verdaun;
Die Unerſaͤttlichkeit, erweckt ſie dir kein Graun?
Du aber deuteſt nur aus deiner innern Welt
Hin auf die aͤußere, die ebenſo es haͤlt;
Da auch ein Praſſer ja verpraßt an einem Tage
Mehr als erkarget hat des Kargers Jahresplage.
Nur iſt der Unterſchied, daß hier ſich von den Aehren
Der armen Fleißigen die faulen Reichen naͤhren,
Doch du ein Aermerer zehrſt von den geiſtig reichen.
Moͤg' es zu deines Geiſts Bereicherung gereichen!
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