Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.112. Daß er dich rührt, gedeiht -- es ist nur eine Probe Von deiner Rührbarkeit -- dem Dichter nicht zum Lobe. Dein Herz ist wie das Kraut, ist es dir nicht bekannt? Das Fliegenklappe wird gemeinhin zubenannt, Des Blatt so reizbar ist, daß keine Flieg' es jückt Mit Krabbeln, ohne daß sichs also fühlt entzückt, Daß es zusammenklappt und das Insekt ertappt; Sieh, welch' ein kribblig Ding hast du nun auch erschnappt! 113. Nur was den Ton angibt, in dem du bist gestimmt, Ist was den Weg durchs Ohr zu deinem Innern nimmt. Das Ueberschwängliche rührt nicht und lehrt dich nicht, Weil gleiche Schwingung dir und gleicher Schwung gebricht. 112. Daß er dich ruͤhrt, gedeiht — es iſt nur eine Probe Von deiner Ruͤhrbarkeit — dem Dichter nicht zum Lobe. Dein Herz iſt wie das Kraut, iſt es dir nicht bekannt? Das Fliegenklappe wird gemeinhin zubenannt, Des Blatt ſo reizbar iſt, daß keine Flieg' es juͤckt Mit Krabbeln, ohne daß ſichs alſo fuͤhlt entzuͤckt, Daß es zuſammenklappt und das Inſekt ertappt; Sieh, welch' ein kribblig Ding haſt du nun auch erſchnappt! 113. Nur was den Ton angibt, in dem du biſt geſtimmt, Iſt was den Weg durchs Ohr zu deinem Innern nimmt. Das Ueberſchwaͤngliche ruͤhrt nicht und lehrt dich nicht, Weil gleiche Schwingung dir und gleicher Schwung gebricht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0344" n="334"/> <div n="2"> <head>112.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Daß er dich ruͤhrt, gedeiht — es iſt nur eine Probe</l><lb/> <l>Von deiner Ruͤhrbarkeit — dem Dichter nicht zum Lobe.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dein Herz iſt wie das Kraut, iſt es dir nicht bekannt?</l><lb/> <l>Das Fliegenklappe wird gemeinhin zubenannt,</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Des Blatt ſo reizbar iſt, daß keine Flieg' es juͤckt</l><lb/> <l>Mit Krabbeln, ohne daß ſichs alſo fuͤhlt entzuͤckt,</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Daß es zuſammenklappt und das Inſekt ertappt;</l><lb/> <l>Sieh, welch' ein kribblig Ding haſt du nun auch erſchnappt!</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>113.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Nur was den Ton angibt, in dem du biſt geſtimmt,</l><lb/> <l>Iſt was den Weg durchs Ohr zu deinem Innern nimmt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Das Ueberſchwaͤngliche ruͤhrt nicht und lehrt dich nicht,</l><lb/> <l>Weil gleiche Schwingung dir und gleicher Schwung gebricht.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [334/0344]
112.
Daß er dich ruͤhrt, gedeiht — es iſt nur eine Probe
Von deiner Ruͤhrbarkeit — dem Dichter nicht zum Lobe.
Dein Herz iſt wie das Kraut, iſt es dir nicht bekannt?
Das Fliegenklappe wird gemeinhin zubenannt,
Des Blatt ſo reizbar iſt, daß keine Flieg' es juͤckt
Mit Krabbeln, ohne daß ſichs alſo fuͤhlt entzuͤckt,
Daß es zuſammenklappt und das Inſekt ertappt;
Sieh, welch' ein kribblig Ding haſt du nun auch erſchnappt!
113.
Nur was den Ton angibt, in dem du biſt geſtimmt,
Iſt was den Weg durchs Ohr zu deinem Innern nimmt.
Das Ueberſchwaͤngliche ruͤhrt nicht und lehrt dich nicht,
Weil gleiche Schwingung dir und gleicher Schwung gebricht.
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