Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.44. Laß dich auf diesem Markt von falschem Schein nicht reizen; Mancher hat Gerst' im Sack und zeigt zur Probe Weizen. 45. Wenn die unreife Frucht du schütteln willst vom Ast, Verräthst du, daß du selbst nicht deine Reife hast. 46. Die Feige herb und hart, weich kanst du allenfals Sie drücken; iß sie nur, so kratzt sie dich im Hals. 47. Wer Dörner auf den Weg legt, wo er gehen muß, Der klage nicht, wenn sie ihn stechen in den Fuß. 48. Gern wird der Nachbar heut frischbacknes Brot dir borgen, Wenn du mit Sauerteig ihm kannst aushelfen morgen. 44. Laß dich auf dieſem Markt von falſchem Schein nicht reizen; Mancher hat Gerſt' im Sack und zeigt zur Probe Weizen. 45. Wenn die unreife Frucht du ſchuͤtteln willſt vom Aſt, Verraͤthſt du, daß du ſelbſt nicht deine Reife haſt. 46. Die Feige herb und hart, weich kanſt du allenfals Sie druͤcken; iß ſie nur, ſo kratzt ſie dich im Hals. 47. Wer Doͤrner auf den Weg legt, wo er gehen muß, Der klage nicht, wenn ſie ihn ſtechen in den Fuß. 48. Gern wird der Nachbar heut friſchbacknes Brot dir borgen, Wenn du mit Sauerteig ihm kannſt aushelfen morgen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0043" n="33"/> <div n="2"> <head>44.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Laß dich auf dieſem Markt von falſchem Schein nicht reizen;</l><lb/> <l>Mancher hat Gerſt' im Sack und zeigt zur Probe Weizen.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>45.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Wenn die unreife Frucht du ſchuͤtteln willſt vom Aſt,</l><lb/> <l>Verraͤthſt du, daß du ſelbſt nicht deine Reife haſt.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>46.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Die Feige herb und hart, weich kanſt du allenfals</l><lb/> <l>Sie druͤcken; iß ſie nur, ſo kratzt ſie dich im Hals.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>47.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Wer Doͤrner auf den Weg legt, wo er gehen muß,</l><lb/> <l>Der klage nicht, wenn ſie ihn ſtechen in den Fuß.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>48.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Gern wird der Nachbar heut friſchbacknes Brot dir borgen,</l><lb/> <l>Wenn du mit Sauerteig ihm kannſt aushelfen morgen.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [33/0043]
44.
Laß dich auf dieſem Markt von falſchem Schein nicht reizen;
Mancher hat Gerſt' im Sack und zeigt zur Probe Weizen.
45.
Wenn die unreife Frucht du ſchuͤtteln willſt vom Aſt,
Verraͤthſt du, daß du ſelbſt nicht deine Reife haſt.
46.
Die Feige herb und hart, weich kanſt du allenfals
Sie druͤcken; iß ſie nur, ſo kratzt ſie dich im Hals.
47.
Wer Doͤrner auf den Weg legt, wo er gehen muß,
Der klage nicht, wenn ſie ihn ſtechen in den Fuß.
48.
Gern wird der Nachbar heut friſchbacknes Brot dir borgen,
Wenn du mit Sauerteig ihm kannſt aushelfen morgen.
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