Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.9. Wenn du der Sonne wagst ins Angesicht zu grinzen, Gib Acht, ob eh'r dein Aug', ob ihres eh'r wird blinzen! 10. Willst du an Feindes Thor heut mit dem Finger pochen, So klopft er mit der Faust an deins in nächster Wochen. 11. Du schläfst mit Speer und Schild gerüstet, und im Schrecken Wirfst du es beides weg, wenn dich die Feinde wecken. 12. Man glaubt die Wahrheit nicht, wenn sie ein Armer spricht, Und selbst die Lüge glaubt man einem reichen Wicht. 13. Du selbst heiratest nicht, Heiraten willst du stiften, Handelst mit Gift, doch magst dich selber nicht vergiften. 9. Wenn du der Sonne wagſt ins Angeſicht zu grinzen, Gib Acht, ob eh'r dein Aug', ob ihres eh'r wird blinzen! 10. Willſt du an Feindes Thor heut mit dem Finger pochen, So klopft er mit der Fauſt an deins in naͤchſter Wochen. 11. Du ſchlaͤfſt mit Speer und Schild geruͤſtet, und im Schrecken Wirfſt du es beides weg, wenn dich die Feinde wecken. 12. Man glaubt die Wahrheit nicht, wenn ſie ein Armer ſpricht, Und ſelbſt die Luͤge glaubt man einem reichen Wicht. 13. Du ſelbſt heirateſt nicht, Heiraten willſt du ſtiften, Handelſt mit Gift, doch magſt dich ſelber nicht vergiften. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0057" n="47"/> <div n="2"> <head>9.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Wenn du der Sonne wagſt ins Angeſicht zu grinzen,</l><lb/> <l>Gib Acht, ob eh'r dein Aug', ob ihres eh'r wird blinzen!</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>10.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Willſt du an Feindes Thor heut mit dem Finger pochen,</l><lb/> <l>So klopft er mit der Fauſt an deins in naͤchſter Wochen.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>11.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Du ſchlaͤfſt mit Speer und Schild geruͤſtet, und im Schrecken</l><lb/> <l>Wirfſt du es beides weg, wenn dich die Feinde wecken.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>12.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Man glaubt die Wahrheit nicht, wenn ſie ein Armer ſpricht,</l><lb/> <l>Und ſelbſt die Luͤge glaubt man einem reichen Wicht.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>13.</head><lb/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Du ſelbſt heirateſt nicht, Heiraten willſt du ſtiften,</l><lb/> <l>Handelſt mit Gift, doch magſt dich ſelber nicht vergiften.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [47/0057]
9.
Wenn du der Sonne wagſt ins Angeſicht zu grinzen,
Gib Acht, ob eh'r dein Aug', ob ihres eh'r wird blinzen!
10.
Willſt du an Feindes Thor heut mit dem Finger pochen,
So klopft er mit der Fauſt an deins in naͤchſter Wochen.
11.
Du ſchlaͤfſt mit Speer und Schild geruͤſtet, und im Schrecken
Wirfſt du es beides weg, wenn dich die Feinde wecken.
12.
Man glaubt die Wahrheit nicht, wenn ſie ein Armer ſpricht,
Und ſelbſt die Luͤge glaubt man einem reichen Wicht.
13.
Du ſelbſt heirateſt nicht, Heiraten willſt du ſtiften,
Handelſt mit Gift, doch magſt dich ſelber nicht vergiften.
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