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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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ebenfalls ein Geschenk Ottos des Großen *). Nach alten
Nachrichten ward ein ähnliches Kästlein vor dem dreyßigjähri-
gen Kriege im Domschatze zu Magdeburg aufbewahrt **), von
welchem ein Bruchstück sich erhalten hat, welches im Jahre
1810 zu Mayland in der berühmten Sammlung des verewig-
ten Abbate Triulzi vorhanden war, und vielleicht, da die
Erben geneigt schienen, die Sammlung ungetrennt aufzube-
wahren, noch an derselben Stelle zu suchen ist.

Sulzer, der diese Sammlung von Diptychen und
Schnitzwerken nun schon vor längerer Zeit besehen, erzählt von
einer Tafel, welche ihm aufgefallen: "sie stelle den Kaiser
Otto I. mit seiner Gemahlin vor dem päpstlichen Throne
vor ***)." Ich wage nicht zu entscheiden, ob er nur flüchtig
darauf hingesehen, oder eine andere, von Muratori beleuch-
tete Elfenbeintafel im Sinne gehabt, auf welcher Otto II.
und seine Gemahlin Theophanu vorgestellt worden. Denn die
unsrige enthält, nach einer genauen Beschreibung, welche Herr
von Ramdohr nach der Aufgabe, die ich ihm dahin mitge-
geben, auf der Stelle entworfen, und sogar mit einigen Nach-
zeichnungen begleitet hat, in der Mitte den Weltlehrer, Ma-
ria, S. Mauritius und den Kaiser Otto I., also weder dessen

*) Wallmann, a. a. O. S. 90.
**) S. Dresser, Matth., Sächsisch Chronikon etc. 1596. fo.
S. 270 f. in dem Verzeichniß der damals reichhaltigen Kostbarkei-
ten des magdeburg. Domschatzes: "Ein Schrein oder Kestlin von
weissen Helfenbein und mehrentheils mit Gold und Silber beschla-
gen. s. Marien oder U. L. F. Kestlin geheissen."
***) Sulzer, Tagebuch auf einer Reise durch Italien etc.
S. 327.

ebenfalls ein Geſchenk Ottos des Großen *). Nach alten
Nachrichten ward ein aͤhnliches Kaͤſtlein vor dem dreyßigjaͤhri-
gen Kriege im Domſchatze zu Magdeburg aufbewahrt **), von
welchem ein Bruchſtuͤck ſich erhalten hat, welches im Jahre
1810 zu Mayland in der beruͤhmten Sammlung des verewig-
ten Abbate Triulzi vorhanden war, und vielleicht, da die
Erben geneigt ſchienen, die Sammlung ungetrennt aufzube-
wahren, noch an derſelben Stelle zu ſuchen iſt.

Sulzer, der dieſe Sammlung von Diptychen und
Schnitzwerken nun ſchon vor laͤngerer Zeit beſehen, erzaͤhlt von
einer Tafel, welche ihm aufgefallen: „ſie ſtelle den Kaiſer
Otto I. mit ſeiner Gemahlin vor dem paͤpſtlichen Throne
vor ***).“ Ich wage nicht zu entſcheiden, ob er nur fluͤchtig
darauf hingeſehen, oder eine andere, von Muratori beleuch-
tete Elfenbeintafel im Sinne gehabt, auf welcher Otto II.
und ſeine Gemahlin Theophanu vorgeſtellt worden. Denn die
unſrige enthaͤlt, nach einer genauen Beſchreibung, welche Herr
von Ramdohr nach der Aufgabe, die ich ihm dahin mitge-
geben, auf der Stelle entworfen, und ſogar mit einigen Nach-
zeichnungen begleitet hat, in der Mitte den Weltlehrer, Ma-
ria, S. Mauritius und den Kaiſer Otto I., alſo weder deſſen

*) Wallmann, a. a. O. S. 90.
**) S. Dreſſer, Matth., Saͤchſiſch Chronikon etc. 1596. fo.
S. 270 f. in dem Verzeichniß der damals reichhaltigen Koſtbarkei-
ten des magdeburg. Domſchatzes: „Ein Schrein oder Keſtlin von
weiſſen Helfenbein und mehrentheils mit Gold und Silber beſchla-
gen. ſ. Marien oder U. L. F. Keſtlin geheiſſen.“
***) Sulzer, Tagebuch auf einer Reiſe durch Italien etc.
S. 327.
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[229/0247] ebenfalls ein Geſchenk Ottos des Großen *). Nach alten Nachrichten ward ein aͤhnliches Kaͤſtlein vor dem dreyßigjaͤhri- gen Kriege im Domſchatze zu Magdeburg aufbewahrt **), von welchem ein Bruchſtuͤck ſich erhalten hat, welches im Jahre 1810 zu Mayland in der beruͤhmten Sammlung des verewig- ten Abbate Triulzi vorhanden war, und vielleicht, da die Erben geneigt ſchienen, die Sammlung ungetrennt aufzube- wahren, noch an derſelben Stelle zu ſuchen iſt. Sulzer, der dieſe Sammlung von Diptychen und Schnitzwerken nun ſchon vor laͤngerer Zeit beſehen, erzaͤhlt von einer Tafel, welche ihm aufgefallen: „ſie ſtelle den Kaiſer Otto I. mit ſeiner Gemahlin vor dem paͤpſtlichen Throne vor ***).“ Ich wage nicht zu entſcheiden, ob er nur fluͤchtig darauf hingeſehen, oder eine andere, von Muratori beleuch- tete Elfenbeintafel im Sinne gehabt, auf welcher Otto II. und ſeine Gemahlin Theophanu vorgeſtellt worden. Denn die unſrige enthaͤlt, nach einer genauen Beſchreibung, welche Herr von Ramdohr nach der Aufgabe, die ich ihm dahin mitge- geben, auf der Stelle entworfen, und ſogar mit einigen Nach- zeichnungen begleitet hat, in der Mitte den Weltlehrer, Ma- ria, S. Mauritius und den Kaiſer Otto I., alſo weder deſſen *) Wallmann, a. a. O. S. 90. **) S. Dreſſer, Matth., Saͤchſiſch Chronikon etc. 1596. fo. S. 270 f. in dem Verzeichniß der damals reichhaltigen Koſtbarkei- ten des magdeburg. Domſchatzes: „Ein Schrein oder Keſtlin von weiſſen Helfenbein und mehrentheils mit Gold und Silber beſchla- gen. ſ. Marien oder U. L. F. Keſtlin geheiſſen.“ ***) Sulzer, Tagebuch auf einer Reiſe durch Italien etc. S. 327.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/247>, abgerufen am 22.11.2024.