Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.baren Stoffen angefertigten Kunstarbeiten, welche, da ich sie *) S. Testamentum Brunonis fratris Ottonis M. (ap. Leib-
nitz scriptt. T. 1. p. 289), wo eine lange Reihe kostbarer und kunstreicher Haus- und Kirchengeräthe. In ders. Sammlung, vita Bernwardi c. 7. fecit Evangelia auro et gemmis clarissima; siehe fer- ner das. p. 525, vita Meinwerei, §. 18. Dort läßt dieser heitere und bizarre Charakter, den Heeren in s. Gesch. der classischen Lit. aus Versehen gelehrt nennt, da er doch nach seinem Biogra- phen auch für jene Zeit unwissend war, die Bücher, aus denen sein Gast, der heil. Heimerad, die Messe gelesen, ins Feuer wer- fen, weil er sie, incomptos et neglectos et nullius ponderis aut pretii, fand. Diese Handlung -- eines Thoren allerdings -- wirft einiges Licht auf die Verbreitung der Sitte, die kirchlichen HSS. durch Kunst und Glanz zu verherrlichen. Gerbert (Silvester II. Ep. 106. ap. Du Chesne scriptt.) begehrt von Ecbert, Erzbischof von Trier: crucem vestra scientia elaboratam, und das. ep. 104 und 124, erscheint derselbe Prälat auch als Baumeister. S. ferner Ditmar, über die Geschenke, welche Otto dem Dome zu Magdeburg, in -- libris caeteroque regio apparatu, dargebracht; dens. (ap. Leibnitz. scriptt. T. 1. p. 394.) wo er von Walterd, Erzbischof von Magde- burg, erzählt: "sarcophagum ingentem ad includendas sanctorum reliquias de argento fecit." Auch in der Bibliothek des Domes zu Modena befindet sich ein Evangel. mit geschnitztem Einbande, den Millin (voy. dans le Mil. T. II. p. 205), wohl nach Tiraboschi, in das eilfte Jahrhundert versetzt. Ueber die beträchtliche Folge von Elfenbeinschnitzwerken dieser und früherer Zeit in der öffentli- chen Bibliothek zu S. Gallen giebt v. d. Hagen, Briefe etc. Thl. 1. S. 165, gute Auskunft, wo auch auf den vorangehenden Seiten einiges Historische. Diese Gegenstände berührt auch Joh. v. Mül- ler, Schweizergesch. der alten Ausg. Thl. 1. S. 233 f. und S. 271. -- Daß diese Kunstrichtung sich tief in den christlichen Norden ver- breitet, sehen wir, theils schon aus Snorro Sturles. (Ed. Schö- ning T. III. p. 14.) theils aus dem großen, aus Gold getriebenen baren Stoffen angefertigten Kunſtarbeiten, welche, da ich ſie *) S. Testamentum Brunonis fratris Ottonis M. (ap. Leib-
nitz scriptt. T. 1. p. 289), wo eine lange Reihe koſtbarer und kunſtreicher Haus- und Kirchengeraͤthe. In derſ. Sammlung, vita Bernwardi c. 7. fecit Evangelia auro et gemmis clarissima; ſiehe fer- ner daſ. p. 525, vita Meinwerei, §. 18. Dort laͤßt dieſer heitere und bizarre Charakter, den Heeren in ſ. Geſch. der claſſiſchen Lit. aus Verſehen gelehrt nennt, da er doch nach ſeinem Biogra- phen auch fuͤr jene Zeit unwiſſend war, die Buͤcher, aus denen ſein Gaſt, der heil. Heimerad, die Meſſe geleſen, ins Feuer wer- fen, weil er ſie, incomptos et neglectos et nullius ponderis aut pretii, fand. Dieſe Handlung — eines Thoren allerdings — wirft einiges Licht auf die Verbreitung der Sitte, die kirchlichen HSS. durch Kunſt und Glanz zu verherrlichen. Gerbert (Silveſter II. Ep. 106. ap. Du Chesne scriptt.) begehrt von Ecbert, Erzbiſchof von Trier: crucem vestra scientia elaboratam, und daſ. ep. 104 und 124, erſcheint derſelbe Praͤlat auch als Baumeiſter. S. ferner Ditmar, uͤber die Geſchenke, welche Otto dem Dome zu Magdeburg, in — libris caeteroque regio apparatu, dargebracht; denſ. (ap. Leibnitz. scriptt. T. 1. p. 394.) wo er von Walterd, Erzbiſchof von Magde- burg, erzaͤhlt: „sarcophagum ingentem ad includendas sanctorum reliquias de argento fecit.“ Auch in der Bibliothek des Domes zu Modena befindet ſich ein Evangel. mit geſchnitztem Einbande, den Millin (voy. dans le Mil. T. II. p. 205), wohl nach Tiraboſchi, in das eilfte Jahrhundert verſetzt. Ueber die betraͤchtliche Folge von Elfenbeinſchnitzwerken dieſer und fruͤherer Zeit in der oͤffentli- chen Bibliothek zu S. Gallen giebt v. d. Hagen, Briefe etc. Thl. 1. S. 165, gute Auskunft, wo auch auf den vorangehenden Seiten einiges Hiſtoriſche. Dieſe Gegenſtaͤnde beruͤhrt auch Joh. v. Muͤl- ler, Schweizergeſch. der alten Ausg. Thl. 1. S. 233 f. und S. 271. — Daß dieſe Kunſtrichtung ſich tief in den chriſtlichen Norden ver- breitet, ſehen wir, theils ſchon aus Snorro Sturleſ. (Ed. 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den koͤnnte *), was ich Anderen uͤberlaſſe, beweiſt unwiderleg-
*) S. Testamentum Brunonis fratris Ottonis M. (ap. Leib-
nitz scriptt. T. 1. p. 289), wo eine lange Reihe koſtbarer und
kunſtreicher Haus- und Kirchengeraͤthe. In derſ. Sammlung, vita
Bernwardi c. 7. fecit Evangelia auro et gemmis clarissima; ſiehe fer-
ner daſ. p. 525, vita Meinwerei, §. 18. Dort laͤßt dieſer heitere
und bizarre Charakter, den Heeren in ſ. Geſch. der claſſiſchen
Lit. aus Verſehen gelehrt nennt, da er doch nach ſeinem Biogra-
phen auch fuͤr jene Zeit unwiſſend war, die Buͤcher, aus denen
ſein Gaſt, der heil. Heimerad, die Meſſe geleſen, ins Feuer wer-
fen, weil er ſie, incomptos et neglectos et nullius ponderis aut
pretii, fand. Dieſe Handlung — eines Thoren allerdings — wirft
einiges Licht auf die Verbreitung der Sitte, die kirchlichen HSS.
durch Kunſt und Glanz zu verherrlichen. Gerbert (Silveſter II. Ep.
106. ap. Du Chesne scriptt.) begehrt von Ecbert, Erzbiſchof von
Trier: crucem vestra scientia elaboratam, und daſ. ep. 104 und 124,
erſcheint derſelbe Praͤlat auch als Baumeiſter. S. ferner Ditmar,
uͤber die Geſchenke, welche Otto dem Dome zu Magdeburg, in —
libris caeteroque regio apparatu, dargebracht; denſ. (ap. Leibnitz.
scriptt. T. 1. p. 394.) wo er von Walterd, Erzbiſchof von Magde-
burg, erzaͤhlt: „sarcophagum ingentem ad includendas sanctorum
reliquias de argento fecit.“ Auch in der Bibliothek des Domes zu
Modena befindet ſich ein Evangel. mit geſchnitztem Einbande, den
Millin (voy. dans le Mil. T. II. p. 205), wohl nach Tiraboſchi,
in das eilfte Jahrhundert verſetzt. Ueber die betraͤchtliche Folge
von Elfenbeinſchnitzwerken dieſer und fruͤherer Zeit in der oͤffentli-
chen Bibliothek zu S. Gallen giebt v. d. Hagen, Briefe etc. Thl.
1. S. 165, gute Auskunft, wo auch auf den vorangehenden Seiten
einiges Hiſtoriſche. Dieſe Gegenſtaͤnde beruͤhrt auch Joh. v. Muͤl-
ler, Schweizergeſch. der alten Ausg. Thl. 1. S. 233 f. und S. 271.
— Daß dieſe Kunſtrichtung ſich tief in den chriſtlichen Norden ver-
breitet, ſehen wir, theils ſchon aus Snorro Sturleſ. (Ed. Schö-
ning T. III. p. 14.) theils aus dem großen, aus Gold getriebenen
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