Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.fleiße von allen Seiten ungemessene Aussicht sich eröffnete, Wie wir uns oben erinnert haben, erhielt sich die Kunst- *) Anast. de vitis pont. ed. c. p. 80. col. 1. -- Ecclesiam --
Praxedis -- in alium non longe demutans locum, in meliorem eam, quam dudum fuerat, erexit statum. Absidam vero ejusd. Eccl. mu- sivo opere exornatam variis decenter coloribus decoravit. Simili modo et arcum triumphalem eisdem metallis mirum in modum per- ficiens componit. Triumphbogen nennt er hier die Wand über und neben dem Bogen der Tribune, auf welchem oben Engel, unten Heilige, welche dem Heiland ihre Siegeskronen reichen. fleiße von allen Seiten ungemeſſene Ausſicht ſich eroͤffnete, Wie wir uns oben erinnert haben, erhielt ſich die Kunſt- *) Anast. de vitis pont. ed. c. p. 80. col. 1. — Ecclesiam —
Praxedis — in alium non longe demutans locum, in meliorem eam, quam dudum fuerat, erexit statum. Absidam vero ejusd. Eccl. mu- sivo opere exornatam variis decenter coloribus decoravit. Simili modo et arcum triumphalem eisdem metallis mirum in modum per- ficiens componit. Triumphbogen nennt er hier die Wand uͤber und neben dem Bogen der Tribune, auf welchem oben Engel, unten Heilige, welche dem Heiland ihre Siegeskronen reichen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0257" n="239"/> fleiße von allen Seiten ungemeſſene Ausſicht ſich eroͤffnete,<lb/> verloren die leeren, ausgehuͤlſeten Formen des Alterthums ih-<lb/> ren Werth. Und da man dennoch aus bloßer Gewoͤhnung,<lb/> oder aus Nachgiebigkeit gegen Geiſtliche und Rechtsgelehrte,<lb/> im Rechtsgange die lateiniſche Sprache, in den Kirchen die<lb/> darſtellenden Kuͤnſte beybehielt, ſo verfiel Kunſt und Sprache<lb/> inmitten des aufgeregteſten Lebens ſo tief, als wir nunmehr,<lb/> wenigſtens in Bezug auf die Kunſt, an beſtimmten Denkma-<lb/> len nachweiſen wollen.</p><lb/> <p>Wie wir uns oben erinnert haben, erhielt ſich die Kunſt-<lb/> uͤbung zu <placeName>Rom</placeName>, bey geringer Abweichung, durch Abnahme<lb/> der Fertigkeiten im achten Jahrhundert, noch etwa auf der<lb/> Stufe, welche ſie im ſechsten eingenommen. Wie ſchnell ſie<lb/> indeß ſchon zu Anfang des neunten geſunken, lernen wir aus<lb/> einem Denkmal <persName ref="http://d-nb.info/gnd/100957021">Paſchal <hi rendition="#aq">I.</hi></persName>, den muſiviſchen Malereyen des<lb/> Gewoͤlbes und aͤußeren Bogens der Tribune in der Kirche der<lb/> heil. Praxedis zu <placeName>Rom</placeName>. Daß dieſe Malereyen von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/100957021">Paſchal <hi rendition="#aq">I.</hi></persName>,<lb/> alſo um das Jahr 820, angeordnet worden, berichtet ſchon<lb/><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118965808">Anaſtaſius</persName></hi> <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118965808"><hi rendition="#g">Anast</hi>.</persName> de vitis pont. ed. c. p. 80. col. 1. — Ecclesiam —<lb/> Praxedis — in alium non longe demutans locum, in meliorem eam,<lb/> quam dudum fuerat, erexit statum. Absidam vero ejusd. Eccl. mu-<lb/> sivo opere <choice><sic>oxornatam</sic><corr>exornatam</corr></choice> variis decenter coloribus decoravit. Simili<lb/> modo et arcum triumphalem eisdem metallis mirum in modum per-<lb/> ficiens componit.</hi> Triumphbogen nennt er hier die Wand uͤber und<lb/> neben dem Bogen der Tribune, auf welchem oben Engel, unten<lb/> Heilige, welche dem Heiland ihre Siegeskronen reichen.</note>, dann die gedoppelte, muſiviſch ausgelegte<lb/> Aufſchrift des Werkes ſelbſt <note xml:id="fn38a" next="#fn38b" place="foot" n="**)">Im Fries unter der Woͤlbung der Tribune: <hi rendition="#aq">Emicat aula<lb/> piae variis decorata metallis Praxedis<choice><sic>.</sic><corr/></choice> —<lb/> Pontificis summi studio <persName ref="http://d-nb.info/gnd/100957021">Paschalis</persName>.</hi> — Und uͤber dem <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118557513">Chriſtus</persName></note>. Die Vorſtellungen, welche<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [239/0257]
fleiße von allen Seiten ungemeſſene Ausſicht ſich eroͤffnete,
verloren die leeren, ausgehuͤlſeten Formen des Alterthums ih-
ren Werth. Und da man dennoch aus bloßer Gewoͤhnung,
oder aus Nachgiebigkeit gegen Geiſtliche und Rechtsgelehrte,
im Rechtsgange die lateiniſche Sprache, in den Kirchen die
darſtellenden Kuͤnſte beybehielt, ſo verfiel Kunſt und Sprache
inmitten des aufgeregteſten Lebens ſo tief, als wir nunmehr,
wenigſtens in Bezug auf die Kunſt, an beſtimmten Denkma-
len nachweiſen wollen.
Wie wir uns oben erinnert haben, erhielt ſich die Kunſt-
uͤbung zu Rom, bey geringer Abweichung, durch Abnahme
der Fertigkeiten im achten Jahrhundert, noch etwa auf der
Stufe, welche ſie im ſechsten eingenommen. Wie ſchnell ſie
indeß ſchon zu Anfang des neunten geſunken, lernen wir aus
einem Denkmal Paſchal I., den muſiviſchen Malereyen des
Gewoͤlbes und aͤußeren Bogens der Tribune in der Kirche der
heil. Praxedis zu Rom. Daß dieſe Malereyen von Paſchal I.,
alſo um das Jahr 820, angeordnet worden, berichtet ſchon
Anaſtaſius *), dann die gedoppelte, muſiviſch ausgelegte
Aufſchrift des Werkes ſelbſt **). Die Vorſtellungen, welche
*) Anast. de vitis pont. ed. c. p. 80. col. 1. — Ecclesiam —
Praxedis — in alium non longe demutans locum, in meliorem eam,
quam dudum fuerat, erexit statum. Absidam vero ejusd. Eccl. mu-
sivo opere exornatam variis decenter coloribus decoravit. Simili
modo et arcum triumphalem eisdem metallis mirum in modum per-
ficiens componit. Triumphbogen nennt er hier die Wand uͤber und
neben dem Bogen der Tribune, auf welchem oben Engel, unten
Heilige, welche dem Heiland ihre Siegeskronen reichen.
**) Im Fries unter der Woͤlbung der Tribune: Emicat aula
piae variis decorata metallis Praxedis —
Pontificis summi studio Paschalis. — Und uͤber dem Chriſtus
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