Mit besonderem Gefühl ergriff der ältere Sohn des eben erwähnten Bartolo di Fredo eben nur den Geist und Sinn der überlieferten Kunstgebilde des höchsten christlichen Alter- thumes, ohne sich an das Zufällige der Manier und anderer Aeußerlichkeiten zu binden, welche er auf die höhere Kunst- stufe seiner Zeit zu erheben trachtete. Das Gestirn der neue- ren Malerey leitete ihn, als er die Höhe seines Bestrebens erreicht hatte, nach Perugia, wo er Eindrücke bewirkt und zurückgelassen, welche in der umbrischen Schule während des funfzehnten Jahrhundertes nachgewirkt und durch das Mittel- glied des Peter von Perugia die Seele Raphaels erreicht und befruchtet haben. Doch werde ich, um die Zeitfolge nicht ganz abzureißen, die bestimmtere Entwickelung dieser Andeu- tung noch aussetzen müssen, da ich vor der Hand verschiede- nes, die Geschichte der Baukunst und Bildnerey Betreffende nachzuholen habe, welches, seiner Dürre ungeachtet, denen willkommen seyn dürfte, welche in dieser Gegend der Kunst- geschichte auf umständliche und sichere Kunde ausgehn; wäh- rend andere, die äußere Abtheilung dieser Schrift benutzend, ohne Aufenthalt zur dreyzehnten Abhandlung übergehn wollen.
Urkund-
Mit beſonderem Gefuͤhl ergriff der aͤltere Sohn des eben erwaͤhnten Bartolo di Fredo eben nur den Geiſt und Sinn der uͤberlieferten Kunſtgebilde des hoͤchſten chriſtlichen Alter- thumes, ohne ſich an das Zufaͤllige der Manier und anderer Aeußerlichkeiten zu binden, welche er auf die hoͤhere Kunſt- ſtufe ſeiner Zeit zu erheben trachtete. Das Geſtirn der neue- ren Malerey leitete ihn, als er die Hoͤhe ſeines Beſtrebens erreicht hatte, nach Perugia, wo er Eindruͤcke bewirkt und zuruͤckgelaſſen, welche in der umbriſchen Schule waͤhrend des funfzehnten Jahrhundertes nachgewirkt und durch das Mittel- glied des Peter von Perugia die Seele Raphaels erreicht und befruchtet haben. Doch werde ich, um die Zeitfolge nicht ganz abzureißen, die beſtimmtere Entwickelung dieſer Andeu- tung noch ausſetzen muͤſſen, da ich vor der Hand verſchiede- nes, die Geſchichte der Baukunſt und Bildnerey Betreffende nachzuholen habe, welches, ſeiner Duͤrre ungeachtet, denen willkommen ſeyn duͤrfte, welche in dieſer Gegend der Kunſt- geſchichte auf umſtaͤndliche und ſichere Kunde ausgehn; waͤh- rend andere, die aͤußere Abtheilung dieſer Schrift benutzend, ohne Aufenthalt zur dreyzehnten Abhandlung uͤbergehn wollen.
Urkund-
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Mit beſonderem Gefuͤhl ergriff der aͤltere Sohn des eben
erwaͤhnten Bartolo di Fredo eben nur den Geiſt und Sinn
der uͤberlieferten Kunſtgebilde des hoͤchſten chriſtlichen Alter-
thumes, ohne ſich an das Zufaͤllige der Manier und anderer
Aeußerlichkeiten zu binden, welche er auf die hoͤhere Kunſt-
ſtufe ſeiner Zeit zu erheben trachtete. Das Geſtirn der neue-
ren Malerey leitete ihn, als er die Hoͤhe ſeines Beſtrebens
erreicht hatte, nach Perugia, wo er Eindruͤcke bewirkt und
zuruͤckgelaſſen, welche in der umbriſchen Schule waͤhrend des
funfzehnten Jahrhundertes nachgewirkt und durch das Mittel-
glied des Peter von Perugia die Seele Raphaels erreicht und
befruchtet haben. Doch werde ich, um die Zeitfolge nicht
ganz abzureißen, die beſtimmtere Entwickelung dieſer Andeu-
tung noch ausſetzen muͤſſen, da ich vor der Hand verſchiede-
nes, die Geſchichte der Baukunſt und Bildnerey Betreffende
nachzuholen habe, welches, ſeiner Duͤrre ungeachtet, denen
willkommen ſeyn duͤrfte, welche in dieſer Gegend der Kunſt-
geſchichte auf umſtaͤndliche und ſichere Kunde ausgehn; waͤh-
rend andere, die aͤußere Abtheilung dieſer Schrift benutzend,
ohne Aufenthalt zur dreyzehnten Abhandlung uͤbergehn wollen.
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/130>, abgerufen am 21.11.2024.
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