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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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fo. 31. a tergo -- Consilium est in concordia --
scil. quod dictus Magister Ramus rebanniatur et ab-
solvatur etc. etc.

Diese Urkunden rufen mir die italienischen Bildner jener
Zeit ins Gedächtniß, deren Geschichte, ungeachtet so viel älte-
rer und eines neueren sehr anspruchvollen Werkes, noch immer
im Einzelnen, wie im Allgemeinen viele Irrthümer und Dun-
kelheiten enthält, denen, bey einem fortgesetzten und verbreite-
ten Quellenstudio doch endlich müßte beyzukommen seyn.

Der Vater jenes ausgezeichneten, sonst unbekannten Bild-
ners Ramo war, wie obiger Auszug meldet, von jenseits der
Berge *) gekommen und wahrscheinlich ebenfalls ein Bildner
und Baumeister gewesen. Auch an anderen Stellen stieß ich,
ohne zu suchen, auf die Spur deutscher Bildner, welche im
dreyzehnten und vierzehnten Jahrhunderte, eben als man über-
all in Italien in der Baukunst und Bildnerey dem deutschen
Geschmacke nachahmte, in Italien Anstellung und Beschäfti-
gung gefunden **). Dieser deutsche Geschmack war sogar in

*) Arch. della gen. Biccherna di Siena To. 16. ann. 1258.
(1259.) fo. 15. a. t. Item magistro Rodolfo Tedeschi pro se et
buon insegna Nichole ejus socio etc.
Sein Vater mochte
schlechthin, il Tedesco genannt worden seyn. Dieser Meister er-
hält III Libr. für Steinmetzenarbeit.
**) Archivio dell' op. del Duomo di Firenze, Libro inscritto:
Memoriale delle masserizie ed d'altre chose dell' opera. fo. 2. (1388.)

wird: lo tomaso de la magna unter den Steinmetzen und anderen
Arbeitern aufgeführt, welche in ged. Jahre beym Dombau angestellt
worden, und fo. 64. erhält er eine tavoletta bezahlt, scheint daher
ein Bildschnitzer zu seyn. -- Arch. cit. Libro: Q di Cassa 1406. a. c.
18 a. t. Maestro Nicholo Tedescho.
-- Zu Siena fand ich in einem
Fragment des Archives der Co. di s. Onofrio (jetzt in den riforma-
gioni): (1411.) a maestro arigo tedesco a di 5. di marzo fiorini sette
--

fo. 31. a tergo — Consilium est in concordia —
scil. quod dictus Magister Ramus rebanniatur et ab-
solvatur etc. etc.

Dieſe Urkunden rufen mir die italieniſchen Bildner jener
Zeit ins Gedaͤchtniß, deren Geſchichte, ungeachtet ſo viel aͤlte-
rer und eines neueren ſehr anſpruchvollen Werkes, noch immer
im Einzelnen, wie im Allgemeinen viele Irrthuͤmer und Dun-
kelheiten enthaͤlt, denen, bey einem fortgeſetzten und verbreite-
ten Quellenſtudio doch endlich muͤßte beyzukommen ſeyn.

Der Vater jenes ausgezeichneten, ſonſt unbekannten Bild-
ners Ramo war, wie obiger Auszug meldet, von jenſeits der
Berge *) gekommen und wahrſcheinlich ebenfalls ein Bildner
und Baumeiſter geweſen. Auch an anderen Stellen ſtieß ich,
ohne zu ſuchen, auf die Spur deutſcher Bildner, welche im
dreyzehnten und vierzehnten Jahrhunderte, eben als man uͤber-
all in Italien in der Baukunſt und Bildnerey dem deutſchen
Geſchmacke nachahmte, in Italien Anſtellung und Beſchaͤfti-
gung gefunden **). Dieſer deutſche Geſchmack war ſogar in

*) Arch. della gen. Biccherna di Siena To. 16. ann. 1258.
(1259.) fo. 15. a. t. Item magistro Rodolfo Tedeschi pro se et
buon insegna Nichole ejus socio etc.
Sein Vater mochte
ſchlechthin, il Tedesco genannt worden ſeyn. Dieſer Meiſter er-
haͤlt III Libr. fuͤr Steinmetzenarbeit.
**) Archivio dell’ op. del Duomo di Firenze, Libro inscritto:
Memoriale delle masserizie ed d’altre chose dell’ opera. fo. 2. (1388.)

wird: lo tomaso de la magna unter den Steinmetzen und anderen
Arbeitern aufgefuͤhrt, welche in ged. Jahre beym Dombau angeſtellt
worden, und fo. 64. erhaͤlt er eine tavoletta bezahlt, ſcheint daher
ein Bildſchnitzer zu ſeyn. — Arch. cit. Libro: Q di Cassa 1406. a. c.
18 a. t. Maestro Nicholo Tedescho.
— Zu Siena fand ich in einem
Fragment des Archives der Co. di s. Onofrio (jetzt in den riforma-
gioni): (1411.) a maestro arigo tedesco a di 5. di marzo fiorini sette
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[143/0161] fo. 31. a tergo — Consilium est in concordia — scil. quod dictus Magister Ramus rebanniatur et ab- solvatur etc. etc. Dieſe Urkunden rufen mir die italieniſchen Bildner jener Zeit ins Gedaͤchtniß, deren Geſchichte, ungeachtet ſo viel aͤlte- rer und eines neueren ſehr anſpruchvollen Werkes, noch immer im Einzelnen, wie im Allgemeinen viele Irrthuͤmer und Dun- kelheiten enthaͤlt, denen, bey einem fortgeſetzten und verbreite- ten Quellenſtudio doch endlich muͤßte beyzukommen ſeyn. Der Vater jenes ausgezeichneten, ſonſt unbekannten Bild- ners Ramo war, wie obiger Auszug meldet, von jenſeits der Berge *) gekommen und wahrſcheinlich ebenfalls ein Bildner und Baumeiſter geweſen. Auch an anderen Stellen ſtieß ich, ohne zu ſuchen, auf die Spur deutſcher Bildner, welche im dreyzehnten und vierzehnten Jahrhunderte, eben als man uͤber- all in Italien in der Baukunſt und Bildnerey dem deutſchen Geſchmacke nachahmte, in Italien Anſtellung und Beſchaͤfti- gung gefunden **). Dieſer deutſche Geſchmack war ſogar in *) Arch. della gen. Biccherna di Siena To. 16. ann. 1258. (1259.) fo. 15. a. t. Item magistro Rodolfo Tedeschi pro se et buon insegna Nichole ejus socio etc. Sein Vater mochte ſchlechthin, il Tedesco genannt worden ſeyn. Dieſer Meiſter er- haͤlt III Libr. fuͤr Steinmetzenarbeit. **) Archivio dell’ op. del Duomo di Firenze, Libro inscritto: Memoriale delle masserizie ed d’altre chose dell’ opera. fo. 2. (1388.) wird: lo tomaso de la magna unter den Steinmetzen und anderen Arbeitern aufgefuͤhrt, welche in ged. Jahre beym Dombau angeſtellt worden, und fo. 64. erhaͤlt er eine tavoletta bezahlt, ſcheint daher ein Bildſchnitzer zu ſeyn. — Arch. cit. Libro: Q di Cassa 1406. a. c. 18 a. t. Maestro Nicholo Tedescho. — Zu Siena fand ich in einem Fragment des Archives der Co. di s. Onofrio (jetzt in den riforma- gioni): (1411.) a maestro arigo tedesco a di 5. di marzo fiorini sette —

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/161>, abgerufen am 16.05.2024.