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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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Wöchnerin durch Wäsche aushelfen, oder doch ihr Handrei-
chungen leisten; anmuthige Züge nachbarlichen Lebens, denen
die Feuchtigkeit der Mauer einen nahen Untergang zu drohen
scheint. Die Lunette über dem Altare enthält die Aufnahme
der Jungfrau in den Himmel; diese Darstellung wird durch
einen alten, halbgothischen Vorsprung beengt. An der Wand
zur linken, befinden sich verschiedene Vorstellungen, an deren
unterem Sockel der Künstler auch das Jahr und sein Mono-
gramm angebracht hat, wie folgt:

MCCCCLXIX.
L. V.
*).

In dem oberen Halbrund, die Besteigung der Stufen des
Tempels, ein Perspectivbild mit einigen guten Figuren; darun-
ter in der ganzen Weite der Mauer die Vermählung der
Maria, unbedenklich das Hauptbild der ganzen Folge. Wie
in den übrigen Bildern, so zeigt sich besonders in diesem, daß
der Künstler nicht eigentlich von der Idee seiner Aufgaben er-
griffen war, vielmehr sie nur benutzte, um naive und liebliche
Züge des bürgerlich-häuslichen Lebens darin anzubringen. Wie
viel er in der Charakteristik, nicht bloß der Köpfe, vielmehr
selbst der ganzen Gestalt und Bewegung der Figuren zu lei-
sten vermochte, zeigt sich besonders an dieser Stelle, wo Lo-
renzo
Alles, was seinerzeit zu Viterbo sich auszeichnete, in dem
Gefolge und unter den Zeugen der Trauung angebracht hat,
worüber wir einen alten Chronisten, welcher in Person zu ei-
ner dieser lebenvollen Figuren Modell gestanden, in seiner ei-
genen, alterthümlichen Sprache vernehmen wollen **).


Gleich-
*) Laurentius Viterb. s. Belege I.
**) S. Belege I.

Woͤchnerin durch Waͤſche aushelfen, oder doch ihr Handrei-
chungen leiſten; anmuthige Zuͤge nachbarlichen Lebens, denen
die Feuchtigkeit der Mauer einen nahen Untergang zu drohen
ſcheint. Die Lunette uͤber dem Altare enthaͤlt die Aufnahme
der Jungfrau in den Himmel; dieſe Darſtellung wird durch
einen alten, halbgothiſchen Vorſprung beengt. An der Wand
zur linken, befinden ſich verſchiedene Vorſtellungen, an deren
unterem Sockel der Kuͤnſtler auch das Jahr und ſein Mono-
gramm angebracht hat, wie folgt:

MCCCCLXIX.
L. V.
*).

In dem oberen Halbrund, die Beſteigung der Stufen des
Tempels, ein Perſpectivbild mit einigen guten Figuren; darun-
ter in der ganzen Weite der Mauer die Vermaͤhlung der
Maria, unbedenklich das Hauptbild der ganzen Folge. Wie
in den uͤbrigen Bildern, ſo zeigt ſich beſonders in dieſem, daß
der Kuͤnſtler nicht eigentlich von der Idee ſeiner Aufgaben er-
griffen war, vielmehr ſie nur benutzte, um naive und liebliche
Zuͤge des buͤrgerlich-haͤuslichen Lebens darin anzubringen. Wie
viel er in der Charakteriſtik, nicht bloß der Koͤpfe, vielmehr
ſelbſt der ganzen Geſtalt und Bewegung der Figuren zu lei-
ſten vermochte, zeigt ſich beſonders an dieſer Stelle, wo Lo-
renzo
Alles, was ſeinerzeit zu Viterbo ſich auszeichnete, in dem
Gefolge und unter den Zeugen der Trauung angebracht hat,
woruͤber wir einen alten Chroniſten, welcher in Perſon zu ei-
ner dieſer lebenvollen Figuren Modell geſtanden, in ſeiner ei-
genen, alterthuͤmlichen Sprache vernehmen wollen **).


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*) Laurentius Viterb. ſ. Belege I.
**) S. Belege I.
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[176/0194] Woͤchnerin durch Waͤſche aushelfen, oder doch ihr Handrei- chungen leiſten; anmuthige Zuͤge nachbarlichen Lebens, denen die Feuchtigkeit der Mauer einen nahen Untergang zu drohen ſcheint. Die Lunette uͤber dem Altare enthaͤlt die Aufnahme der Jungfrau in den Himmel; dieſe Darſtellung wird durch einen alten, halbgothiſchen Vorſprung beengt. An der Wand zur linken, befinden ſich verſchiedene Vorſtellungen, an deren unterem Sockel der Kuͤnſtler auch das Jahr und ſein Mono- gramm angebracht hat, wie folgt: MCCCCLXIX. L. V. *). In dem oberen Halbrund, die Beſteigung der Stufen des Tempels, ein Perſpectivbild mit einigen guten Figuren; darun- ter in der ganzen Weite der Mauer die Vermaͤhlung der Maria, unbedenklich das Hauptbild der ganzen Folge. Wie in den uͤbrigen Bildern, ſo zeigt ſich beſonders in dieſem, daß der Kuͤnſtler nicht eigentlich von der Idee ſeiner Aufgaben er- griffen war, vielmehr ſie nur benutzte, um naive und liebliche Zuͤge des buͤrgerlich-haͤuslichen Lebens darin anzubringen. Wie viel er in der Charakteriſtik, nicht bloß der Koͤpfe, vielmehr ſelbſt der ganzen Geſtalt und Bewegung der Figuren zu lei- ſten vermochte, zeigt ſich beſonders an dieſer Stelle, wo Lo- renzo Alles, was ſeinerzeit zu Viterbo ſich auszeichnete, in dem Gefolge und unter den Zeugen der Trauung angebracht hat, woruͤber wir einen alten Chroniſten, welcher in Perſon zu ei- ner dieſer lebenvollen Figuren Modell geſtanden, in ſeiner ei- genen, alterthuͤmlichen Sprache vernehmen wollen **). Gleich- *) Laurentius Viterb. ſ. Belege I. **) S. Belege I.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/194>, abgerufen am 28.11.2024.