flüchtiges Talent, dem es nicht immer mit seiner Aufgabe so ganz ein Ernst war, weßhalb ihm in seinem fruchtbaren Künstlerleben nicht Alles gleichmäßig gelungen ist. Ferner unterscheiden sich die ersten von den späteren durch den Auf- druck der Zeit; denn eben was Masaccio erstrebte, Schatten- gebung und Rundung, eben was er bey unnöthiger Uebertrei- bung der Mittel noch nicht so ganz erreichte, war dem Filip- pino bereits ein leichtes Spiel; was Masaccio ganz hintan- setzte, ich möchte sagen, nur bildnerisch andeutete, die Land- schaften und Hintergründe, behandelte Filippino, wie überall in seinen Bildern, so auch hier mit Leichtigkeit und Geschmack. Zudem unterscheiden sich beide Meister auch in der Manier oder Handhabung des Technischen der Frescomalerey: Masac- cio trug die Farbe, schon um die bezweckte Rundung besser zu erreichen, sehr pastos und, in gewissem Sinne, modellirend auf; Filippino hingegen dünn und flüssig, da ihm, was jenem kaum zum Localton genügte, schon zum Lichte dienen konnte. Allein auch das Gewand behandelte jeder auf seine Weise; Masaccio bestrebte Größe und Einfachheit der Massen, ver- theilte und rundete die einzelnen Parthieen wie schon die Zeit- genossen Raphaels anerkannten, gewiß höchst musterhaft; Fi- lippino hingegen, welcher die Gewandung späterhin bis zum Geschmacklosen willkührlich behandelt hat, verräth sogar hier, wo er sein Bestes geleistet, die Hinneigung zu kleinlichen und bauschigen Brüchen und zu jenem flüchtigen, sich schlängelnden Auftrage der Faltenlichter, welche seine späteren Arbeiten nicht wenig entstellen. Endlich dient auch das Costüme der Bild- nißfiguren, zu zeigen, was Masaccio in diesen Gemälden durch- aus nicht gemalt haben konnte.
Möge Vasari der eigenen Wahrnehmung dieser mehrsei-
fluͤchtiges Talent, dem es nicht immer mit ſeiner Aufgabe ſo ganz ein Ernſt war, weßhalb ihm in ſeinem fruchtbaren Kuͤnſtlerleben nicht Alles gleichmaͤßig gelungen iſt. Ferner unterſcheiden ſich die erſten von den ſpaͤteren durch den Auf- druck der Zeit; denn eben was Maſaccio erſtrebte, Schatten- gebung und Rundung, eben was er bey unnoͤthiger Uebertrei- bung der Mittel noch nicht ſo ganz erreichte, war dem Filip- pino bereits ein leichtes Spiel; was Maſaccio ganz hintan- ſetzte, ich moͤchte ſagen, nur bildneriſch andeutete, die Land- ſchaften und Hintergruͤnde, behandelte Filippino, wie uͤberall in ſeinen Bildern, ſo auch hier mit Leichtigkeit und Geſchmack. Zudem unterſcheiden ſich beide Meiſter auch in der Manier oder Handhabung des Techniſchen der Frescomalerey: Maſac- cio trug die Farbe, ſchon um die bezweckte Rundung beſſer zu erreichen, ſehr paſtos und, in gewiſſem Sinne, modellirend auf; Filippino hingegen duͤnn und fluͤſſig, da ihm, was jenem kaum zum Localton genuͤgte, ſchon zum Lichte dienen konnte. Allein auch das Gewand behandelte jeder auf ſeine Weiſe; Maſaccio beſtrebte Groͤße und Einfachheit der Maſſen, ver- theilte und rundete die einzelnen Parthieen wie ſchon die Zeit- genoſſen Raphaels anerkannten, gewiß hoͤchſt muſterhaft; Fi- lippino hingegen, welcher die Gewandung ſpaͤterhin bis zum Geſchmackloſen willkuͤhrlich behandelt hat, verraͤth ſogar hier, wo er ſein Beſtes geleiſtet, die Hinneigung zu kleinlichen und bauſchigen Bruͤchen und zu jenem fluͤchtigen, ſich ſchlaͤngelnden Auftrage der Faltenlichter, welche ſeine ſpaͤteren Arbeiten nicht wenig entſtellen. Endlich dient auch das Coſtuͤme der Bild- nißfiguren, zu zeigen, was Maſaccio in dieſen Gemaͤlden durch- aus nicht gemalt haben konnte.
Moͤge Vaſari der eigenen Wahrnehmung dieſer mehrſei-
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fluͤchtiges Talent, dem es nicht immer mit ſeiner Aufgabe ſo
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Kuͤnſtlerleben nicht Alles gleichmaͤßig gelungen iſt. Ferner
unterſcheiden ſich die erſten von den ſpaͤteren durch den Auf-
druck der Zeit; denn eben was Maſaccio erſtrebte, Schatten-
gebung und Rundung, eben was er bey unnoͤthiger Uebertrei-
bung der Mittel noch nicht ſo ganz erreichte, war dem Filip-
pino bereits ein leichtes Spiel; was Maſaccio ganz hintan-
ſetzte, ich moͤchte ſagen, nur bildneriſch andeutete, die Land-
ſchaften und Hintergruͤnde, behandelte Filippino, wie uͤberall
in ſeinen Bildern, ſo auch hier mit Leichtigkeit und Geſchmack.
Zudem unterſcheiden ſich beide Meiſter auch in der Manier
oder Handhabung des Techniſchen der Frescomalerey: Maſac-
cio trug die Farbe, ſchon um die bezweckte Rundung beſſer
zu erreichen, ſehr paſtos und, in gewiſſem Sinne, modellirend
auf; Filippino hingegen duͤnn und fluͤſſig, da ihm, was jenem
kaum zum Localton genuͤgte, ſchon zum Lichte dienen konnte.
Allein auch das Gewand behandelte jeder auf ſeine Weiſe;
Maſaccio beſtrebte Groͤße und Einfachheit der Maſſen, ver-
theilte und rundete die einzelnen Parthieen wie ſchon die Zeit-
genoſſen Raphaels anerkannten, gewiß hoͤchſt muſterhaft; Fi-
lippino hingegen, welcher die Gewandung ſpaͤterhin bis zum
Geſchmackloſen willkuͤhrlich behandelt hat, verraͤth ſogar hier,
wo er ſein Beſtes geleiſtet, die Hinneigung zu kleinlichen und
bauſchigen Bruͤchen und zu jenem fluͤchtigen, ſich ſchlaͤngelnden
Auftrage der Faltenlichter, welche ſeine ſpaͤteren Arbeiten nicht
wenig entſtellen. Endlich dient auch das Coſtuͤme der Bild-
nißfiguren, zu zeigen, was Maſaccio in dieſen Gemaͤlden durch-
aus nicht gemalt haben konnte.
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/265>, abgerufen am 22.11.2024.
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