zierte in der gedachten Kirche s. Antonino di Via superba drey Lunetten, welche Matteo di Gualdo offen gelassen, durch sehr beachtenswerthe Malereyen. Die Beglaubigung dieses Bildes, die Aufschrift: PETRVS ANTONIVS DE FVLGINEO stehet auf dem Tafelbuche der Lunette zur Rechten. S. Ja- cob, sagt die Legende, erhielt einen Knaben am Leben, wel- chen ein gewaltsamer Richter dessen nach Compostella pilgern- den Eltern entrissen und aufhängen lassen. Nach ihrer Rück- kehr vom Grabe des Apostels begehrten die Eltern und An- gehörigen des Knaben dessen Befreyung. Der Richter, welcher, wie es vorauszusetzen war, nicht an Wunder glaubt, spricht darauf: ehe würden meine gebratenen Hühner hier am Tische lebendig. Doch nimmt ihn der Heilige beym Worte, was denn der Sache den Ausschlag giebt. Ein kleiner Page im vorderen Grunde des Gemäldes, hat an dem unerwarteten Aufkrähen der Gebratenen seine kindliche Freude; die Gäste hingegen überläuft sichtbar ein frommes Entsetzen. Das Un- mittelbare des Herganges zu versinnlichen, scheint der Richter noch mit den Pilgern zu reden, vielleicht eben jene bedenkli- chen Worte auszusprechen und das geschehende Wunder nicht unmittelbar wahrzunehmen. In der zweyten Abtheilung der- selben Wand sieht man den aufgehängten Jüngling, welchen s. Jacob unterstützt, und seine Freunde, unter denen ein abge- hender, geharnischter Mann, vielleicht der Vater, mit dem Ausdrucke tiefer Betrübniß auf den Hingerichteten zurückblickt. In der Lunette zur Rechten seegnet s. Anton Kameele und vertheilt in der zweyten Abtheilung Almosen unter Bedürftige, deren Gier sehr lebhaft ausgedrückt ist. Ueber der Thüre ein
zierte in der gedachten Kirche ſ. Antonino di Via ſuperba drey Lunetten, welche Matteo di Gualdo offen gelaſſen, durch ſehr beachtenswerthe Malereyen. Die Beglaubigung dieſes Bildes, die Aufſchrift: PETRVS ANTONIVS DE FVLGINEO ſtehet auf dem Tafelbuche der Lunette zur Rechten. S. Ja- cob, ſagt die Legende, erhielt einen Knaben am Leben, wel- chen ein gewaltſamer Richter deſſen nach Compoſtella pilgern- den Eltern entriſſen und aufhaͤngen laſſen. Nach ihrer Ruͤck- kehr vom Grabe des Apoſtels begehrten die Eltern und An- gehoͤrigen des Knaben deſſen Befreyung. Der Richter, welcher, wie es vorauszuſetzen war, nicht an Wunder glaubt, ſpricht darauf: ehe wuͤrden meine gebratenen Huͤhner hier am Tiſche lebendig. Doch nimmt ihn der Heilige beym Worte, was denn der Sache den Ausſchlag giebt. Ein kleiner Page im vorderen Grunde des Gemaͤldes, hat an dem unerwarteten Aufkraͤhen der Gebratenen ſeine kindliche Freude; die Gaͤſte hingegen uͤberlaͤuft ſichtbar ein frommes Entſetzen. Das Un- mittelbare des Herganges zu verſinnlichen, ſcheint der Richter noch mit den Pilgern zu reden, vielleicht eben jene bedenkli- chen Worte auszuſprechen und das geſchehende Wunder nicht unmittelbar wahrzunehmen. In der zweyten Abtheilung der- ſelben Wand ſieht man den aufgehaͤngten Juͤngling, welchen ſ. Jacob unterſtuͤtzt, und ſeine Freunde, unter denen ein abge- hender, geharniſchter Mann, vielleicht der Vater, mit dem Ausdrucke tiefer Betruͤbniß auf den Hingerichteten zuruͤckblickt. In der Lunette zur Rechten ſeegnet ſ. Anton Kameele und vertheilt in der zweyten Abtheilung Almoſen unter Beduͤrftige, deren Gier ſehr lebhaft ausgedruͤckt iſt. Ueber der Thuͤre ein
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zierte in der gedachten Kirche ſ. Antonino di Via ſuperba drey
Lunetten, welche Matteo di Gualdo offen gelaſſen, durch ſehr
beachtenswerthe Malereyen. Die Beglaubigung dieſes Bildes,
die Aufſchrift:
PETRVS ANTONIVS
DE FVLGINEO
ſtehet auf dem Tafelbuche der Lunette zur Rechten. S. Ja-
cob, ſagt die Legende, erhielt einen Knaben am Leben, wel-
chen ein gewaltſamer Richter deſſen nach Compoſtella pilgern-
den Eltern entriſſen und aufhaͤngen laſſen. Nach ihrer Ruͤck-
kehr vom Grabe des Apoſtels begehrten die Eltern und An-
gehoͤrigen des Knaben deſſen Befreyung. Der Richter, welcher,
wie es vorauszuſetzen war, nicht an Wunder glaubt, ſpricht
darauf: ehe wuͤrden meine gebratenen Huͤhner hier am Tiſche
lebendig. Doch nimmt ihn der Heilige beym Worte, was
denn der Sache den Ausſchlag giebt. Ein kleiner Page im
vorderen Grunde des Gemaͤldes, hat an dem unerwarteten
Aufkraͤhen der Gebratenen ſeine kindliche Freude; die Gaͤſte
hingegen uͤberlaͤuft ſichtbar ein frommes Entſetzen. Das Un-
mittelbare des Herganges zu verſinnlichen, ſcheint der Richter
noch mit den Pilgern zu reden, vielleicht eben jene bedenkli-
chen Worte auszuſprechen und das geſchehende Wunder nicht
unmittelbar wahrzunehmen. In der zweyten Abtheilung der-
ſelben Wand ſieht man den aufgehaͤngten Juͤngling, welchen
ſ. Jacob unterſtuͤtzt, und ſeine Freunde, unter denen ein abge-
hender, geharniſchter Mann, vielleicht der Vater, mit dem
Ausdrucke tiefer Betruͤbniß auf den Hingerichteten zuruͤckblickt.
In der Lunette zur Rechten ſeegnet ſ. Anton Kameele und
vertheilt in der zweyten Abtheilung Almoſen unter Beduͤrftige,
deren Gier ſehr lebhaft ausgedruͤckt iſt. Ueber der Thuͤre ein
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/332>, abgerufen am 22.11.2024.
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