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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831.

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leuchtung und Schattengebung, hiedurch früher, als andere,
auf den Gebrauch breiterer Massen. Ich beziehe mich hier
nicht auf das Abendmahl, wo dieser neue Vorzug vielleicht
nur halbentwickelt gewesen, noch auf den Carton mit dem
Reutergefechte, den Edelincks Blatt, doch nach einer entstellen-
den Copie, uns erhalten hat; sondern auf die Unterlage eines
nicht zu Ende gekommenen Bildes der Anbetung der Könige
in der Gallerie der Uffizj zu Florenz *). In diesem Bilde
nun ist bereits eine bemerkliche Vereinfachung der Eintheilun-
gen, sind die Köpfe und Gestalten ganzer Gruppen durch ein
gemeinschaftliches Dunkel zu größeren Massen verbunden, aus
denen sie nur durch matte Reflexe und gebrochene Lichter
sich hervorheben. Ein solches Beispiel mußte auf seine Zeit-
genossen einwirken, wofür historische Beweise vorhanden sind.
Denn Fra Bartolommeo di S. Marco entnahm aus diesem
Bilde die Art der Beleuchtung, zugleich die Manier, seine
Tafeln braun in braun zu unterlegen, worin ihm andere Flo-
rentiner zum Nachtheil der Klarheit in den Schatten und der
Haltbarkeit der Gemälde gefolgt sind. Raphael aber lebte
mit diesem Maler in so innigem Verhältniß, daß man wohl
annehmen darf, daß in ihren Gesprächen das Massige des
Lionardo bisweilen in Anregung gekommen ist. In einer an-
deren Beziehung, in den anatomischen Forschungen, hatte Lio-
nardo
dem Michelangelo vorgeleuchtet, welcher ihn bis in
seine spätesten Tage verehrte, und in vielen Dingen für uner-
reichbar hielt **), was den Versuch voraussetzt.

*) Scuola Toscana.
**) Vasari, ed. P. cc., vita di Raffaello d'Urb. p. 84. Vergl. vita
di Lionardo da Vinci.
-- In Bezug auf allgemeines Urtheil über Zeit-
genossen war Vasari das Organ seines Meisters.

leuchtung und Schattengebung, hiedurch fruͤher, als andere,
auf den Gebrauch breiterer Maſſen. Ich beziehe mich hier
nicht auf das Abendmahl, wo dieſer neue Vorzug vielleicht
nur halbentwickelt geweſen, noch auf den Carton mit dem
Reutergefechte, den Edelincks Blatt, doch nach einer entſtellen-
den Copie, uns erhalten hat; ſondern auf die Unterlage eines
nicht zu Ende gekommenen Bildes der Anbetung der Koͤnige
in der Gallerie der Uffizj zu Florenz *). In dieſem Bilde
nun iſt bereits eine bemerkliche Vereinfachung der Eintheilun-
gen, ſind die Koͤpfe und Geſtalten ganzer Gruppen durch ein
gemeinſchaftliches Dunkel zu groͤßeren Maſſen verbunden, aus
denen ſie nur durch matte Reflexe und gebrochene Lichter
ſich hervorheben. Ein ſolches Beiſpiel mußte auf ſeine Zeit-
genoſſen einwirken, wofuͤr hiſtoriſche Beweiſe vorhanden ſind.
Denn Fra Bartolommeo di S. Marco entnahm aus dieſem
Bilde die Art der Beleuchtung, zugleich die Manier, ſeine
Tafeln braun in braun zu unterlegen, worin ihm andere Flo-
rentiner zum Nachtheil der Klarheit in den Schatten und der
Haltbarkeit der Gemaͤlde gefolgt ſind. Raphael aber lebte
mit dieſem Maler in ſo innigem Verhaͤltniß, daß man wohl
annehmen darf, daß in ihren Geſpraͤchen das Maſſige des
Lionardo bisweilen in Anregung gekommen iſt. In einer an-
deren Beziehung, in den anatomiſchen Forſchungen, hatte Lio-
nardo
dem Michelangelo vorgeleuchtet, welcher ihn bis in
ſeine ſpaͤteſten Tage verehrte, und in vielen Dingen fuͤr uner-
reichbar hielt **), was den Verſuch vorausſetzt.

*) Scuola Toscana.
**) Vasari, ed. P. cc., vita di Raffaello d’Urb. p. 84. Vergl. vita
di Lionardo da Vinci.
— In Bezug auf allgemeines Urtheil uͤber Zeit-
genoſſen war Vaſari das Organ ſeines Meiſters.
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[89/0111] leuchtung und Schattengebung, hiedurch fruͤher, als andere, auf den Gebrauch breiterer Maſſen. Ich beziehe mich hier nicht auf das Abendmahl, wo dieſer neue Vorzug vielleicht nur halbentwickelt geweſen, noch auf den Carton mit dem Reutergefechte, den Edelincks Blatt, doch nach einer entſtellen- den Copie, uns erhalten hat; ſondern auf die Unterlage eines nicht zu Ende gekommenen Bildes der Anbetung der Koͤnige in der Gallerie der Uffizj zu Florenz *). In dieſem Bilde nun iſt bereits eine bemerkliche Vereinfachung der Eintheilun- gen, ſind die Koͤpfe und Geſtalten ganzer Gruppen durch ein gemeinſchaftliches Dunkel zu groͤßeren Maſſen verbunden, aus denen ſie nur durch matte Reflexe und gebrochene Lichter ſich hervorheben. Ein ſolches Beiſpiel mußte auf ſeine Zeit- genoſſen einwirken, wofuͤr hiſtoriſche Beweiſe vorhanden ſind. Denn Fra Bartolommeo di S. Marco entnahm aus dieſem Bilde die Art der Beleuchtung, zugleich die Manier, ſeine Tafeln braun in braun zu unterlegen, worin ihm andere Flo- rentiner zum Nachtheil der Klarheit in den Schatten und der Haltbarkeit der Gemaͤlde gefolgt ſind. Raphael aber lebte mit dieſem Maler in ſo innigem Verhaͤltniß, daß man wohl annehmen darf, daß in ihren Geſpraͤchen das Maſſige des Lionardo bisweilen in Anregung gekommen iſt. In einer an- deren Beziehung, in den anatomiſchen Forſchungen, hatte Lio- nardo dem Michelangelo vorgeleuchtet, welcher ihn bis in ſeine ſpaͤteſten Tage verehrte, und in vielen Dingen fuͤr uner- reichbar hielt **), was den Verſuch vorausſetzt. *) Scuola Toscana. **) Vasari, ed. P. cc., vita di Raffaello d’Urb. p. 84. Vergl. vita di Lionardo da Vinci. — In Bezug auf allgemeines Urtheil uͤber Zeit- genoſſen war Vaſari das Organ ſeines Meiſters.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen03_1831/111>, abgerufen am 23.11.2024.