Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831.das Object, die dargestellte Person, auf die gelegenste, unzwey- Freylich nun giebt es zu Florenz, in dem Saale der das Object, die dargeſtellte Perſon, auf die gelegenſte, unzwey- Freylich nun giebt es zu Florenz, in dem Saale der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0133" n="111"/> das Object, die dargeſtellte Perſon, auf die gelegenſte, unzwey-<lb/> deutigſte Weiſe. So ſagt er im Leben <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphaels</persName>: <hi rendition="#aq">Fece un<lb/> quadro grande, nel quale ritrasse Papa <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118640437">Leone</persName> etc.</hi> (er<lb/> machte ein großes Bild, worin er den Pabſt <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118640437">Leo <hi rendition="#aq">X.</hi></persName> abbil-<lb/> dete); ferner: <hi rendition="#aq">Fece similmente il Duca <persName ref="http://d-nb.info/gnd/11872908X">Lorenzo</persName> e il Duca<lb/><persName ref="nognd">Giuliano</persName> etc.</hi> (er machte gleichfalls den Herzog u. ſ. w.);<lb/> endlich: <hi rendition="#aq"><persName ref="vocab.getty.edu/ulan/500316935">Agnolo Doni</persName> — gli fece fare il ritratto <hi rendition="#g">di se</hi> e<lb/> di sua Donna etc.</hi> (<persName ref="vocab.getty.edu/ulan/500316935">Agnolo Doni</persName> ließ ihn das Bildniß von<lb/> ſich und von ſeiner Frau machen). Wie in dieſen Faͤllen, ſo<lb/> wuͤrde <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118626213">Vaſari</persName> auch von dem unſrigen, haͤtte er es fuͤr das<lb/> Bildniß des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/124713491">Altoviti</persName> gehalten, ſagen koͤnnen und muͤſſen: <hi rendition="#aq">Fece,<lb/> ritrasse, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/124713491">Bindo Altoviti</persName>.</hi> Indeß ſagt <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118626213">Vaſari</persName> vielmehr: <hi rendition="#aq">a<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/124713491">Bindo A.</persName> fece il ritratto suo, quando era giovane, che é<lb/> tenuto stupendissimo</hi> (dem <persName ref="http://d-nb.info/gnd/124713491">Bindo A.</persName> machte er ſein Bild,<lb/> wie er jung war, ausſah u. ſ. w.). Verſtehen wir nun, mit<lb/><persName ref="nognd">Miſſiri</persName>, jenes <hi rendition="#aq">suo,</hi> als, <hi rendition="#aq">di lui,</hi> deſſen, ſo entſtehet die Frage:<lb/> wie denn kam <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118626213">Vaſari</persName>, der ſtets ſo ungezwungen ſchreibt, zu<lb/> dieſer ſeltſamen Weiſe, einen hoͤchſt einfachen Sinn auszudruͤk-<lb/> ken? Nehmen wir hingegen an, daß er ein ganz neues Ver-<lb/> haͤltniß ausdruͤcken wollte: den Kuͤnſtler, welcher dem Freunde<lb/> ſein eigenes Bildniß malt, ſo erſcheint die Conſtruction eben<lb/> ſo natuͤrlich, als richtig, das letzte, weil auch nach dem<lb/> Gebrauche der italieniſchen Sprache das <hi rendition="#aq">possessivum</hi> auf das<lb/> Subject des Satzes ſich beziehen ſoll. Wie nahe es dem<lb/> Italiener liege, den <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118626213">Vaſari</persName> in dieſem Sinne zu verſtehen, er-<lb/> hellt aus dem ſpaͤten Auftreten der entgegengeſetzten Aus-<lb/> legung.</p><lb/> <p>Freylich nun giebt es zu <placeName>Florenz</placeName>, in dem Saale der<lb/> Kuͤnſtlerbildniſſe, ein Gemaͤlde, welches dem <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118626213">Vaſari</persName> nicht be-<lb/> kannt geworden, doch nunmehr ſeit etwa anderthalb Jahr-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [111/0133]
das Object, die dargeſtellte Perſon, auf die gelegenſte, unzwey-
deutigſte Weiſe. So ſagt er im Leben Raphaels: Fece un
quadro grande, nel quale ritrasse Papa Leone etc. (er
machte ein großes Bild, worin er den Pabſt Leo X. abbil-
dete); ferner: Fece similmente il Duca Lorenzo e il Duca
Giuliano etc. (er machte gleichfalls den Herzog u. ſ. w.);
endlich: Agnolo Doni — gli fece fare il ritratto di se e
di sua Donna etc. (Agnolo Doni ließ ihn das Bildniß von
ſich und von ſeiner Frau machen). Wie in dieſen Faͤllen, ſo
wuͤrde Vaſari auch von dem unſrigen, haͤtte er es fuͤr das
Bildniß des Altoviti gehalten, ſagen koͤnnen und muͤſſen: Fece,
ritrasse, Bindo Altoviti. Indeß ſagt Vaſari vielmehr: a
Bindo A. fece il ritratto suo, quando era giovane, che é
tenuto stupendissimo (dem Bindo A. machte er ſein Bild,
wie er jung war, ausſah u. ſ. w.). Verſtehen wir nun, mit
Miſſiri, jenes suo, als, di lui, deſſen, ſo entſtehet die Frage:
wie denn kam Vaſari, der ſtets ſo ungezwungen ſchreibt, zu
dieſer ſeltſamen Weiſe, einen hoͤchſt einfachen Sinn auszudruͤk-
ken? Nehmen wir hingegen an, daß er ein ganz neues Ver-
haͤltniß ausdruͤcken wollte: den Kuͤnſtler, welcher dem Freunde
ſein eigenes Bildniß malt, ſo erſcheint die Conſtruction eben
ſo natuͤrlich, als richtig, das letzte, weil auch nach dem
Gebrauche der italieniſchen Sprache das possessivum auf das
Subject des Satzes ſich beziehen ſoll. Wie nahe es dem
Italiener liege, den Vaſari in dieſem Sinne zu verſtehen, er-
hellt aus dem ſpaͤten Auftreten der entgegengeſetzten Aus-
legung.
Freylich nun giebt es zu Florenz, in dem Saale der
Kuͤnſtlerbildniſſe, ein Gemaͤlde, welches dem Vaſari nicht be-
kannt geworden, doch nunmehr ſeit etwa anderthalb Jahr-
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