Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831.der griechischen Architectur schon sehr frühe in einer neuen Viele Abweichungen von den griechischen Schönheitsge- der griechiſchen Architectur ſchon ſehr fruͤhe in einer neuen Viele Abweichungen von den griechiſchen Schoͤnheitsge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0184" n="162"/> der griechiſchen Architectur ſchon ſehr fruͤhe in einer neuen<lb/> Bauart aufgegangen, welche, nach der inneren Einrichtung<lb/> des roͤmiſchen Staates uͤber alle Provinzen des Reiches ſich<lb/> ausbreitete. In dieſer mußte die Saͤulenſtellung bei Anlage<lb/> unermeßlicher Villen, Palaͤſte, Thermen, oder von Caſernen,<lb/> Gerichtshoͤfen, großſtaͤdtiſchen Wohnungen, uͤberall den Um-<lb/> ſtaͤnden ſich anfuͤgen, konnte ſie nur etwa noch in Tempeln und<lb/> Sacellen, in Zugaͤngen und Hoͤfen, nach ihrer urſpruͤnglichen<lb/> Beſtimmung in Anwendung kommen. Allein auch dieſe For-<lb/> men wurden in der Folge durch neue Gebraͤuche verdraͤngt,<lb/> weil deren Feyer Erweiterung der inneren Raͤume erforderte,<lb/> alſo nicht in den engen Zellen und geraͤumigen Vorhallen der<lb/> altgriechiſchen Tempel, ſondern in den Baſiliken, Saͤlen und<lb/> uͤberwoͤlbten Hallen der roͤmiſchen Architectur das Vorbild<lb/> ihrer Eccleſien aufſuchte. Ein Hauptmoment fuͤr die ſaͤmmt-<lb/> lichen Bauarten des Mittelalters wurde aber die Stellung<lb/> der Bogen auf Saͤulen, welche erſt in der ſpaͤteren Zeit der<lb/> roͤmiſchen Architectur in Gebrauch gekommen und von antiken<lb/> Gebaͤuden in der groͤßten uns bekannten Ausdehnung ſich<lb/> am Palaſt des Kaiſers <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118679651">Diocletian</persName> zu <placeName>Spalatro</placeName> angewandt<lb/> findet.</p><lb/> <p>Viele Abweichungen von den griechiſchen Schoͤnheitsge-<lb/> ſetzen, welche in den Bauwerken der Kaiſerzeit auffallen und<lb/> gewoͤhnlich ganz aus dem Verfalle des allgemeinen Geſchmak-<lb/> kes, oder beſonderer Kunſtfertigkeiten abgeleitet werden, duͤrf-<lb/> ten demnach oftmals naͤher und billiger aus jener fortſchrei-<lb/> tenden Veraͤnderung in den Zwecken und Aufgaben der Bau-<lb/> kunſt zu erklaͤren ſeyn. Allein auch in der Architectur der<lb/> fruͤheren Chriſten entſtand nicht Alles, was abweicht, aus der<lb/> eben damals hereinbrechenden Verwilderung. Wohl die Un-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [162/0184]
der griechiſchen Architectur ſchon ſehr fruͤhe in einer neuen
Bauart aufgegangen, welche, nach der inneren Einrichtung
des roͤmiſchen Staates uͤber alle Provinzen des Reiches ſich
ausbreitete. In dieſer mußte die Saͤulenſtellung bei Anlage
unermeßlicher Villen, Palaͤſte, Thermen, oder von Caſernen,
Gerichtshoͤfen, großſtaͤdtiſchen Wohnungen, uͤberall den Um-
ſtaͤnden ſich anfuͤgen, konnte ſie nur etwa noch in Tempeln und
Sacellen, in Zugaͤngen und Hoͤfen, nach ihrer urſpruͤnglichen
Beſtimmung in Anwendung kommen. Allein auch dieſe For-
men wurden in der Folge durch neue Gebraͤuche verdraͤngt,
weil deren Feyer Erweiterung der inneren Raͤume erforderte,
alſo nicht in den engen Zellen und geraͤumigen Vorhallen der
altgriechiſchen Tempel, ſondern in den Baſiliken, Saͤlen und
uͤberwoͤlbten Hallen der roͤmiſchen Architectur das Vorbild
ihrer Eccleſien aufſuchte. Ein Hauptmoment fuͤr die ſaͤmmt-
lichen Bauarten des Mittelalters wurde aber die Stellung
der Bogen auf Saͤulen, welche erſt in der ſpaͤteren Zeit der
roͤmiſchen Architectur in Gebrauch gekommen und von antiken
Gebaͤuden in der groͤßten uns bekannten Ausdehnung ſich
am Palaſt des Kaiſers Diocletian zu Spalatro angewandt
findet.
Viele Abweichungen von den griechiſchen Schoͤnheitsge-
ſetzen, welche in den Bauwerken der Kaiſerzeit auffallen und
gewoͤhnlich ganz aus dem Verfalle des allgemeinen Geſchmak-
kes, oder beſonderer Kunſtfertigkeiten abgeleitet werden, duͤrf-
ten demnach oftmals naͤher und billiger aus jener fortſchrei-
tenden Veraͤnderung in den Zwecken und Aufgaben der Bau-
kunſt zu erklaͤren ſeyn. Allein auch in der Architectur der
fruͤheren Chriſten entſtand nicht Alles, was abweicht, aus der
eben damals hereinbrechenden Verwilderung. Wohl die Un-
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