Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831.schon im Geburtsjahre Raphaels ein ansässiger Meister war, Wir besitzen keine Hauschronik des Perugino gleich jener Verschiedenes scheint zu bezeugen, daß eine solche Ver- *) Felsina pittrice, vita di Francesco Francia.
ſchon im Geburtsjahre Raphaels ein anſaͤſſiger Meiſter war, Wir beſitzen keine Hauschronik des Perugino gleich jener Verſchiedenes ſcheint zu bezeugen, daß eine ſolche Ver- *) Felsina pittrice, vita di Francesco Francia.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0053" n="31"/> ſchon im Geburtsjahre <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphaels</persName> ein anſaͤſſiger Meiſter war,<lb/> muß ſein Verhaͤltniß zu <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphael</persName>, wenn ein ſolches je ſtatt-<lb/> gefunden, nicht, wie es <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118626213">Vaſari</persName> angiebt, als Freundſchaft unter<lb/> Juͤnglingen aufgefaßt werden, ſondern als des Schuͤlers, oder<lb/> doch Gehuͤlfen zu ſeinem Meiſter. Auch wenn es nicht in<lb/> der Abſicht liegt, wird doch nothwendig das Wohlwollen des<lb/> erfahrenen Meiſters gegen den Neuling in Rath, Anweiſung,<lb/> Unterricht, uͤbergehen.</p><lb/> <p>Wir beſitzen keine Hauschronik des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119091771">Perugino</persName> gleich jener<lb/> des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/102458979">Francesco Francia</persName>, aus welcher Malvaſta <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq">Felsina pittrice, vita di <persName ref="http://d-nb.info/gnd/102458979">Francesco Francia</persName>.</hi></note> den <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118626213">Vaſari</persName><lb/> in Vielem berichtigt hat; keine aufklaͤrenden Briefe, noch an-<lb/> dere Urkunden, aus welchen mit Sicherheit gezeigt werden<lb/> koͤnnte, in welchem Jahre ſeines Lebens, unter welchen Um-<lb/> ſtaͤnden und Bedingungen <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphael</persName> in die Werkſtaͤtte des<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119091771">Pietro</persName> eingetreten iſt. Die unbeſtimmten, ich moͤchte ſagen,<lb/> leichtſinnigen Angaben des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118626213">Vaſari</persName> werden demnach die Moͤg-<lb/> lichkeit nicht ausſchließen, daß <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphael</persName>, ehe er als Gehuͤlfe<lb/> dem <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119091771">Perugino</persName> ſich angeſchloſſen, eine gewiſſe Zeit mit dem<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/121182258">Andrea di Luigi</persName>, als Schuͤler, oder als Geſelle, gearbeitet<lb/> habe.</p><lb/> <p>Verſchiedenes ſcheint zu bezeugen, daß eine ſolche Ver-<lb/> bindung den Beruͤhrungen <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphaels</persName> mit dem <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119091771">Pietro von Pe-<lb/> rugia</persName> vorangegangen ſey. Setzen wir, daß ich richtig geſe-<lb/> hen habe, als ich in den eben bezeichneten Bildern des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119091771">Peru-<lb/> gino</persName> <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphaels</persName> Hand wahrzunehmen glaubte, ſo zeigt ſich<lb/> unſer Kuͤnſtler in dieſen, das fruͤheſte vom J. 1500 etwa<lb/> ausgenommen, ſchon ungleich reifer, maͤnnlicher, vorgeruͤckter,<lb/> als in einigen ſeiner Gemaͤlde im braͤunlichen Tone. Deren<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [31/0053]
ſchon im Geburtsjahre Raphaels ein anſaͤſſiger Meiſter war,
muß ſein Verhaͤltniß zu Raphael, wenn ein ſolches je ſtatt-
gefunden, nicht, wie es Vaſari angiebt, als Freundſchaft unter
Juͤnglingen aufgefaßt werden, ſondern als des Schuͤlers, oder
doch Gehuͤlfen zu ſeinem Meiſter. Auch wenn es nicht in
der Abſicht liegt, wird doch nothwendig das Wohlwollen des
erfahrenen Meiſters gegen den Neuling in Rath, Anweiſung,
Unterricht, uͤbergehen.
Wir beſitzen keine Hauschronik des Perugino gleich jener
des Francesco Francia, aus welcher Malvaſta *) den Vaſari
in Vielem berichtigt hat; keine aufklaͤrenden Briefe, noch an-
dere Urkunden, aus welchen mit Sicherheit gezeigt werden
koͤnnte, in welchem Jahre ſeines Lebens, unter welchen Um-
ſtaͤnden und Bedingungen Raphael in die Werkſtaͤtte des
Pietro eingetreten iſt. Die unbeſtimmten, ich moͤchte ſagen,
leichtſinnigen Angaben des Vaſari werden demnach die Moͤg-
lichkeit nicht ausſchließen, daß Raphael, ehe er als Gehuͤlfe
dem Perugino ſich angeſchloſſen, eine gewiſſe Zeit mit dem
Andrea di Luigi, als Schuͤler, oder als Geſelle, gearbeitet
habe.
Verſchiedenes ſcheint zu bezeugen, daß eine ſolche Ver-
bindung den Beruͤhrungen Raphaels mit dem Pietro von Pe-
rugia vorangegangen ſey. Setzen wir, daß ich richtig geſe-
hen habe, als ich in den eben bezeichneten Bildern des Peru-
gino Raphaels Hand wahrzunehmen glaubte, ſo zeigt ſich
unſer Kuͤnſtler in dieſen, das fruͤheſte vom J. 1500 etwa
ausgenommen, ſchon ungleich reifer, maͤnnlicher, vorgeruͤckter,
als in einigen ſeiner Gemaͤlde im braͤunlichen Tone. Deren
*) Felsina pittrice, vita di Francesco Francia.
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