Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831.der Gemälde gemacht habe. Gegen das letzte sprechen zwei Es bliebe demnach nur so viel auszumachen, welcher Daß bisher nirgendwo andere, als die genannten Zeich- *) Lanzi, sto. pitt. scuola Rom. ep. seconda.
der Gemaͤlde gemacht habe. Gegen das letzte ſprechen zwei Es bliebe demnach nur ſo viel auszumachen, welcher Daß bisher nirgendwo andere, als die genannten Zeich- *) Lanzi, sto. pitt. scuola Rom. ep. seconda.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0065" n="43"/> der Gemaͤlde gemacht habe. Gegen das letzte ſprechen zwei<lb/> gleich erhebliche Umſtaͤnde. Der eine: daß nun ſeit dreyhun-<lb/> dert Jahren kein eigentlicher Carton irgend einer der zahlrei-<lb/> chen Darſtellungen der Libreria an das Licht getreten iſt; der<lb/> andere: daß die Gemaͤlde ſelbſt in keinem Theile ſo ſtreng,<lb/> durch Beobachtung, oder ernſtliche Ueberlegung ausgebildet er-<lb/> ſcheinen, daß man genoͤthigt, oder nur berechtigt waͤre, anzu-<lb/> nehmen, ſie ſeyen mit Huͤlfe und nach der Vorſchrift von<lb/> Cartons im eigentlichen Sinne ausgefuͤhrt, deren Gebrauch<lb/> uͤberhaupt damals noch nicht allgemein war.</p><lb/> <p>Es bliebe demnach nur ſo viel auszumachen, welcher<lb/> von beiden entgegengeſetzten Angaben des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118626213">Vaſari</persName> man zu fol-<lb/> gen habe. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/17414444X">Lanzi</persName> verſichert <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/17414444X">Lanzi</persName>, sto. pitt. scuola <placeName>Rom</placeName>. ep. seconda.</hi></note>: es befriedige ihn die erſte mehr,<lb/> als die andere; ſeine Gruͤnde ſind indeß von ſo leichtem Ge-<lb/> halt und ſo leichtfertig hingeworfen, daß ſie der Kritik keine<lb/> Anknuͤpfungspunkte darbieten. Auch wird es unnoͤthig ſeyn,<lb/> ſie ernſtlich zu nehmen, theils weil ſie darauf nicht Anſpruch<lb/> machen, theils, und beſonders, weil es ſich aus dem Thatbe-<lb/> ſtande ergiebt, daß jene Darſtellungen aus dem Leben <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118594702">Pius <hi rendition="#aq">II.</hi></persName><lb/> in der Libreria des Domes nicht wohl <hi rendition="#g">ſaͤmmtlich</hi> von<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphael</persName> koͤnnen entworfen ſeyn.</p><lb/> <p>Daß bisher nirgendwo andere, als die genannten Zeich-<lb/> nungen ſind geſehn und erwaͤhnt worden, moͤchte dem Zufall<lb/> beyzumeſſen ſeyn, weßhalb ich auf dieſen Grund verzichten<lb/> will. Allein woher die Zeit nehmen? Sehr genau wiſſen wir<lb/> nicht, wann man begonnen habe, in der Libreria zu malen;<lb/> doch in Anſehung des Umfanges der Unternehmung und der<lb/> Gewißheit, daß ſie laͤngſt vor dem Todesjahre <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119232111">Pius <hi rendition="#aq">III.</hi></persName><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [43/0065]
der Gemaͤlde gemacht habe. Gegen das letzte ſprechen zwei
gleich erhebliche Umſtaͤnde. Der eine: daß nun ſeit dreyhun-
dert Jahren kein eigentlicher Carton irgend einer der zahlrei-
chen Darſtellungen der Libreria an das Licht getreten iſt; der
andere: daß die Gemaͤlde ſelbſt in keinem Theile ſo ſtreng,
durch Beobachtung, oder ernſtliche Ueberlegung ausgebildet er-
ſcheinen, daß man genoͤthigt, oder nur berechtigt waͤre, anzu-
nehmen, ſie ſeyen mit Huͤlfe und nach der Vorſchrift von
Cartons im eigentlichen Sinne ausgefuͤhrt, deren Gebrauch
uͤberhaupt damals noch nicht allgemein war.
Es bliebe demnach nur ſo viel auszumachen, welcher
von beiden entgegengeſetzten Angaben des Vaſari man zu fol-
gen habe. Lanzi verſichert *): es befriedige ihn die erſte mehr,
als die andere; ſeine Gruͤnde ſind indeß von ſo leichtem Ge-
halt und ſo leichtfertig hingeworfen, daß ſie der Kritik keine
Anknuͤpfungspunkte darbieten. Auch wird es unnoͤthig ſeyn,
ſie ernſtlich zu nehmen, theils weil ſie darauf nicht Anſpruch
machen, theils, und beſonders, weil es ſich aus dem Thatbe-
ſtande ergiebt, daß jene Darſtellungen aus dem Leben Pius II.
in der Libreria des Domes nicht wohl ſaͤmmtlich von
Raphael koͤnnen entworfen ſeyn.
Daß bisher nirgendwo andere, als die genannten Zeich-
nungen ſind geſehn und erwaͤhnt worden, moͤchte dem Zufall
beyzumeſſen ſeyn, weßhalb ich auf dieſen Grund verzichten
will. Allein woher die Zeit nehmen? Sehr genau wiſſen wir
nicht, wann man begonnen habe, in der Libreria zu malen;
doch in Anſehung des Umfanges der Unternehmung und der
Gewißheit, daß ſie laͤngſt vor dem Todesjahre Pius III.
*) Lanzi, sto. pitt. scuola Rom. ep. seconda.
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