Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831.Schon in dem Sposalizio zeigt es sich deutlich, daß Ra- Die äußeren Grenzen der Epoche, in welcher Raphael *) Zur linken der Ergänzungen Perugins liest man: Rafael de
Urbino domino Octaviano Stephani Volaterrani priore sanctam Tri- nitatem angelos astantes sanctosque pinxit A. D. M. D. V.; und gegen- über Petrus de Castro Plebis Perusinus tempore domini Silvestri Ste- phani Volaterrani ad dextris et sinistris dive ........ sanctos san- ctasque pinxit A. D. M. D. XXI. Schon in dem Spoſalizio zeigt es ſich deutlich, daß Ra- Die aͤußeren Grenzen der Epoche, in welcher Raphael *) Zur linken der Ergänzungen Perugins lieſt man: Rafael de
Urbino domino Octaviano Stephani Volaterrani priore sanctam Tri- nitatem angelos astantes sanctosque pinxit A. D. M. D. V.; und gegen- über Petrus de Castro Plebis Perusinus tempore domini Silvestri Ste- phani Volaterrani ad dextris et sinistris dive ........ sanctos san- ctasque pinxit A. D. M. D. XXI. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0072" n="50"/> <p>Schon in dem Spoſalizio zeigt es ſich deutlich, daß <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Ra-<lb/> phael</persName> uͤber den eingeſchraͤnkten Kreis peruginiſcher Stellungen<lb/> hinausſtrebte, daß er ſeinen Geſtalten leichtere, belebtere Wen-<lb/> dungen zu geben trachtete, mit den Gelenken ſich ernſtlich be-<lb/> ſchaͤftigte, auf deren Kenntniß ſo Vieles beruht: Anmuth der<lb/> Lage und Wendung, gegenſeitige Beziehung und richtiger Aus-<lb/> druck der einzelnen Geſtalten. Gelenkigkeit wird aber durch<lb/> einen ſchlanken Bau beguͤnſtigt; daher gleichzeitig ſelbſt bis<lb/> zur Uebertreibung ſchlanke Figuren, in den Studien, wie in<lb/> den ausgefuͤhrten Gemaͤlden. Gleichzeitig ſtreift die Anmuth<lb/> ſeiner Lagen und Wendungen nicht ſelten an das Gezierte.<lb/> Es lag dem herrlich begabten, allein noch unerfahrenen Juͤng-<lb/> linge nahe, dieſe Richtung, deren endliches Ziel unverwerflich<lb/> iſt, voruͤbergehend bis uͤber die Grenze des Moͤglichen und<lb/> Gefaͤlligen hinauszufuͤhren.</p><lb/> <p>Die aͤußeren Grenzen der Epoche, in welcher <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphael</persName><lb/> jene fluͤchtigen, etwas gezierten, doch geiſtreich entworfenen<lb/> Gemaͤlde hervorbrachte, koͤnnen mit Zuverſicht angegeben wer-<lb/> den. Das Wandgemaͤlde im Kloſter S. Severo zu <placeName>Perugia</placeName><lb/> hat das Jahr 1505 <note place="foot" n="*)">Zur linken der Ergänzungen Perugins lieſt man: <hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Rafael de<lb/> Urbino</persName> domino <persName ref="nognd">Octaviano Stephani Volaterrani</persName> priore sanctam Tri-<lb/> nitatem angelos astantes sanctosque pinxit A. D. M. D. V.;</hi> und gegen-<lb/> über <hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/142403296">Petrus de Castro</persName> Plebis Perusinus tempore domini <persName ref="nognd">Silvestri Ste-<lb/> phani Volaterrani</persName> ad dextris et sinistris dive ........ sanctos san-<lb/> ctasque pinxit A. D. M. D. XXI.</hi></note>. Das Altargemaͤlde der Ortſchaft<lb/><placeName>Peſcia</placeName> blieb aber, als <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphael</persName> 1508 in <placeName>Rom</placeName> ſich niederließ,<lb/> noch unvollendet zu <placeName>Florenz</placeName> zuruͤck. Freylich nun umfaßt der<lb/> bezeichnete Zeitraum, von 1505 bis 1508, zugleich mit dieſen<lb/> etwas fluͤchtigen Werken jene emſigen, uͤberlegten, gruͤndlichen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [50/0072]
Schon in dem Spoſalizio zeigt es ſich deutlich, daß Ra-
phael uͤber den eingeſchraͤnkten Kreis peruginiſcher Stellungen
hinausſtrebte, daß er ſeinen Geſtalten leichtere, belebtere Wen-
dungen zu geben trachtete, mit den Gelenken ſich ernſtlich be-
ſchaͤftigte, auf deren Kenntniß ſo Vieles beruht: Anmuth der
Lage und Wendung, gegenſeitige Beziehung und richtiger Aus-
druck der einzelnen Geſtalten. Gelenkigkeit wird aber durch
einen ſchlanken Bau beguͤnſtigt; daher gleichzeitig ſelbſt bis
zur Uebertreibung ſchlanke Figuren, in den Studien, wie in
den ausgefuͤhrten Gemaͤlden. Gleichzeitig ſtreift die Anmuth
ſeiner Lagen und Wendungen nicht ſelten an das Gezierte.
Es lag dem herrlich begabten, allein noch unerfahrenen Juͤng-
linge nahe, dieſe Richtung, deren endliches Ziel unverwerflich
iſt, voruͤbergehend bis uͤber die Grenze des Moͤglichen und
Gefaͤlligen hinauszufuͤhren.
Die aͤußeren Grenzen der Epoche, in welcher Raphael
jene fluͤchtigen, etwas gezierten, doch geiſtreich entworfenen
Gemaͤlde hervorbrachte, koͤnnen mit Zuverſicht angegeben wer-
den. Das Wandgemaͤlde im Kloſter S. Severo zu Perugia
hat das Jahr 1505 *). Das Altargemaͤlde der Ortſchaft
Peſcia blieb aber, als Raphael 1508 in Rom ſich niederließ,
noch unvollendet zu Florenz zuruͤck. Freylich nun umfaßt der
bezeichnete Zeitraum, von 1505 bis 1508, zugleich mit dieſen
etwas fluͤchtigen Werken jene emſigen, uͤberlegten, gruͤndlichen
*) Zur linken der Ergänzungen Perugins lieſt man: Rafael de
Urbino domino Octaviano Stephani Volaterrani priore sanctam Tri-
nitatem angelos astantes sanctosque pinxit A. D. M. D. V.; und gegen-
über Petrus de Castro Plebis Perusinus tempore domini Silvestri Ste-
phani Volaterrani ad dextris et sinistris dive ........ sanctos san-
ctasque pinxit A. D. M. D. XXI.
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