Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877.mit Jagdtrophäen geschmückten Gang nach dem Zimmer des "Das dürfte mein Großvater gewesen sein." "Gewiß; und ich gebe mich wohl keiner Täuschung hin, mit Jagdtrophäen geſchmückten Gang nach dem Zimmer des „Das dürfte mein Großvater geweſen ſein.“ „Gewiß; und ich gebe mich wohl keiner Täuſchung hin, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0270" n="254"/> mit Jagdtrophäen geſchmückten Gang nach dem Zimmer des<lb/> Freiherrn. Dieſer erhob ſich bei meinem Eintritt am Schreib¬<lb/> tiſche, wo er gearbeitet zu haben ſchien, und trat mir in auf¬<lb/> rechter Haltung einen Schritt, aber nicht mehr entgegen. „Es<lb/> freut mich“, ſagte er mit feſter, jedoch etwas bedeckter Stimme,<lb/> nachdem ich einige paſſende Worte geſprochen und mich auf<lb/> einen Wink von ihm niedergelaſſen hatte, „es freut mich immer,<lb/> wenn ich einen kaiſerlichen Offizier in meinem Schloſſe beher¬<lb/> bergen kann. Umſomehr aber heute, als mir“ — er warf<lb/> dabei einen Blick auf meine Karte, die neben zerſtreuten Pa¬<lb/> pieren auf dem Tiſche lag — „der Name, den Sie führen,<lb/> ſeit Langem bekannt iſt. Ich entſinne mich nämlich“, fuhr er<lb/> fort, indem er mich aufmerkſam und forſchend anſah, „aus der<lb/> Zeit, wo ich als ganz junger Mann unter der Regierung des<lb/> Kaiſers Franz in Staatsdienſte trat, mit Vergnügen eines<lb/> höheren Vorgeſetzten gleichen Namens.“</p><lb/> <p>„Das dürfte mein Großvater geweſen ſein.“</p><lb/> <p>„Gewiß; und ich gebe mich wohl keiner Täuſchung hin,<lb/> wenn ich in Ihren Zügen eine gewiſſe Aehnlichkeit mit den<lb/> ſeinen zu erblicken glaube. Der lebhafte alte Herr ſteht mir<lb/> noch ganz deutlich vor Augen. Ein wahres Muſter eines<lb/> loyalen, pflichtgetreuen Staatsdieners, wenn auch ſein Wirken<lb/> über ein bloß bureaukratiſches nicht weit hinaus ging. Es<lb/> war damals“, ſetzte er nach kurzem Schweigen nachdenklich<lb/> hinzu, „eine Zeit voll unerhörter, erſchütternder Bewegungen.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [254/0270]
mit Jagdtrophäen geſchmückten Gang nach dem Zimmer des
Freiherrn. Dieſer erhob ſich bei meinem Eintritt am Schreib¬
tiſche, wo er gearbeitet zu haben ſchien, und trat mir in auf¬
rechter Haltung einen Schritt, aber nicht mehr entgegen. „Es
freut mich“, ſagte er mit feſter, jedoch etwas bedeckter Stimme,
nachdem ich einige paſſende Worte geſprochen und mich auf
einen Wink von ihm niedergelaſſen hatte, „es freut mich immer,
wenn ich einen kaiſerlichen Offizier in meinem Schloſſe beher¬
bergen kann. Umſomehr aber heute, als mir“ — er warf
dabei einen Blick auf meine Karte, die neben zerſtreuten Pa¬
pieren auf dem Tiſche lag — „der Name, den Sie führen,
ſeit Langem bekannt iſt. Ich entſinne mich nämlich“, fuhr er
fort, indem er mich aufmerkſam und forſchend anſah, „aus der
Zeit, wo ich als ganz junger Mann unter der Regierung des
Kaiſers Franz in Staatsdienſte trat, mit Vergnügen eines
höheren Vorgeſetzten gleichen Namens.“
„Das dürfte mein Großvater geweſen ſein.“
„Gewiß; und ich gebe mich wohl keiner Täuſchung hin,
wenn ich in Ihren Zügen eine gewiſſe Aehnlichkeit mit den
ſeinen zu erblicken glaube. Der lebhafte alte Herr ſteht mir
noch ganz deutlich vor Augen. Ein wahres Muſter eines
loyalen, pflichtgetreuen Staatsdieners, wenn auch ſein Wirken
über ein bloß bureaukratiſches nicht weit hinaus ging. Es
war damals“, ſetzte er nach kurzem Schweigen nachdenklich
hinzu, „eine Zeit voll unerhörter, erſchütternder Bewegungen.
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