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Sacher-Masoch, Leopold von: Don Juan von Kolomea. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 197–279. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Verzeihen Sie, aber das haben Sie aus den deutschen Büchern; es ist nicht so. Sie lesen sie gerne, das möchte ich glauben -- ich auch; aber man bekommt so Ideen, so Phrasen -- nun, Sie verstehen mich ja. -- Da könnte ich auch sagen: meine Frau war mir nicht genug, oder, sie hat mich nicht verstanden, und wie das furchtbar ist, wenn man so nicht verstanden wird, wie ich ein so ganz origineller Mensch bin, so ein Original, wie ich so ganz originelle Gedanken habe und so ganz originelle Gefühle, und wie ich mich so enttäuscht sehe, und keine Frau finde, die mich versteht, aber doch immerfort suche -- solche Phrasen, wissen Sie -- das ist aber Alles erlogen, Alles erlogen! Ueberhanpt, mein Bester, haben Sie schon bemerkt, wie eigentlich jeder Mensch ein Lügner ist? Nur giebt es zwei Arten, und danach kann man die Menschen eintheilen: in solche, welche Andere belügen; das sind die materiellen Menschen, von denen man in den Büchern lieft, und dann die Idealisten, wie die Deutschen sie nennen -- die sich selbst belügen.

Ich gestehe es, der Mann begann mich immer mehr zu interessiren.

Er trank noch ein Glas Tokai und war vollends im Fluß. Seine Augen schwammen, seine Zunge schwamm, und seine Worte flossen nur so.

Nun, Herr, was macht die Ehe unglücklich? sagte er und legte seine Hände auf meine Achseln, als wolle

Verzeihen Sie, aber das haben Sie aus den deutschen Büchern; es ist nicht so. Sie lesen sie gerne, das möchte ich glauben — ich auch; aber man bekommt so Ideen, so Phrasen — nun, Sie verstehen mich ja. — Da könnte ich auch sagen: meine Frau war mir nicht genug, oder, sie hat mich nicht verstanden, und wie das furchtbar ist, wenn man so nicht verstanden wird, wie ich ein so ganz origineller Mensch bin, so ein Original, wie ich so ganz originelle Gedanken habe und so ganz originelle Gefühle, und wie ich mich so enttäuscht sehe, und keine Frau finde, die mich versteht, aber doch immerfort suche — solche Phrasen, wissen Sie — das ist aber Alles erlogen, Alles erlogen! Ueberhanpt, mein Bester, haben Sie schon bemerkt, wie eigentlich jeder Mensch ein Lügner ist? Nur giebt es zwei Arten, und danach kann man die Menschen eintheilen: in solche, welche Andere belügen; das sind die materiellen Menschen, von denen man in den Büchern lieft, und dann die Idealisten, wie die Deutschen sie nennen — die sich selbst belügen.

Ich gestehe es, der Mann begann mich immer mehr zu interessiren.

Er trank noch ein Glas Tokai und war vollends im Fluß. Seine Augen schwammen, seine Zunge schwamm, und seine Worte flossen nur so.

Nun, Herr, was macht die Ehe unglücklich? sagte er und legte seine Hände auf meine Achseln, als wolle

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[0027] Verzeihen Sie, aber das haben Sie aus den deutschen Büchern; es ist nicht so. Sie lesen sie gerne, das möchte ich glauben — ich auch; aber man bekommt so Ideen, so Phrasen — nun, Sie verstehen mich ja. — Da könnte ich auch sagen: meine Frau war mir nicht genug, oder, sie hat mich nicht verstanden, und wie das furchtbar ist, wenn man so nicht verstanden wird, wie ich ein so ganz origineller Mensch bin, so ein Original, wie ich so ganz originelle Gedanken habe und so ganz originelle Gefühle, und wie ich mich so enttäuscht sehe, und keine Frau finde, die mich versteht, aber doch immerfort suche — solche Phrasen, wissen Sie — das ist aber Alles erlogen, Alles erlogen! Ueberhanpt, mein Bester, haben Sie schon bemerkt, wie eigentlich jeder Mensch ein Lügner ist? Nur giebt es zwei Arten, und danach kann man die Menschen eintheilen: in solche, welche Andere belügen; das sind die materiellen Menschen, von denen man in den Büchern lieft, und dann die Idealisten, wie die Deutschen sie nennen — die sich selbst belügen. Ich gestehe es, der Mann begann mich immer mehr zu interessiren. Er trank noch ein Glas Tokai und war vollends im Fluß. Seine Augen schwammen, seine Zunge schwamm, und seine Worte flossen nur so. Nun, Herr, was macht die Ehe unglücklich? sagte er und legte seine Hände auf meine Achseln, als wolle

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:36:14Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:36:14Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: nein; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Sacher-Masoch, Leopold von: Don Juan von Kolomea. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 197–279. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sacher_kolomea_1910/27>, abgerufen am 21.11.2024.