Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Zellenlehre, Entwicklungsgeschichte und Kryptogamenkunde. d'eau douce die Conjugation ausdrücklich einen sexuellenVorgang; seine optischen Mittel reichten aber noch nicht hin, die Befruchtung bei der nach ihm benannten Vaucheria (Ectos- perma) zu beobachten, deren Sexualorgane er genau beschrieb, ebenso entging ihm die Bewegung der Zoosporen dieser Gattung, deren Ausschlüpfen und Schwärmen dann Trentepohl 1807 beobachtete 1). Vaucher kannte auch schon die Bildung neuer Netze in den alten Zellen von Hydrodictyon, einen Vorgang, den Areschoug 1842 wieder aufnahm, indem er das Wimmeln der jungen Zellen in den alten sah. Schon 1828 sah Bischoff die Spermatozoiden der Charen ohne freilich ihre Bedeutung zu erkennen. Die Beobachtungen an conjugirenden Algen mehrten sich, zumal sah Ehrenberg 1834 an Closterium entsprechende Erscheinungen, die Morren 1836 näher beschrieb. In den dreißiger Jahren mehrten sich auch die Beobachtungen über Schwärmsporenbildung an Süßwasser- und Meeres-Algen und 1839 faßte Meyen (neues System III) alles bis dahin über die Fortpflanzung der Algen Bekannte übersichtlich zusammen. Ein ganz neues Ansehen gewann aber die Algenkunde durch Nägeli's bereits erwähnte Untersuchungen zwischen 1844 und 1849, die ersten die wir (nach Vaucher) als methodische Forsch- ungen auf diesem Gebiet betrachten dürfen. Nägeli wandte sich vorwiegend an die Gesetze der Zelltheilungen bei der unge- schlechtlichen Vermehrung und dem Wachsthum, hielt aber unter den Algen nur die Florideen für sexuell differenzirt, denen er die anderen als der Sexualität entbehrend gegenüber stellte. Zahlreiche Beiträge zur Biologie der Süßwasseralgen, welche vielfach die interessantesten Einblicke in einen noch verborgenen Zusammenhang dieser Formen gewährten, lieferte Braun in seiner "Verjüngung" (1850), der schon 1852 eine musterhafte Wachsthumsgeschichte der Characeen im Nägeli'schem Sinne folgte, wo für jede Zelle dieser Pflanzen die Art der Abstamm- 1) Trentepohl's betreffende Mittheilung findet sich in den botan.
Bemerkungen und Berichtigungen von A. W. Roth, Leipzig 1807. Zellenlehre, Entwicklungsgeſchichte und Kryptogamenkunde. d'eau douce die Conjugation ausdrücklich einen ſexuellenVorgang; ſeine optiſchen Mittel reichten aber noch nicht hin, die Befruchtung bei der nach ihm benannten Vaucheria (Ectos- perma) zu beobachten, deren Sexualorgane er genau beſchrieb, ebenſo entging ihm die Bewegung der Zoosporen dieſer Gattung, deren Ausſchlüpfen und Schwärmen dann Trentepohl 1807 beobachtete 1). Vaucher kannte auch ſchon die Bildung neuer Netze in den alten Zellen von Hydrodictyon, einen Vorgang, den Areſchoug 1842 wieder aufnahm, indem er das Wimmeln der jungen Zellen in den alten ſah. Schon 1828 ſah Biſchoff die Spermatozoiden der Charen ohne freilich ihre Bedeutung zu erkennen. Die Beobachtungen an conjugirenden Algen mehrten ſich, zumal ſah Ehrenberg 1834 an Cloſterium entſprechende Erſcheinungen, die Morren 1836 näher beſchrieb. In den dreißiger Jahren mehrten ſich auch die Beobachtungen über Schwärmſporenbildung an Süßwaſſer- und Meeres-Algen und 1839 faßte Meyen (neues Syſtem III) alles bis dahin über die Fortpflanzung der Algen Bekannte überſichtlich zuſammen. Ein ganz neues Anſehen gewann aber die Algenkunde durch Nägeli's bereits erwähnte Unterſuchungen zwiſchen 1844 und 1849, die erſten die wir (nach Vaucher) als methodiſche Forſch- ungen auf dieſem Gebiet betrachten dürfen. Nägeli wandte ſich vorwiegend an die Geſetze der Zelltheilungen bei der unge- ſchlechtlichen Vermehrung und dem Wachsthum, hielt aber unter den Algen nur die Florideen für ſexuell differenzirt, denen er die anderen als der Sexualität entbehrend gegenüber ſtellte. Zahlreiche Beiträge zur Biologie der Süßwaſſeralgen, welche vielfach die intereſſanteſten Einblicke in einen noch verborgenen Zuſammenhang dieſer Formen gewährten, lieferte Braun in ſeiner „Verjüngung“ (1850), der ſchon 1852 eine muſterhafte Wachsthumsgeſchichte der Characeen im Nägeli'ſchem Sinne folgte, wo für jede Zelle dieſer Pflanzen die Art der Abſtamm- 1) Trentepohl's betreffende Mittheilung findet ſich in den botan.
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Zellenlehre, Entwicklungsgeſchichte und Kryptogamenkunde.
d'eau douce die Conjugation ausdrücklich einen ſexuellen
Vorgang; ſeine optiſchen Mittel reichten aber noch nicht hin,
die Befruchtung bei der nach ihm benannten Vaucheria (Ectos-
perma) zu beobachten, deren Sexualorgane er genau beſchrieb,
ebenſo entging ihm die Bewegung der Zoosporen dieſer Gattung,
deren Ausſchlüpfen und Schwärmen dann Trentepohl 1807
beobachtete 1). Vaucher kannte auch ſchon die Bildung neuer
Netze in den alten Zellen von Hydrodictyon, einen Vorgang,
den Areſchoug 1842 wieder aufnahm, indem er das Wimmeln
der jungen Zellen in den alten ſah. Schon 1828 ſah Biſchoff
die Spermatozoiden der Charen ohne freilich ihre Bedeutung
zu erkennen. Die Beobachtungen an conjugirenden Algen mehrten
ſich, zumal ſah Ehrenberg 1834 an Cloſterium entſprechende
Erſcheinungen, die Morren 1836 näher beſchrieb. In den
dreißiger Jahren mehrten ſich auch die Beobachtungen über
Schwärmſporenbildung an Süßwaſſer- und Meeres-Algen und
1839 faßte Meyen (neues Syſtem III) alles bis dahin über
die Fortpflanzung der Algen Bekannte überſichtlich zuſammen.
Ein ganz neues Anſehen gewann aber die Algenkunde durch
Nägeli's bereits erwähnte Unterſuchungen zwiſchen 1844 und
1849, die erſten die wir (nach Vaucher) als methodiſche Forſch-
ungen auf dieſem Gebiet betrachten dürfen. Nägeli wandte
ſich vorwiegend an die Geſetze der Zelltheilungen bei der unge-
ſchlechtlichen Vermehrung und dem Wachsthum, hielt aber unter
den Algen nur die Florideen für ſexuell differenzirt, denen
er die anderen als der Sexualität entbehrend gegenüber ſtellte.
Zahlreiche Beiträge zur Biologie der Süßwaſſeralgen, welche
vielfach die intereſſanteſten Einblicke in einen noch verborgenen
Zuſammenhang dieſer Formen gewährten, lieferte Braun in
ſeiner „Verjüngung“ (1850), der ſchon 1852 eine muſterhafte
Wachsthumsgeſchichte der Characeen im Nägeli'ſchem Sinne
folgte, wo für jede Zelle dieſer Pflanzen die Art der Abſtamm-
1) Trentepohl's betreffende Mittheilung findet ſich in den botan.
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