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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Einleitung
hatten es Malpighi, Grew und Leeuwenhoek sich vor-
wiegend zur Aufgabe gemacht, die verschiedenen Gewebeformen in
ihrer Zusammenlagerung zu studiren, so kam es den genannten
Männern nun vorwiegend darauf an, den feineren Bau der ver-
schiedenen Gewebe selbst deutlicher zu erkennen, darüber in's Reine
zu kommen, wie man sich den Zellenbau des parenchymatischen
Gewebes zu denken habe, welches die wahre Struktur der Ge-
fäße und der Fasern sei. Daß man in dieser Richtung anfangs
sehr langsam vorwärts kam, lag nicht nur an der Unvollkom-
menheit der Mikroskope, sondern in weit höherem Grade an der
sehr ungeschickten Präparation und dem Einfluß verschiedener
Vorurtheile, vor Allem aber an einer zu geringen geistigen An-
strengung. Ein großer Fortschritt aber wurde erzielt durch ein
umfangreiches Werk, welches der jüngere Moldenhawer 1812
heraus gab. Sehr sorgfältige und zweckmäßige Präparation der
Objekte, kritische Behandlung des Selbstgesehenen und der Literatur
zeichnen dieses Werk aus und im Grunde beginnt erst mit ihm
wieder eine streng wissenschaftliche Behandlung der Phytotomie.
An Moldenhawer knüpfte später (seit 1828) Hugo Mohl
an, während gleichzeitig auch Meyen sich eifrig der Phytotomie
widmete. Ganz vorwiegend aber waren es Mohl's Leistungen,
welche bis 1840 diese Periode der Pflanzenanatomie zu einem
gewissen Abschluß brachten. So schwach auch die Anfänge in
diesem Zeitraum von 1800 - 1840 waren, und so bedeutend
auch der durch Hugo Mohl bewirkte Fortschritt der Phyto-
tomie am Ende desselben sich darstellt, so dürfen wir doch Alles,
was während dieser Zeit geleistet wurde, insoferne zusammen-
fassen, als die zu bearbeitenden Fragen im Wesentlichen dieselben
blieben; wie bei Mirbel und Treviranus, wie bei Mol-
denhawer und Meyen, handelte es sich auch bei Mohl bis
1840 ganz vorwiegend um die Entscheidung der Fragen,
wie das feste Zellstoffgerüst der Pflanze im fertigen Zustand
beschaffen ist, ob zwischen je zwei Zellräumen eine einfache
oder eine doppelte Wandlamelle liegt, was unter Tüpfeln
und Poren zu verstehen ist, wie die verschiedenen Formen der

Einleitung
hatten es Malpighi, Grew und Leeuwenhoek ſich vor-
wiegend zur Aufgabe gemacht, die verſchiedenen Gewebeformen in
ihrer Zuſammenlagerung zu ſtudiren, ſo kam es den genannten
Männern nun vorwiegend darauf an, den feineren Bau der ver-
ſchiedenen Gewebe ſelbſt deutlicher zu erkennen, darüber in's Reine
zu kommen, wie man ſich den Zellenbau des parenchymatiſchen
Gewebes zu denken habe, welches die wahre Struktur der Ge-
fäße und der Faſern ſei. Daß man in dieſer Richtung anfangs
ſehr langſam vorwärts kam, lag nicht nur an der Unvollkom-
menheit der Mikroſkope, ſondern in weit höherem Grade an der
ſehr ungeſchickten Präparation und dem Einfluß verſchiedener
Vorurtheile, vor Allem aber an einer zu geringen geiſtigen An-
ſtrengung. Ein großer Fortſchritt aber wurde erzielt durch ein
umfangreiches Werk, welches der jüngere Moldenhawer 1812
heraus gab. Sehr ſorgfältige und zweckmäßige Präparation der
Objekte, kritiſche Behandlung des Selbſtgeſehenen und der Literatur
zeichnen dieſes Werk aus und im Grunde beginnt erſt mit ihm
wieder eine ſtreng wiſſenſchaftliche Behandlung der Phytotomie.
An Moldenhawer knüpfte ſpäter (ſeit 1828) Hugo Mohl
an, während gleichzeitig auch Meyen ſich eifrig der Phytotomie
widmete. Ganz vorwiegend aber waren es Mohl's Leiſtungen,
welche bis 1840 dieſe Periode der Pflanzenanatomie zu einem
gewiſſen Abſchluß brachten. So ſchwach auch die Anfänge in
dieſem Zeitraum von 1800 - 1840 waren, und ſo bedeutend
auch der durch Hugo Mohl bewirkte Fortſchritt der Phyto-
tomie am Ende deſſelben ſich darſtellt, ſo dürfen wir doch Alles,
was während dieſer Zeit geleiſtet wurde, inſoferne zuſammen-
faſſen, als die zu bearbeitenden Fragen im Weſentlichen dieſelben
blieben; wie bei Mirbel und Treviranus, wie bei Mol-
denhawer und Meyen, handelte es ſich auch bei Mohl bis
1840 ganz vorwiegend um die Entſcheidung der Fragen,
wie das feſte Zellſtoffgerüſt der Pflanze im fertigen Zuſtand
beſchaffen iſt, ob zwiſchen je zwei Zellräumen eine einfache
oder eine doppelte Wandlamelle liegt, was unter Tüpfeln
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[242/0254] Einleitung hatten es Malpighi, Grew und Leeuwenhoek ſich vor- wiegend zur Aufgabe gemacht, die verſchiedenen Gewebeformen in ihrer Zuſammenlagerung zu ſtudiren, ſo kam es den genannten Männern nun vorwiegend darauf an, den feineren Bau der ver- ſchiedenen Gewebe ſelbſt deutlicher zu erkennen, darüber in's Reine zu kommen, wie man ſich den Zellenbau des parenchymatiſchen Gewebes zu denken habe, welches die wahre Struktur der Ge- fäße und der Faſern ſei. Daß man in dieſer Richtung anfangs ſehr langſam vorwärts kam, lag nicht nur an der Unvollkom- menheit der Mikroſkope, ſondern in weit höherem Grade an der ſehr ungeſchickten Präparation und dem Einfluß verſchiedener Vorurtheile, vor Allem aber an einer zu geringen geiſtigen An- ſtrengung. Ein großer Fortſchritt aber wurde erzielt durch ein umfangreiches Werk, welches der jüngere Moldenhawer 1812 heraus gab. Sehr ſorgfältige und zweckmäßige Präparation der Objekte, kritiſche Behandlung des Selbſtgeſehenen und der Literatur zeichnen dieſes Werk aus und im Grunde beginnt erſt mit ihm wieder eine ſtreng wiſſenſchaftliche Behandlung der Phytotomie. An Moldenhawer knüpfte ſpäter (ſeit 1828) Hugo Mohl an, während gleichzeitig auch Meyen ſich eifrig der Phytotomie widmete. Ganz vorwiegend aber waren es Mohl's Leiſtungen, welche bis 1840 dieſe Periode der Pflanzenanatomie zu einem gewiſſen Abſchluß brachten. So ſchwach auch die Anfänge in dieſem Zeitraum von 1800 - 1840 waren, und ſo bedeutend auch der durch Hugo Mohl bewirkte Fortſchritt der Phyto- tomie am Ende deſſelben ſich darſtellt, ſo dürfen wir doch Alles, was während dieſer Zeit geleiſtet wurde, inſoferne zuſammen- faſſen, als die zu bearbeitenden Fragen im Weſentlichen dieſelben blieben; wie bei Mirbel und Treviranus, wie bei Mol- denhawer und Meyen, handelte es ſich auch bei Mohl bis 1840 ganz vorwiegend um die Entſcheidung der Fragen, wie das feſte Zellſtoffgerüſt der Pflanze im fertigen Zuſtand beſchaffen iſt, ob zwiſchen je zwei Zellräumen eine einfache oder eine doppelte Wandlamelle liegt, was unter Tüpfeln und Poren zu verſtehen iſt, wie die verſchiedenen Formen der

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/254>, abgerufen am 24.11.2024.