Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Begründung der Phytotomie durch damals noch nicht allen Gebildeten in England bekannt. --Weiter hin aber heißt es bei Hooke, diese Art der Textur sei nicht bloß dem Kork eigen; denn als er mit seinem Mikroskop das Mark des Hollunders und anderer Bäume, sowie auch die Pulpa hohler Stengel, wie derer des Fenchels, der Karden, des Schilfes u. a. geprüft habe, so habe er eine ganz ähnliche Art der Struktur gefunden, nur mit dem Unterschied, daß hier die Poren (Zellen) in Längsreihen, bei dem Kork dagegen in Trans- versalreihen geordnet seien. -- Verbindungskanäle der Zellen unter einander habe er zwar nicht gesehen, solche müssen aber existiren, da der Nahrungssaft von einer zur andern geht; denn er habe gesehen wie bei frischen Pflanzen die Zellen mit Saft gefüllt sind und ebenso sei es bei den langen Poren des Holzes, die er dagegen bei dem verkohlten Holze saftleer, mit Luft gefüllt gefunden habe. Man sieht, es war nicht viel, was Hooke mit seinem ver- Um die Zeit des Erscheinens von Hooke's Mikrographie Begründung der Phytotomie durch damals noch nicht allen Gebildeten in England bekannt. —Weiter hin aber heißt es bei Hooke, dieſe Art der Textur ſei nicht bloß dem Kork eigen; denn als er mit ſeinem Mikroſkop das Mark des Hollunders und anderer Bäume, ſowie auch die Pulpa hohler Stengel, wie derer des Fenchels, der Karden, des Schilfes u. a. geprüft habe, ſo habe er eine ganz ähnliche Art der Struktur gefunden, nur mit dem Unterſchied, daß hier die Poren (Zellen) in Längsreihen, bei dem Kork dagegen in Trans- verſalreihen geordnet ſeien. — Verbindungskanäle der Zellen unter einander habe er zwar nicht geſehen, ſolche müſſen aber exiſtiren, da der Nahrungsſaft von einer zur andern geht; denn er habe geſehen wie bei friſchen Pflanzen die Zellen mit Saft gefüllt ſind und ebenſo ſei es bei den langen Poren des Holzes, die er dagegen bei dem verkohlten Holze ſaftleer, mit Luft gefüllt gefunden habe. Man ſieht, es war nicht viel, was Hooke mit ſeinem ver- Um die Zeit des Erſcheinens von Hooke's Mikrographie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0260" n="248"/><fw place="top" type="header">Begründung der Phytotomie durch</fw><lb/> damals noch nicht allen Gebildeten in England bekannt. —<lb/> Weiter hin aber heißt es bei <hi rendition="#g">Hooke</hi>, dieſe Art der Textur ſei<lb/> nicht bloß dem Kork eigen; denn als er mit ſeinem Mikroſkop<lb/> das Mark des Hollunders und anderer Bäume, ſowie auch die<lb/> Pulpa hohler Stengel, wie derer des Fenchels, der Karden, des<lb/> Schilfes u. a. geprüft habe, ſo habe er eine ganz ähnliche Art<lb/> der Struktur gefunden, nur mit dem Unterſchied, daß hier die<lb/> Poren (Zellen) in Längsreihen, bei dem Kork dagegen in Trans-<lb/> verſalreihen geordnet ſeien. — Verbindungskanäle der Zellen<lb/> unter einander habe er zwar nicht geſehen, ſolche müſſen aber<lb/> exiſtiren, da der Nahrungsſaft von einer zur andern geht; denn<lb/> er habe geſehen wie bei friſchen Pflanzen die Zellen mit Saft<lb/> gefüllt ſind und ebenſo ſei es bei den langen Poren des Holzes,<lb/> die er dagegen bei dem verkohlten Holze ſaftleer, mit Luft<lb/> gefüllt gefunden habe.</p><lb/> <p>Man ſieht, es war nicht viel, was <hi rendition="#g">Hooke</hi> mit ſeinem ver-<lb/> beſſerten Mikroſkop ſah; dünne Querſcheiben des Stengels der<lb/> Balſamine oder des Kürbis, zweier Pflanzen, die damals in<lb/> jedem Garten wuchſen, hätten auch dem unbewaffneten Auge<lb/> ebenſoviel, ja mehr von der Pflanzenſtruktur gezeigt. Hier be-<lb/> währte ſich aber ſogleich, was ich oben über den Einfluß des<lb/> Mikroſkops auf den Gebrauch des Auges ſagte; die Freude an<lb/> der Leiſtung des neuen Inſtruments mußte erſt die Aufmerkſam-<lb/> keit auf Dinge lenken, die man auch ohne jenes ſehen konnte,<lb/> aber eben doch nicht ſah.</p><lb/> <p>Um die Zeit des Erſcheinens von <hi rendition="#g">Hooke</hi>'s Mikrographie<lb/> hatten aber bereits <hi rendition="#g">Malpighi</hi> und <hi rendition="#g">Grew</hi> die Struktur<lb/> der Pflanzen zum Gegenſtand ausführlicher und methodiſcher<lb/> Unterſuchungen gemacht, deren Reſultate ſie faſt gleichzeitig 1671<lb/> der königlichen Geſellſchaft in London vorlegten. Die Frage, welchem<lb/> von beiden die Priorität gebühre, iſt wiederholt beſprochen worden,<lb/> obwohl die hier zu beachtenden Thatſachen ganz klar vorliegen.<lb/> Der erſte Theil von <hi rendition="#g">Malpighi</hi>'s ſpäter erſchienenem großen<lb/> Werk, die <hi rendition="#aq">Anatomes plantarum idea,</hi> iſt datirt <hi rendition="#g">Bologna</hi><lb/> den 1. November 1671 und <hi rendition="#g">Grew</hi>, ſpäter (ſeit 1677) Sekretär<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [248/0260]
Begründung der Phytotomie durch
damals noch nicht allen Gebildeten in England bekannt. —
Weiter hin aber heißt es bei Hooke, dieſe Art der Textur ſei
nicht bloß dem Kork eigen; denn als er mit ſeinem Mikroſkop
das Mark des Hollunders und anderer Bäume, ſowie auch die
Pulpa hohler Stengel, wie derer des Fenchels, der Karden, des
Schilfes u. a. geprüft habe, ſo habe er eine ganz ähnliche Art
der Struktur gefunden, nur mit dem Unterſchied, daß hier die
Poren (Zellen) in Längsreihen, bei dem Kork dagegen in Trans-
verſalreihen geordnet ſeien. — Verbindungskanäle der Zellen
unter einander habe er zwar nicht geſehen, ſolche müſſen aber
exiſtiren, da der Nahrungsſaft von einer zur andern geht; denn
er habe geſehen wie bei friſchen Pflanzen die Zellen mit Saft
gefüllt ſind und ebenſo ſei es bei den langen Poren des Holzes,
die er dagegen bei dem verkohlten Holze ſaftleer, mit Luft
gefüllt gefunden habe.
Man ſieht, es war nicht viel, was Hooke mit ſeinem ver-
beſſerten Mikroſkop ſah; dünne Querſcheiben des Stengels der
Balſamine oder des Kürbis, zweier Pflanzen, die damals in
jedem Garten wuchſen, hätten auch dem unbewaffneten Auge
ebenſoviel, ja mehr von der Pflanzenſtruktur gezeigt. Hier be-
währte ſich aber ſogleich, was ich oben über den Einfluß des
Mikroſkops auf den Gebrauch des Auges ſagte; die Freude an
der Leiſtung des neuen Inſtruments mußte erſt die Aufmerkſam-
keit auf Dinge lenken, die man auch ohne jenes ſehen konnte,
aber eben doch nicht ſah.
Um die Zeit des Erſcheinens von Hooke's Mikrographie
hatten aber bereits Malpighi und Grew die Struktur
der Pflanzen zum Gegenſtand ausführlicher und methodiſcher
Unterſuchungen gemacht, deren Reſultate ſie faſt gleichzeitig 1671
der königlichen Geſellſchaft in London vorlegten. Die Frage, welchem
von beiden die Priorität gebühre, iſt wiederholt beſprochen worden,
obwohl die hier zu beachtenden Thatſachen ganz klar vorliegen.
Der erſte Theil von Malpighi's ſpäter erſchienenem großen
Werk, die Anatomes plantarum idea, iſt datirt Bologna
den 1. November 1671 und Grew, ſpäter (ſeit 1677) Sekretär
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