zusetzen. Obgleich auch er physiologische Erwägungen überall mit in die anatomische Forschung hineinzieht, hält er sich doch frei von manchen Vorurtheilen, welche Spätere auf diesem Wege in die Phytotomie hineintrugen. Um nur vorläufig einen Punct hervorzuheben, vermied er den später so verbreiteten Irrthum, als ob die Zellwände zum Zweck der Saftbewegung sichtbare Oeffnungen haben müßten, ein Irrthum, der erst 1828 von Mohl definitiv beseitigt wurde.
Auch Grew's Werk zerfällt, wie schon erwähnt, in zwei Hauptabtheilungen, von denen die erste The anatomy of plants begun with a general account of vegetation founded thereopon 1671 gedruckt wurde und in rascher cursorischer Darstellung auf 49 Folioseiten die gesammte Anatomie und Physiologie der Pflanzen umfaßt. In den späteren Jahren bis 1682 erschienen dann als besondere Abhandlungen die Ana- tomie der Wurzeln, Stämme, Blätter, Blüthen, Früchte und Samen. Die dem Werk einverleibten chemischen Untersuchungen, ferner die über Farben, Geschmack und Geruch der Pflanzen können wir ebenso gut übergehen, wie die vorausgeschickte Ab- handlung An idea of a philosophical history of plants, von der wir wohl, da sie erst im Januar 1672 der Royal society vorgelegt wurde, annehmen dürfen, daß sie vielleicht als ein Gegenstück zu Malpighi's Anatomes plantarum idea geschrieben worden sei, obgleich sie in der Darstellung weit von jener abweicht und Vieles aufnimmt, was der Anatomie und Physiologie der Pflanzen fremd ist.
Auch bei Grew fällt der Schwerpunct der Untersuchung nicht in die Betrachtung der einzelnen Zelle, sondern in die Histologie; nachdem er ebenso wie Malpighi den Hauptunter- schied des parenchymatischen Gewebes und der longitudinal ge- streckten Faserformen, der ächten Gefäße und der saftführenden Canäle erkannt hat, kommt es ihm vorwiegend darauf an, die Zusammenlagerung dieser Gewebeformen in den verschiedenen Organen der Pflanze nachzuweisen und in diesem Puncte leistet er weit mehr als Malpighi, sowohl in sorgfältiger Beschreibung,
Begründung der Phytotomie durch
zuſetzen. Obgleich auch er phyſiologiſche Erwägungen überall mit in die anatomiſche Forſchung hineinzieht, hält er ſich doch frei von manchen Vorurtheilen, welche Spätere auf dieſem Wege in die Phytotomie hineintrugen. Um nur vorläufig einen Punct hervorzuheben, vermied er den ſpäter ſo verbreiteten Irrthum, als ob die Zellwände zum Zweck der Saftbewegung ſichtbare Oeffnungen haben müßten, ein Irrthum, der erſt 1828 von Mohl definitiv beſeitigt wurde.
Auch Grew's Werk zerfällt, wie ſchon erwähnt, in zwei Hauptabtheilungen, von denen die erſte The anatomy of plants begun with a general account of vegetation founded thereopon 1671 gedruckt wurde und in raſcher curſoriſcher Darſtellung auf 49 Folioſeiten die geſammte Anatomie und Phyſiologie der Pflanzen umfaßt. In den ſpäteren Jahren bis 1682 erſchienen dann als beſondere Abhandlungen die Ana- tomie der Wurzeln, Stämme, Blätter, Blüthen, Früchte und Samen. Die dem Werk einverleibten chemiſchen Unterſuchungen, ferner die über Farben, Geſchmack und Geruch der Pflanzen können wir ebenſo gut übergehen, wie die vorausgeſchickte Ab- handlung An idea of a philosophical history of plants, von der wir wohl, da ſie erſt im Januar 1672 der Royal society vorgelegt wurde, annehmen dürfen, daß ſie vielleicht als ein Gegenſtück zu Malpighi's Anatomes plantarum idea geſchrieben worden ſei, obgleich ſie in der Darſtellung weit von jener abweicht und Vieles aufnimmt, was der Anatomie und Phyſiologie der Pflanzen fremd iſt.
Auch bei Grew fällt der Schwerpunct der Unterſuchung nicht in die Betrachtung der einzelnen Zelle, ſondern in die Hiſtologie; nachdem er ebenſo wie Malpighi den Hauptunter- ſchied des parenchymatiſchen Gewebes und der longitudinal ge- ſtreckten Faſerformen, der ächten Gefäße und der ſaftführenden Canäle erkannt hat, kommt es ihm vorwiegend darauf an, die Zuſammenlagerung dieſer Gewebeformen in den verſchiedenen Organen der Pflanze nachzuweiſen und in dieſem Puncte leiſtet er weit mehr als Malpighi, ſowohl in ſorgfältiger Beſchreibung,
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Begründung der Phytotomie durch
zuſetzen. Obgleich auch er phyſiologiſche Erwägungen überall
mit in die anatomiſche Forſchung hineinzieht, hält er ſich doch
frei von manchen Vorurtheilen, welche Spätere auf dieſem Wege
in die Phytotomie hineintrugen. Um nur vorläufig einen Punct
hervorzuheben, vermied er den ſpäter ſo verbreiteten Irrthum, als
ob die Zellwände zum Zweck der Saftbewegung ſichtbare Oeffnungen
haben müßten, ein Irrthum, der erſt 1828 von Mohl definitiv
beſeitigt wurde.
Auch Grew's Werk zerfällt, wie ſchon erwähnt, in zwei
Hauptabtheilungen, von denen die erſte The anatomy of plants
begun with a general account of vegetation founded
thereopon 1671 gedruckt wurde und in raſcher curſoriſcher
Darſtellung auf 49 Folioſeiten die geſammte Anatomie und
Phyſiologie der Pflanzen umfaßt. In den ſpäteren Jahren
bis 1682 erſchienen dann als beſondere Abhandlungen die Ana-
tomie der Wurzeln, Stämme, Blätter, Blüthen, Früchte und
Samen. Die dem Werk einverleibten chemiſchen Unterſuchungen,
ferner die über Farben, Geſchmack und Geruch der Pflanzen
können wir ebenſo gut übergehen, wie die vorausgeſchickte Ab-
handlung An idea of a philosophical history of plants,
von der wir wohl, da ſie erſt im Januar 1672 der Royal
society vorgelegt wurde, annehmen dürfen, daß ſie vielleicht
als ein Gegenſtück zu Malpighi's Anatomes plantarum idea
geſchrieben worden ſei, obgleich ſie in der Darſtellung weit von
jener abweicht und Vieles aufnimmt, was der Anatomie und
Phyſiologie der Pflanzen fremd iſt.
Auch bei Grew fällt der Schwerpunct der Unterſuchung
nicht in die Betrachtung der einzelnen Zelle, ſondern in die
Hiſtologie; nachdem er ebenſo wie Malpighi den Hauptunter-
ſchied des parenchymatiſchen Gewebes und der longitudinal ge-
ſtreckten Faſerformen, der ächten Gefäße und der ſaftführenden
Canäle erkannt hat, kommt es ihm vorwiegend darauf an, die
Zuſammenlagerung dieſer Gewebeformen in den verſchiedenen
Organen der Pflanze nachzuweiſen und in dieſem Puncte leiſtet er
weit mehr als Malpighi, ſowohl in ſorgfältiger Beſchreibung,
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/270>, abgerufen am 24.11.2024.
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