Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Zellhautgerüstes der Pflanzen. ziemlich flüchtig behandelt. Schon ein Jahr später, 1837 erschiender erste Band seines "neuen Systems der Pflanzenphysiologie", dem bis 1839 die beiden anderen folgten, ein ebenfalls an neuen Beobachtungen und Abbildungen reiches Werk. Gleichzeitig mit diesen Arbeiten, 1836-39 gab er ausführliche, einen stattlichen Band füllende Jahresberichte über die Resultate der Arbeiten im Felde der physiologischen Botanik heraus, nachdem er 1837 eine Preisschrift über die Sekretionsorgane und 1836 einen Grundriß der Pflanzengeographie publicirt hatte; 1840 erschien eine Ab- handlung über Befruchtung und Polyembryonie und außerdem hinterließ er die nach seinem Tode 1841 publicirte Pflanzen- pathologie. Das Quantum dieser zwischen 1836 und 1840 herausgegebenen, wenn auch theilweise schon vorher vorbereiteten Arbeiten ist so außerordentlich groß, daß der Verfasser den innern Zusammenhang der Thatsachen und diese selbst im Ein- zelnen unmöglich reiflich durchdacht haben kann. Das Studium seiner Werke zeigt aber auch vielfach Ueberstürzung in der Auf- stellung neuer Ansichten, in Zurückweisung oder Aufnahme fremder Behauptungen; die Darstellung ist zwar übersichtlich und fließend, von ächt naturwissenschaftlichem Geist getragen; allein der Aus- druck ist oft ungenau, die Gedanken nicht selten unreif; häufig wird das principiell Wichtige über unbedeutenden Nebendingen übersehen. Diesen durch die rasche Produktion bedingten Fehlern gegenüber ist aber ganz besonders als Vorzug Meyen's her- vorzuheben, daß er für Alles in der Phytotomie ein offenes Auge hatte, Nichts unbeachtet ließ und immer darauf ausging, die Wissenschaft als ein zusammenhängendes Ganze übersichtlich darzustellen, den Leser allseitig zu orientiren, um so die Phyto- tomie und Physiologie auch weiteren Gelehrtenkreisen zugänglich zu machen; in diesem Sinne sind auch seine schön und gewandt gezeichneten mikroskopischen Bilder zu rühmen; diese bieten dem Leser nicht, wie in den früheren phytotomischen Werken, kleine Bruchstücke, sondern ganze Gewebemassen im Zusammenhang so, daß man einen Einblick in die Lagerung der verschiedenen Ge- webesysteme und ihrer Beziehungen unter einander gewinnt. Zellhautgerüſtes der Pflanzen. ziemlich flüchtig behandelt. Schon ein Jahr ſpäter, 1837 erſchiender erſte Band ſeines „neuen Syſtems der Pflanzenphyſiologie“, dem bis 1839 die beiden anderen folgten, ein ebenfalls an neuen Beobachtungen und Abbildungen reiches Werk. Gleichzeitig mit dieſen Arbeiten, 1836-39 gab er ausführliche, einen ſtattlichen Band füllende Jahresberichte über die Reſultate der Arbeiten im Felde der phyſiologiſchen Botanik heraus, nachdem er 1837 eine Preisſchrift über die Sekretionsorgane und 1836 einen Grundriß der Pflanzengeographie publicirt hatte; 1840 erſchien eine Ab- handlung über Befruchtung und Polyembryonie und außerdem hinterließ er die nach ſeinem Tode 1841 publicirte Pflanzen- pathologie. Das Quantum dieſer zwiſchen 1836 und 1840 herausgegebenen, wenn auch theilweiſe ſchon vorher vorbereiteten Arbeiten iſt ſo außerordentlich groß, daß der Verfaſſer den innern Zuſammenhang der Thatſachen und dieſe ſelbſt im Ein- zelnen unmöglich reiflich durchdacht haben kann. Das Studium ſeiner Werke zeigt aber auch vielfach Ueberſtürzung in der Auf- ſtellung neuer Anſichten, in Zurückweiſung oder Aufnahme fremder Behauptungen; die Darſtellung iſt zwar überſichtlich und fließend, von ächt naturwiſſenſchaftlichem Geiſt getragen; allein der Aus- druck iſt oft ungenau, die Gedanken nicht ſelten unreif; häufig wird das principiell Wichtige über unbedeutenden Nebendingen überſehen. Dieſen durch die raſche Produktion bedingten Fehlern gegenüber iſt aber ganz beſonders als Vorzug Meyen's her- vorzuheben, daß er für Alles in der Phytotomie ein offenes Auge hatte, Nichts unbeachtet ließ und immer darauf ausging, die Wiſſenſchaft als ein zuſammenhängendes Ganze überſichtlich darzuſtellen, den Leſer allſeitig zu orientiren, um ſo die Phyto- tomie und Phyſiologie auch weiteren Gelehrtenkreiſen zugänglich zu machen; in dieſem Sinne ſind auch ſeine ſchön und gewandt gezeichneten mikroſkopiſchen Bilder zu rühmen; dieſe bieten dem Leſer nicht, wie in den früheren phytotomiſchen Werken, kleine Bruchſtücke, ſondern ganze Gewebemaſſen im Zuſammenhang ſo, daß man einen Einblick in die Lagerung der verſchiedenen Ge- webeſyſteme und ihrer Beziehungen unter einander gewinnt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0321" n="309"/><fw place="top" type="header">Zellhautgerüſtes der Pflanzen.</fw><lb/> ziemlich flüchtig behandelt. Schon ein Jahr ſpäter, 1837 erſchien<lb/> der erſte Band ſeines „neuen Syſtems der Pflanzenphyſiologie“,<lb/> dem bis 1839 die beiden anderen folgten, ein ebenfalls an neuen<lb/> Beobachtungen und Abbildungen reiches Werk. Gleichzeitig mit<lb/> dieſen Arbeiten, 1836-39 gab er ausführliche, einen ſtattlichen<lb/> Band füllende Jahresberichte über die Reſultate der Arbeiten im<lb/> Felde der phyſiologiſchen Botanik heraus, nachdem er 1837 eine<lb/> Preisſchrift über die Sekretionsorgane und 1836 einen Grundriß<lb/> der Pflanzengeographie publicirt hatte; 1840 erſchien eine Ab-<lb/> handlung über Befruchtung und Polyembryonie und außerdem<lb/> hinterließ er die nach ſeinem Tode 1841 publicirte Pflanzen-<lb/> pathologie. Das Quantum dieſer zwiſchen 1836 und 1840<lb/> herausgegebenen, wenn auch theilweiſe ſchon vorher vorbereiteten<lb/> Arbeiten iſt ſo außerordentlich groß, daß der Verfaſſer den<lb/> innern Zuſammenhang der Thatſachen und dieſe ſelbſt im Ein-<lb/> zelnen unmöglich reiflich durchdacht haben kann. Das Studium<lb/> ſeiner Werke zeigt aber auch vielfach Ueberſtürzung in der Auf-<lb/> ſtellung neuer Anſichten, in Zurückweiſung oder Aufnahme fremder<lb/> Behauptungen; die Darſtellung iſt zwar überſichtlich und fließend,<lb/> von ächt naturwiſſenſchaftlichem Geiſt getragen; allein der Aus-<lb/> druck iſt oft ungenau, die Gedanken nicht ſelten unreif; häufig<lb/> wird das principiell Wichtige über unbedeutenden Nebendingen<lb/> überſehen. Dieſen durch die raſche Produktion bedingten Fehlern<lb/> gegenüber iſt aber ganz beſonders als Vorzug <hi rendition="#g">Meyen</hi>'s her-<lb/> vorzuheben, daß er für Alles in der Phytotomie ein offenes<lb/> Auge hatte, Nichts unbeachtet ließ und immer darauf ausging,<lb/> die Wiſſenſchaft als ein zuſammenhängendes Ganze überſichtlich<lb/> darzuſtellen, den Leſer allſeitig zu orientiren, um ſo die Phyto-<lb/> tomie und Phyſiologie auch weiteren Gelehrtenkreiſen zugänglich<lb/> zu machen; in dieſem Sinne ſind auch ſeine ſchön und gewandt<lb/> gezeichneten mikroſkopiſchen Bilder zu rühmen; dieſe bieten dem<lb/> Leſer nicht, wie in den früheren phytotomiſchen Werken, kleine<lb/> Bruchſtücke, ſondern ganze Gewebemaſſen im Zuſammenhang ſo,<lb/> daß man einen Einblick in die Lagerung der verſchiedenen Ge-<lb/> webeſyſteme und ihrer Beziehungen unter einander gewinnt.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [309/0321]
Zellhautgerüſtes der Pflanzen.
ziemlich flüchtig behandelt. Schon ein Jahr ſpäter, 1837 erſchien
der erſte Band ſeines „neuen Syſtems der Pflanzenphyſiologie“,
dem bis 1839 die beiden anderen folgten, ein ebenfalls an neuen
Beobachtungen und Abbildungen reiches Werk. Gleichzeitig mit
dieſen Arbeiten, 1836-39 gab er ausführliche, einen ſtattlichen
Band füllende Jahresberichte über die Reſultate der Arbeiten im
Felde der phyſiologiſchen Botanik heraus, nachdem er 1837 eine
Preisſchrift über die Sekretionsorgane und 1836 einen Grundriß
der Pflanzengeographie publicirt hatte; 1840 erſchien eine Ab-
handlung über Befruchtung und Polyembryonie und außerdem
hinterließ er die nach ſeinem Tode 1841 publicirte Pflanzen-
pathologie. Das Quantum dieſer zwiſchen 1836 und 1840
herausgegebenen, wenn auch theilweiſe ſchon vorher vorbereiteten
Arbeiten iſt ſo außerordentlich groß, daß der Verfaſſer den
innern Zuſammenhang der Thatſachen und dieſe ſelbſt im Ein-
zelnen unmöglich reiflich durchdacht haben kann. Das Studium
ſeiner Werke zeigt aber auch vielfach Ueberſtürzung in der Auf-
ſtellung neuer Anſichten, in Zurückweiſung oder Aufnahme fremder
Behauptungen; die Darſtellung iſt zwar überſichtlich und fließend,
von ächt naturwiſſenſchaftlichem Geiſt getragen; allein der Aus-
druck iſt oft ungenau, die Gedanken nicht ſelten unreif; häufig
wird das principiell Wichtige über unbedeutenden Nebendingen
überſehen. Dieſen durch die raſche Produktion bedingten Fehlern
gegenüber iſt aber ganz beſonders als Vorzug Meyen's her-
vorzuheben, daß er für Alles in der Phytotomie ein offenes
Auge hatte, Nichts unbeachtet ließ und immer darauf ausging,
die Wiſſenſchaft als ein zuſammenhängendes Ganze überſichtlich
darzuſtellen, den Leſer allſeitig zu orientiren, um ſo die Phyto-
tomie und Phyſiologie auch weiteren Gelehrtenkreiſen zugänglich
zu machen; in dieſem Sinne ſind auch ſeine ſchön und gewandt
gezeichneten mikroſkopiſchen Bilder zu rühmen; dieſe bieten dem
Leſer nicht, wie in den früheren phytotomiſchen Werken, kleine
Bruchſtücke, ſondern ganze Gewebemaſſen im Zuſammenhang ſo,
daß man einen Einblick in die Lagerung der verſchiedenen Ge-
webeſyſteme und ihrer Beziehungen unter einander gewinnt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |