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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Von Aristoteles bis auf A. J. Camerarius.
Weiteres und noch dazu auf ein Jahrtausende altes Experiment
gestützt als die männlichen Organe in Anspruch genommen werden.
Der älteren Ansichten und Erfahrungen jedoch erwähnt Grew
mit keinem Wort. Irgend ein Experiment zur Verantwortung
der Frage hat auch er ebensowenig gemacht, wie irgend ein
anderer Schriftsteller vor Camerarius. Es war schon ein
Fortschritt, daß Ray in seiner Historia plantarum (1693.
I. Cap. 10. p. 17. II. p. 1250) diesen so äußerst unklaren
Gedankengang Grew's durch Hinweis auf die diöcischen Pflanzen
und auf die alten Erfahrungen an der Dattelpalme, klärte und
mehr in's richtige Geleise brachte, ohne jedoch auch seinerseits
durch Experimente der Frage näher zu treten. Zudem war der
eigentliche Entdecker der Sexualität, Camerarius, schon zwei
Jahre vor dem Erscheinen der Historia plantarum Ray's mit
der experimentellen Lösung des Problems beschäftigt. Auch was
Ray 1694 in der Vorrede zu seinem Sylloge stirpium sagt,
ist eben nur eine Behauptung, die sich auf kein Experiment stützt.
Aber selbst wenn man den Aeußerungen Grew's und Ray's
einen größeren Werth beilegen wollte, so würde doch die Ver-
gleichung der Art und Weise, wie Camerarius die Sache
angriff, ohne Weiteres zeigen, daß er es gewesen ist, der zunächst
die Frage theoretisch soweit geklärt hat, daß sie einer experimen-
tellen Behandlung zugänglich wurde und daß er unzweifelhaft der
Erste war, der nicht nur Experimente überhaupt in dieser Rich-
tung unternahm, sondern diese auch mit großem Geschick durch-
führte, wie wir im Folgenden sehen werden. Linne traf das
Richtige, wenn er (Amoenitates I 1749 p. 62) sagt, Came-
rarius habe zuerst das Geschlecht und die Erzeugung der
Pflanzen deutlich bewiesen (perspicue demonstravit).

Von Ariſtoteles bis auf A. J. Camerarius.
Weiteres und noch dazu auf ein Jahrtauſende altes Experiment
geſtützt als die männlichen Organe in Anſpruch genommen werden.
Der älteren Anſichten und Erfahrungen jedoch erwähnt Grew
mit keinem Wort. Irgend ein Experiment zur Verantwortung
der Frage hat auch er ebenſowenig gemacht, wie irgend ein
anderer Schriftſteller vor Camerarius. Es war ſchon ein
Fortſchritt, daß Ray in ſeiner Historia plantarum (1693.
I. Cap. 10. p. 17. II. p. 1250) dieſen ſo äußerſt unklaren
Gedankengang Grew's durch Hinweis auf die diöciſchen Pflanzen
und auf die alten Erfahrungen an der Dattelpalme, klärte und
mehr in's richtige Geleiſe brachte, ohne jedoch auch ſeinerſeits
durch Experimente der Frage näher zu treten. Zudem war der
eigentliche Entdecker der Sexualität, Camerarius, ſchon zwei
Jahre vor dem Erſcheinen der Historia plantarum Ray's mit
der experimentellen Löſung des Problems beſchäftigt. Auch was
Ray 1694 in der Vorrede zu ſeinem Sylloge stirpium ſagt,
iſt eben nur eine Behauptung, die ſich auf kein Experiment ſtützt.
Aber ſelbſt wenn man den Aeußerungen Grew's und Ray's
einen größeren Werth beilegen wollte, ſo würde doch die Ver-
gleichung der Art und Weiſe, wie Camerarius die Sache
angriff, ohne Weiteres zeigen, daß er es geweſen iſt, der zunächſt
die Frage theoretiſch ſoweit geklärt hat, daß ſie einer experimen-
tellen Behandlung zugänglich wurde und daß er unzweifelhaft der
Erſte war, der nicht nur Experimente überhaupt in dieſer Rich-
tung unternahm, ſondern dieſe auch mit großem Geſchick durch-
führte, wie wir im Folgenden ſehen werden. Linné traf das
Richtige, wenn er (Amoenitates I 1749 p. 62) ſagt, Came-
rarius habe zuerſt das Geſchlecht und die Erzeugung der
Pflanzen deutlich bewieſen (perspicue demonstravit).

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[415/0427] Von Ariſtoteles bis auf A. J. Camerarius. Weiteres und noch dazu auf ein Jahrtauſende altes Experiment geſtützt als die männlichen Organe in Anſpruch genommen werden. Der älteren Anſichten und Erfahrungen jedoch erwähnt Grew mit keinem Wort. Irgend ein Experiment zur Verantwortung der Frage hat auch er ebenſowenig gemacht, wie irgend ein anderer Schriftſteller vor Camerarius. Es war ſchon ein Fortſchritt, daß Ray in ſeiner Historia plantarum (1693. I. Cap. 10. p. 17. II. p. 1250) dieſen ſo äußerſt unklaren Gedankengang Grew's durch Hinweis auf die diöciſchen Pflanzen und auf die alten Erfahrungen an der Dattelpalme, klärte und mehr in's richtige Geleiſe brachte, ohne jedoch auch ſeinerſeits durch Experimente der Frage näher zu treten. Zudem war der eigentliche Entdecker der Sexualität, Camerarius, ſchon zwei Jahre vor dem Erſcheinen der Historia plantarum Ray's mit der experimentellen Löſung des Problems beſchäftigt. Auch was Ray 1694 in der Vorrede zu ſeinem Sylloge stirpium ſagt, iſt eben nur eine Behauptung, die ſich auf kein Experiment ſtützt. Aber ſelbſt wenn man den Aeußerungen Grew's und Ray's einen größeren Werth beilegen wollte, ſo würde doch die Ver- gleichung der Art und Weiſe, wie Camerarius die Sache angriff, ohne Weiteres zeigen, daß er es geweſen iſt, der zunächſt die Frage theoretiſch ſoweit geklärt hat, daß ſie einer experimen- tellen Behandlung zugänglich wurde und daß er unzweifelhaft der Erſte war, der nicht nur Experimente überhaupt in dieſer Rich- tung unternahm, ſondern dieſe auch mit großem Geſchick durch- führte, wie wir im Folgenden ſehen werden. Linné traf das Richtige, wenn er (Amoenitates I 1749 p. 62) ſagt, Came- rarius habe zuerſt das Geſchlecht und die Erzeugung der Pflanzen deutlich bewieſen (perspicue demonstravit).

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/427>, abgerufen am 26.11.2024.