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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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der Organe von Caesalpin bis auf Linne.

Diese einleitenden Betrachtungen werden dem Leser den
Faden an die Hand geben, an welchen er sich bei der nun fol-
genden Betrachtung der hervorragenderen Leistungen von Caesal-
pin bis Linne halten kann.

Das mehrfach erwähnte Werk des Andrea Caesalpino 1):
De plantis libri XVI. erschien in Florenz 1583. Liegt der
Werth der gleichzeitigen deutschen Kräuterbücher ganz vorwiegend
in der Anhäufung zahlreicher Einzelbeschreibungen, die zwar auch
in diesem Werk 15 Bücher füllen, so ist dagegen für die Ge-
schichte der Botanik in diesem Falle die allgemein theoretische
Einleitung im ersten Buch von ganz hervorragender Bedeutung.
Es enthält nämlich auf 30 Seiten eine ausführliche zusammen-
hängende, überall von großen und allgemeinen Gesichtspunkten
ausgehende, dabei aber in sehr knapper Form äußerst inhaltreiche
Darstellung der gesammten theoretischen Botanik. Die verschie-
denen Disciplinen, in welche sich die Botanik später gespalten
hat, sind hier noch zu einem untrennbaren Ganzen verschmolzen:
Morphologie, Anatomie, Biologie, Physiologie, Systematik, Nomen-
klatur sind eng in einander geschlungen, daß es schwer hält,
Caesalpin's Ansichten über irgend eine allgemeinere Frage
klar zu legen, ohne gleichzeitig die verschiedensten anderen Fragen
zu berühren. Drei Dinge sind es vor Allem, welche den Inhalt
dieses Buches charakterisiren: zunächst eine große Zahl feiner,
neuer Beobachtungen überhaupt; sodann der gewichtige Nachdruck,
mit welchem Caesalpin die Fructificationsorgane in den Vor-
dergrund der morphologischen Betrachtung stellt und endlich
die Art und Weise, wie er dieses empirische Material in streng
aristotelischer Weise philosophisch bearbeitet. Wird durch diese
Behandlung ein stylistisch schöner, den Leser mit sich fort-
reißender Vortrag erzielt, das Ganze gewissermaßen durchgeistigt,
gewinnt auf diese Weise jede einzelne Thatsache einen allgemei-
neren Werth, so ist doch andererseits nicht zu verkennen, daß

1) Andrea Caesalpino von Arezzo geb. 1519, Ghini's Schüler,
Professor in Pisa und später des Papstes Clemens VIII. Leibarzt starb 1603.
der Organe von Caeſalpin bis auf Linné.

Dieſe einleitenden Betrachtungen werden dem Leſer den
Faden an die Hand geben, an welchen er ſich bei der nun fol-
genden Betrachtung der hervorragenderen Leiſtungen von Caeſal-
pin bis Linné halten kann.

Das mehrfach erwähnte Werk des Andrea Caeſalpino 1):
De plantis libri XVI. erſchien in Florenz 1583. Liegt der
Werth der gleichzeitigen deutſchen Kräuterbücher ganz vorwiegend
in der Anhäufung zahlreicher Einzelbeſchreibungen, die zwar auch
in dieſem Werk 15 Bücher füllen, ſo iſt dagegen für die Ge-
ſchichte der Botanik in dieſem Falle die allgemein theoretiſche
Einleitung im erſten Buch von ganz hervorragender Bedeutung.
Es enthält nämlich auf 30 Seiten eine ausführliche zuſammen-
hängende, überall von großen und allgemeinen Geſichtspunkten
ausgehende, dabei aber in ſehr knapper Form äußerſt inhaltreiche
Darſtellung der geſammten theoretiſchen Botanik. Die verſchie-
denen Disciplinen, in welche ſich die Botanik ſpäter geſpalten
hat, ſind hier noch zu einem untrennbaren Ganzen verſchmolzen:
Morphologie, Anatomie, Biologie, Phyſiologie, Syſtematik, Nomen-
klatur ſind eng in einander geſchlungen, daß es ſchwer hält,
Caeſalpin's Anſichten über irgend eine allgemeinere Frage
klar zu legen, ohne gleichzeitig die verſchiedenſten anderen Fragen
zu berühren. Drei Dinge ſind es vor Allem, welche den Inhalt
dieſes Buches charakteriſiren: zunächſt eine große Zahl feiner,
neuer Beobachtungen überhaupt; ſodann der gewichtige Nachdruck,
mit welchem Caeſalpin die Fructificationsorgane in den Vor-
dergrund der morphologiſchen Betrachtung ſtellt und endlich
die Art und Weiſe, wie er dieſes empiriſche Material in ſtreng
ariſtoteliſcher Weiſe philoſophiſch bearbeitet. Wird durch dieſe
Behandlung ein ſtyliſtiſch ſchöner, den Leſer mit ſich fort-
reißender Vortrag erzielt, das Ganze gewiſſermaßen durchgeiſtigt,
gewinnt auf dieſe Weiſe jede einzelne Thatſache einen allgemei-
neren Werth, ſo iſt doch andererſeits nicht zu verkennen, daß

1) Andrea Caeſalpino von Arezzo geb. 1519, Ghini's Schüler,
Profeſſor in Piſa und ſpäter des Papſtes Clemens VIII. Leibarzt ſtarb 1603.
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[45/0057] der Organe von Caeſalpin bis auf Linné. Dieſe einleitenden Betrachtungen werden dem Leſer den Faden an die Hand geben, an welchen er ſich bei der nun fol- genden Betrachtung der hervorragenderen Leiſtungen von Caeſal- pin bis Linné halten kann. Das mehrfach erwähnte Werk des Andrea Caeſalpino 1): De plantis libri XVI. erſchien in Florenz 1583. Liegt der Werth der gleichzeitigen deutſchen Kräuterbücher ganz vorwiegend in der Anhäufung zahlreicher Einzelbeſchreibungen, die zwar auch in dieſem Werk 15 Bücher füllen, ſo iſt dagegen für die Ge- ſchichte der Botanik in dieſem Falle die allgemein theoretiſche Einleitung im erſten Buch von ganz hervorragender Bedeutung. Es enthält nämlich auf 30 Seiten eine ausführliche zuſammen- hängende, überall von großen und allgemeinen Geſichtspunkten ausgehende, dabei aber in ſehr knapper Form äußerſt inhaltreiche Darſtellung der geſammten theoretiſchen Botanik. Die verſchie- denen Disciplinen, in welche ſich die Botanik ſpäter geſpalten hat, ſind hier noch zu einem untrennbaren Ganzen verſchmolzen: Morphologie, Anatomie, Biologie, Phyſiologie, Syſtematik, Nomen- klatur ſind eng in einander geſchlungen, daß es ſchwer hält, Caeſalpin's Anſichten über irgend eine allgemeinere Frage klar zu legen, ohne gleichzeitig die verſchiedenſten anderen Fragen zu berühren. Drei Dinge ſind es vor Allem, welche den Inhalt dieſes Buches charakteriſiren: zunächſt eine große Zahl feiner, neuer Beobachtungen überhaupt; ſodann der gewichtige Nachdruck, mit welchem Caeſalpin die Fructificationsorgane in den Vor- dergrund der morphologiſchen Betrachtung ſtellt und endlich die Art und Weiſe, wie er dieſes empiriſche Material in ſtreng ariſtoteliſcher Weiſe philoſophiſch bearbeitet. Wird durch dieſe Behandlung ein ſtyliſtiſch ſchöner, den Leſer mit ſich fort- reißender Vortrag erzielt, das Ganze gewiſſermaßen durchgeiſtigt, gewinnt auf dieſe Weiſe jede einzelne Thatſache einen allgemei- neren Werth, ſo iſt doch andererſeits nicht zu verkennen, daß 1) Andrea Caeſalpino von Arezzo geb. 1519, Ghini's Schüler, Profeſſor in Piſa und ſpäter des Papſtes Clemens VIII. Leibarzt ſtarb 1603.

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/57>, abgerufen am 23.11.2024.