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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Geschichte der Phytodynamik.
vorrufung derartiger Bewegungen beitragen, und wenn die
Wärme und das Licht Einfluß darauf zu nehmen scheinen, so
sei es vielleicht nur deßhalb, weil sie Dämpfe erzeugen, oder
diesen eine bestimmte Bewegung ertheilen. -- Betreffs der Be-
wegungen der Mimosenblätter wiederholte Du Hamel einen
schon 1729 von Mairan gemachten Versuch, bei welchem die
periodische Bewegung auch in constanter Finsterniß fortdauerte;
er kam zu demselben Resultate, aus dem er schloß, daß die
periodischen Bewegungen der Mimose von Temperatur und
Lichtänderungen nicht wesentlich abhängen: 1757 hatte Hill
den Beleuchtungswechsel als die Ursache der Schlafbewegungen
in Anspruch genommen, da er fand, daß eine am Tage vor-
genommene Verdunkelung die Nachtstellung hervorrief; wogegen
wieder Zinn 1759 zu einem ähnlichen Schluß wie Mairan
und Du Hamel gelangte. Erst lange nachher wurde die Frage
durch Dutrochet zum Theil geklärt. Du Hamel hielt es
für nöthig, die früher von Tournefort geäußerte Meinung,
daß die Pflanzenbewegungen durch Muskeln vermittelt werden,
besonders zu widerlegen und zu zeigen, daß Tournefort's
Pflanzenmuskeln hygroskopische Fasern sind.

Schließlich ist noch zu erwähnen, daß er zuerst bemerkte,
daß die beiden Gabeläste einer Weinranke um eine zwischen
ihnen befindliche Stütze in entgegengesetzter Richtung sich winden;
auch scheint er der Erste gewesen zu sein, der die Reizbarkeit
der Staubfäden von Opuntia und Berberis mit der der Mi-
mosenblätter verglich; die Staubgefäße von Berberis wurden
später mehrfach, zumal von Covolo 1764, Koelreuter 1788,
Smith 1790 u. a. untersucht, ohne jedoch zu neuen Ergebnissen
über die Natur der Reizbarkeit zu führen. Dieß geschah da-
gegen durch dal Covolo's berühmte Abhandlung 1764 über
die Staubfäden der Cynareen, die zwar noch kein definitives
Resultat ergab, aber werthvolle Einzelheiten brachte, welche
einiges Licht auf die Mechanik dieser Reizbewegungen warfen.
Koelreuter, der sich 1766 auch mit diesen Objecten beschäftigte,
ging dabei weniger auf eine mechanische Erklärung derselben,

Geſchichte der Phytodynamik.
vorrufung derartiger Bewegungen beitragen, und wenn die
Wärme und das Licht Einfluß darauf zu nehmen ſcheinen, ſo
ſei es vielleicht nur deßhalb, weil ſie Dämpfe erzeugen, oder
dieſen eine beſtimmte Bewegung ertheilen. — Betreffs der Be-
wegungen der Mimoſenblätter wiederholte Du Hamel einen
ſchon 1729 von Mairan gemachten Verſuch, bei welchem die
periodiſche Bewegung auch in conſtanter Finſterniß fortdauerte;
er kam zu demſelben Reſultate, aus dem er ſchloß, daß die
periodiſchen Bewegungen der Mimoſe von Temperatur und
Lichtänderungen nicht weſentlich abhängen: 1757 hatte Hill
den Beleuchtungswechſel als die Urſache der Schlafbewegungen
in Anſpruch genommen, da er fand, daß eine am Tage vor-
genommene Verdunkelung die Nachtſtellung hervorrief; wogegen
wieder Zinn 1759 zu einem ähnlichen Schluß wie Mairan
und Du Hamel gelangte. Erſt lange nachher wurde die Frage
durch Dutrochet zum Theil geklärt. Du Hamel hielt es
für nöthig, die früher von Tournefort geäußerte Meinung,
daß die Pflanzenbewegungen durch Muskeln vermittelt werden,
beſonders zu widerlegen und zu zeigen, daß Tournefort's
Pflanzenmuskeln hygroskopiſche Faſern ſind.

Schließlich iſt noch zu erwähnen, daß er zuerſt bemerkte,
daß die beiden Gabeläſte einer Weinranke um eine zwiſchen
ihnen befindliche Stütze in entgegengeſetzter Richtung ſich winden;
auch ſcheint er der Erſte geweſen zu ſein, der die Reizbarkeit
der Staubfäden von Opuntia und Berberis mit der der Mi-
moſenblätter verglich; die Staubgefäße von Berberis wurden
ſpäter mehrfach, zumal von Covolo 1764, Koelreuter 1788,
Smith 1790 u. a. unterſucht, ohne jedoch zu neuen Ergebniſſen
über die Natur der Reizbarkeit zu führen. Dieß geſchah da-
gegen durch dal Covolo's berühmte Abhandlung 1764 über
die Staubfäden der Cynareen, die zwar noch kein definitives
Reſultat ergab, aber werthvolle Einzelheiten brachte, welche
einiges Licht auf die Mechanik dieſer Reizbewegungen warfen.
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[588/0600] Geſchichte der Phytodynamik. vorrufung derartiger Bewegungen beitragen, und wenn die Wärme und das Licht Einfluß darauf zu nehmen ſcheinen, ſo ſei es vielleicht nur deßhalb, weil ſie Dämpfe erzeugen, oder dieſen eine beſtimmte Bewegung ertheilen. — Betreffs der Be- wegungen der Mimoſenblätter wiederholte Du Hamel einen ſchon 1729 von Mairan gemachten Verſuch, bei welchem die periodiſche Bewegung auch in conſtanter Finſterniß fortdauerte; er kam zu demſelben Reſultate, aus dem er ſchloß, daß die periodiſchen Bewegungen der Mimoſe von Temperatur und Lichtänderungen nicht weſentlich abhängen: 1757 hatte Hill den Beleuchtungswechſel als die Urſache der Schlafbewegungen in Anſpruch genommen, da er fand, daß eine am Tage vor- genommene Verdunkelung die Nachtſtellung hervorrief; wogegen wieder Zinn 1759 zu einem ähnlichen Schluß wie Mairan und Du Hamel gelangte. Erſt lange nachher wurde die Frage durch Dutrochet zum Theil geklärt. Du Hamel hielt es für nöthig, die früher von Tournefort geäußerte Meinung, daß die Pflanzenbewegungen durch Muskeln vermittelt werden, beſonders zu widerlegen und zu zeigen, daß Tournefort's Pflanzenmuskeln hygroskopiſche Faſern ſind. Schließlich iſt noch zu erwähnen, daß er zuerſt bemerkte, daß die beiden Gabeläſte einer Weinranke um eine zwiſchen ihnen befindliche Stütze in entgegengeſetzter Richtung ſich winden; auch ſcheint er der Erſte geweſen zu ſein, der die Reizbarkeit der Staubfäden von Opuntia und Berberis mit der der Mi- moſenblätter verglich; die Staubgefäße von Berberis wurden ſpäter mehrfach, zumal von Covolo 1764, Koelreuter 1788, Smith 1790 u. a. unterſucht, ohne jedoch zu neuen Ergebniſſen über die Natur der Reizbarkeit zu führen. Dieß geſchah da- gegen durch dal Covolo's berühmte Abhandlung 1764 über die Staubfäden der Cynareen, die zwar noch kein definitives Reſultat ergab, aber werthvolle Einzelheiten brachte, welche einiges Licht auf die Mechanik dieſer Reizbewegungen warfen. Koelreuter, der ſich 1766 auch mit dieſen Objecten beſchäftigte, ging dabei weniger auf eine mechaniſche Erklärung derſelben,

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/600>, abgerufen am 22.11.2024.