sogar, was die Botanik betrifft, in reichem Maße productiv. Wie Caesalpin in Italien, so war Jungius in Deutschland der Erste, welcher philosophisch geschultes Denken mit genauer Beobachtung der Pflanzen zu verbinden wußte.
Die Früchte seiner botanischen Studien kamen jedoch zunächst nur seinen eigentlichen Schülern zu gut, da der vielbeschäftigte und nach immer weiterer Vollendung seiner Forschung strebende Mann selbst Nichts publicirte. Aus einem handschriftlichen Nachlaß von ungeheurem Umfang gab erst 1662 sein Schüler Martin Fogel die Doxoscopiae physicae minores heraus und erst 1678 erschien die Isagoge phytoscopica durch einen anderen seiner Schüler Johann Bagetius. Eine Abschrift seiner botanischen Dictate kam jedoch, wie Ray erzählt, schon 1660 nach England. Die Doxoscopiae enthalten sehr zahlreiche abgerissene Bemerkungen über einzelne Pflanzen, ihre genaue Unterscheidung von anderen, Sätze über die Methoden und Principien botanischer Forschung; dieß Alles in Form von Aphorismen, die er gelegentlich zu Papier brachte. Zahl und Inhalt derselben zeigen, wie angelegentlich sich Jungius auch mit der Einzelkenntniß der Pflanzenarten beschäftigte; er äußerte sich dort mißbilligend darüber, daß viele Botaniker mehr Mühe darauf verwenden, unbekannte Pflanzen an's Licht zu ziehen, als dieselben sorgfältig auf ihre wahren Gattungen nach logischen Gesetzen durch specifische Differenzen zurückzuführen. Er war der Erste, der es wagte, die altherkömmliche Eintheilung der Pflanzen in Bäume und Kräuter als das Wesen nicht treffend zu bemängeln. Wie fest aber dieses alte Dogma saß, zeigt sich besonders darin, daß Ray am Ende des Jahrhunderts, obgleich er seiner theore- tischen Botanik die Isagoge des Jungius zu Grunde legte, die Eintheilung in Kräuter und Bäume doch beibehielt. Sehr weit ging Jungius schon über Caesalpin und seine eigenen Zeitgenossen hinaus, indem er wiederholt die generatio spon- tanea bezweifelte.
Wichtiger und von nachhaltigerer Wirkung für die Geschichte der Botanik war jedoch seine Isagoge phytoscopica, welche in
Die künſtlichen Syſteme und die Nomenclatur
ſogar, was die Botanik betrifft, in reichem Maße productiv. Wie Caeſalpin in Italien, ſo war Jungius in Deutſchland der Erſte, welcher philoſophiſch geſchultes Denken mit genauer Beobachtung der Pflanzen zu verbinden wußte.
Die Früchte ſeiner botaniſchen Studien kamen jedoch zunächſt nur ſeinen eigentlichen Schülern zu gut, da der vielbeſchäftigte und nach immer weiterer Vollendung ſeiner Forſchung ſtrebende Mann ſelbſt Nichts publicirte. Aus einem handſchriftlichen Nachlaß von ungeheurem Umfang gab erſt 1662 ſein Schüler Martin Fogel die Doxoscopiae physicae minores heraus und erſt 1678 erſchien die Isagoge phytoscopica durch einen anderen ſeiner Schüler Johann Bagetius. Eine Abſchrift ſeiner botaniſchen Dictate kam jedoch, wie Ray erzählt, ſchon 1660 nach England. Die Doxoscopiae enthalten ſehr zahlreiche abgeriſſene Bemerkungen über einzelne Pflanzen, ihre genaue Unterſcheidung von anderen, Sätze über die Methoden und Principien botaniſcher Forſchung; dieß Alles in Form von Aphorismen, die er gelegentlich zu Papier brachte. Zahl und Inhalt derſelben zeigen, wie angelegentlich ſich Jungius auch mit der Einzelkenntniß der Pflanzenarten beſchäftigte; er äußerte ſich dort mißbilligend darüber, daß viele Botaniker mehr Mühe darauf verwenden, unbekannte Pflanzen an's Licht zu ziehen, als dieſelben ſorgfältig auf ihre wahren Gattungen nach logiſchen Geſetzen durch ſpecifiſche Differenzen zurückzuführen. Er war der Erſte, der es wagte, die altherkömmliche Eintheilung der Pflanzen in Bäume und Kräuter als das Weſen nicht treffend zu bemängeln. Wie feſt aber dieſes alte Dogma ſaß, zeigt ſich beſonders darin, daß Ray am Ende des Jahrhunderts, obgleich er ſeiner theore- tiſchen Botanik die Isagoge des Jungius zu Grunde legte, die Eintheilung in Kräuter und Bäume doch beibehielt. Sehr weit ging Jungius ſchon über Caeſalpin und ſeine eigenen Zeitgenoſſen hinaus, indem er wiederholt die generatio spon- tanea bezweifelte.
Wichtiger und von nachhaltigerer Wirkung für die Geſchichte der Botanik war jedoch ſeine Isagoge phytoscopica, welche in
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Die künſtlichen Syſteme und die Nomenclatur
ſogar, was die Botanik betrifft, in reichem Maße productiv.
Wie Caeſalpin in Italien, ſo war Jungius in Deutſchland
der Erſte, welcher philoſophiſch geſchultes Denken mit genauer
Beobachtung der Pflanzen zu verbinden wußte.
Die Früchte ſeiner botaniſchen Studien kamen jedoch zunächſt
nur ſeinen eigentlichen Schülern zu gut, da der vielbeſchäftigte
und nach immer weiterer Vollendung ſeiner Forſchung ſtrebende
Mann ſelbſt Nichts publicirte. Aus einem handſchriftlichen
Nachlaß von ungeheurem Umfang gab erſt 1662 ſein Schüler
Martin Fogel die Doxoscopiae physicae minores heraus
und erſt 1678 erſchien die Isagoge phytoscopica durch einen
anderen ſeiner Schüler Johann Bagetius. Eine Abſchrift
ſeiner botaniſchen Dictate kam jedoch, wie Ray erzählt, ſchon
1660 nach England. Die Doxoscopiae enthalten ſehr zahlreiche
abgeriſſene Bemerkungen über einzelne Pflanzen, ihre genaue
Unterſcheidung von anderen, Sätze über die Methoden und
Principien botaniſcher Forſchung; dieß Alles in Form von
Aphorismen, die er gelegentlich zu Papier brachte. Zahl und
Inhalt derſelben zeigen, wie angelegentlich ſich Jungius auch
mit der Einzelkenntniß der Pflanzenarten beſchäftigte; er äußerte
ſich dort mißbilligend darüber, daß viele Botaniker mehr Mühe
darauf verwenden, unbekannte Pflanzen an's Licht zu ziehen, als
dieſelben ſorgfältig auf ihre wahren Gattungen nach logiſchen
Geſetzen durch ſpecifiſche Differenzen zurückzuführen. Er war der
Erſte, der es wagte, die altherkömmliche Eintheilung der Pflanzen
in Bäume und Kräuter als das Weſen nicht treffend zu bemängeln.
Wie feſt aber dieſes alte Dogma ſaß, zeigt ſich beſonders darin,
daß Ray am Ende des Jahrhunderts, obgleich er ſeiner theore-
tiſchen Botanik die Isagoge des Jungius zu Grunde legte,
die Eintheilung in Kräuter und Bäume doch beibehielt. Sehr
weit ging Jungius ſchon über Caeſalpin und ſeine eigenen
Zeitgenoſſen hinaus, indem er wiederholt die generatio spon-
tanea bezweifelte.
Wichtiger und von nachhaltigerer Wirkung für die Geſchichte
der Botanik war jedoch ſeine Isagoge phytoscopica, welche in
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/76>, abgerufen am 27.11.2024.
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