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Sailer, Johann Michael: Kurzgefaßte Erinnerungen an junge Prediger. München, 1791.

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zu drücken haben. Lasst uns also, selbst von den Zei-
ten belehrt, den letzten, heiligsten Anker (*) der
Menschheit festhalten. Lasst uns dem Evangelium auf
ein neues huldigen, denn so lange die Thronen das
Evangelium ehren, so lange stehen die Thronen;
so lange die Länder das Evangelium ehren, so
lange haben die Länder Ruhe. Der Christ kann
so wenig ein Tyrann werden, als ein Rebell. Dir, du
Kind des Friedens und auch Mutter des Friedens, Evan-
gelium, huldigen wir hiemit aufs neue! Und huldigen
sollten dir die Menschen, wenn nicht um deinetwillen,
doch um ihretwillen, und wenn nicht um ihres ewigen
Wohlseyns, doch gewiss um ihres zeitlichen willen --
damit sie ihr Brod ruhig e[ - 1 Zeichen fehlt]en können, und nicht vor
ihrer Stunde in das Grab gelegt werden.

Dass e. der Geist des Christenthums, da, wo
er herrscht, die Gesinnungen der Gerechtigkeit und
der Menschenliebe, der Keuschheit und Mässigkeit, der
Sanftmuth und Demuth herrschend mache, und also
auch die allentnervende Unzucht und den allzer-
malmenden
Eroberungsgeist, diese zwey Mordgru-
ben der Menschheit abthue, und auf diese Weise die
Entvölkerung und Barbarey verhüte, und dass dieses
Verdienst um das Menschengeschlecht nicht geringe sey,
wird in unsern Tagen, die auf Cultur aller Art so grosse
Ansprüche machen, keiner Erwähnung bedürfen.

V.
(*) So nennt das Alterthum und ein edler Mann unsrer Zeiten
die Religion.

zu drücken haben. Laſst uns alſo, ſelbſt von den Zei-
ten belehrt, den letzten, heiligſten Anker (*) der
Menſchheit feſthalten. Laſst uns dem Evangelium auf
ein neues huldigen, denn ſo lange die Thronen das
Evangelium ehren, ſo lange ſtehen die Thronen;
ſo lange die Länder das Evangelium ehren, ſo
lange haben die Länder Ruhe. Der Chriſt kann
ſo wenig ein Tyrann werden, als ein Rebell. Dir, du
Kind des Friedens und auch Mutter des Friedens, Evan-
gelium, huldigen wir hiemit aufs neue! Und huldigen
ſollten dir die Menſchen, wenn nicht um deinetwillen,
doch um ihretwillen, und wenn nicht um ihres ewigen
Wohlſeyns, doch gewiſs um ihres zeitlichen willen —
damit ſie ihr Brod ruhig e[ – 1 Zeichen fehlt]en können, und nicht vor
ihrer Stunde in das Grab gelegt werden.

Daſs e. der Geiſt des Chriſtenthums, da, wo
er herrſcht, die Geſinnungen der Gerechtigkeit und
der Menſchenliebe, der Keuſchheit und Mäſſigkeit, der
Sanftmuth und Demuth herrſchend mache, und alſo
auch die allentnervende Unzucht und den allzer-
malmenden
Eroberungsgeiſt, dieſe zwey Mordgru-
ben der Menſchheit abthue, und auf dieſe Weiſe die
Entvölkerung und Barbarey verhüte, und daſs dieſes
Verdienſt um das Menſchengeſchlecht nicht geringe ſey,
wird in unſern Tagen, die auf Cultur aller Art ſo groſſe
Anſprüche machen, keiner Erwähnung bedürfen.

V.
(*) So nennt das Alterthum und ein edler Mann unſrer Zeiten
die Religion.
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[104/0118] zu drücken haben. Laſst uns alſo, ſelbſt von den Zei- ten belehrt, den letzten, heiligſten Anker (*) der Menſchheit feſthalten. Laſst uns dem Evangelium auf ein neues huldigen, denn ſo lange die Thronen das Evangelium ehren, ſo lange ſtehen die Thronen; ſo lange die Länder das Evangelium ehren, ſo lange haben die Länder Ruhe. Der Chriſt kann ſo wenig ein Tyrann werden, als ein Rebell. Dir, du Kind des Friedens und auch Mutter des Friedens, Evan- gelium, huldigen wir hiemit aufs neue! Und huldigen ſollten dir die Menſchen, wenn nicht um deinetwillen, doch um ihretwillen, und wenn nicht um ihres ewigen Wohlſeyns, doch gewiſs um ihres zeitlichen willen — damit ſie ihr Brod ruhig e_en können, und nicht vor ihrer Stunde in das Grab gelegt werden. Daſs e. der Geiſt des Chriſtenthums, da, wo er herrſcht, die Geſinnungen der Gerechtigkeit und der Menſchenliebe, der Keuſchheit und Mäſſigkeit, der Sanftmuth und Demuth herrſchend mache, und alſo auch die allentnervende Unzucht und den allzer- malmenden Eroberungsgeiſt, dieſe zwey Mordgru- ben der Menſchheit abthue, und auf dieſe Weiſe die Entvölkerung und Barbarey verhüte, und daſs dieſes Verdienſt um das Menſchengeſchlecht nicht geringe ſey, wird in unſern Tagen, die auf Cultur aller Art ſo groſſe Anſprüche machen, keiner Erwähnung bedürfen. V. (*) So nennt das Alterthum und ein edler Mann unſrer Zeiten die Religion.

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Zitationshilfe: Sailer, Johann Michael: Kurzgefaßte Erinnerungen an junge Prediger. München, 1791, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sailer_prediger_1791/118>, abgerufen am 21.11.2024.