Sailer, Johann Michael: Über den Selbstmord. München, 1785.Zweyter Abschnitt. verschenken, oder gar abbrechendarf, wenn ich will." (m) An diesem Scheingrunde ist gar alles Erstens: ist es nicht allgemein wahr, Und wenn das der Bürger in einem Zwey- (m) So schwach dieser Grund ist, so haben ihn
doch große Geister wichtig gefunden, oder wenig- Zweyter Abſchnitt. verſchenken, oder gar abbrechendarf, wenn ich will.“ (m) An dieſem Scheingrunde iſt gar alles Erſtens: iſt es nicht allgemein wahr, Und wenn das der Buͤrger in einem Zwey- (m) So ſchwach dieſer Grund iſt, ſo haben ihn
doch große Geiſter wichtig gefunden, oder wenig- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0100" n="88"/> <fw place="top" type="header">Zweyter Abſchnitt.</fw><lb/> <hi rendition="#fr">verſchenken, oder gar abbrechen<lb/> darf, wenn ich will.“</hi> <note xml:id="seg2pn_5_1" next="#seg2pn_5_2" place="foot" n="(m)">So ſchwach dieſer Grund iſt, ſo haben ihn<lb/> doch große Geiſter wichtig gefunden, oder<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wenig-</fw></note> </p><lb/> <p>An dieſem Scheingrunde iſt gar alles<lb/> Schein; denn</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Erſtens:</hi> iſt es nicht allgemein wahr,<lb/> daß ich z. B. ein geſchenktes Haus nach<lb/> Willkuͤhr veraͤndern, abbrechen ꝛc. darf.<lb/> Oder, was wuͤrde die wachende Polizey in<lb/> einem gebildeten Staate dazu ſagen, wenn<lb/> mehrere Buͤrger in die Raſerey geriethen,<lb/> ihre ſchoͤn und regelmaͤſſig gebauten Haͤuſer,<lb/> deren Eigenthuͤmer ſie durch Schenkung,<lb/> oder wie immer geworden ſind, nach ihren<lb/> eigenſinnigen Launen mit hundert tauſend<lb/> Schnoͤrkeln, nach altem gothiſchem Geſchma-<lb/> cke, verunſtalten, oder abbrechen, oder gar<lb/> in die Luft ſprengen zu laſſen?</p><lb/> <p>Und wenn das der Buͤrger in einem<lb/> cultivirten Staate mit ſeinem Hauſe nicht<lb/> thun darf, ſoll es der Menſch, im Staate<lb/><hi rendition="#fr">Gottes,</hi> mit ſeinem Leibe wagen duͤrfen?</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Zwey-</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [88/0100]
Zweyter Abſchnitt.
verſchenken, oder gar abbrechen
darf, wenn ich will.“ (m)
An dieſem Scheingrunde iſt gar alles
Schein; denn
Erſtens: iſt es nicht allgemein wahr,
daß ich z. B. ein geſchenktes Haus nach
Willkuͤhr veraͤndern, abbrechen ꝛc. darf.
Oder, was wuͤrde die wachende Polizey in
einem gebildeten Staate dazu ſagen, wenn
mehrere Buͤrger in die Raſerey geriethen,
ihre ſchoͤn und regelmaͤſſig gebauten Haͤuſer,
deren Eigenthuͤmer ſie durch Schenkung,
oder wie immer geworden ſind, nach ihren
eigenſinnigen Launen mit hundert tauſend
Schnoͤrkeln, nach altem gothiſchem Geſchma-
cke, verunſtalten, oder abbrechen, oder gar
in die Luft ſprengen zu laſſen?
Und wenn das der Buͤrger in einem
cultivirten Staate mit ſeinem Hauſe nicht
thun darf, ſoll es der Menſch, im Staate
Gottes, mit ſeinem Leibe wagen duͤrfen?
Zwey-
(m) So ſchwach dieſer Grund iſt, ſo haben ihn
doch große Geiſter wichtig gefunden, oder
wenig-
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