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Sailer, Johann Michael: Über den Selbstmord. München, 1785.

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Von den Bewahrungsmitteln etc.

Nicht Befreyer, nicht Held, dein Nahme heißt
Empörung und Aufruhr gen die Natur, --
Und Vater des Meineids, der vom Posten verführet den
Unterthan,
Den ihm anwies der Herr! Er ist, der giebt und nimmt
und herrschet!
Und du raubst mit verwegnem Arm, was du nicht gabst.
Wiß', daß verletztes Recht mit Rache vergelte Jeho-
va's Blitz.

Horcht Brüder! euer Eingeweid ist's,
Das ihr -- ach! lange noch? -- zerfleischet mit blinder
Wut.
Zerreisset mit männlicher Stärke die Zauberbinde,
Und erhebt den entschleirten Blick,
Und zerschell't die Sklavenkett',
Und wande't frey wie Gott!

Der ist der beste, größte,
Wem mächtig empor im Herzen sich drängt,
des Grösserseyns Seelenerhebend Gefühl:
Wann wild die Verfolgung stürmt, und unzählbar wächst
Der Leiden Kriegsheer, und des zertrümmerten Weltbaus
Zusammstürzende Schutt Zerschmetterung droht!
Sieh!
P 3
Von den Bewahrungsmitteln ꝛc.

Nicht Befreyer, nicht Held, dein Nahme heißt
Empörung und Aufruhr gen die Natur, —
Und Vater des Meineids, der vom Poſten verführet den
Unterthan,
Den ihm anwies der Herr! Er iſt, der giebt und nimmt
und herrſchet!
Und du raubſt mit verwegnem Arm, was du nicht gabſt.
Wiß’, daß verletztes Recht mit Rache vergelte Jeho-
va’s Blitz.

Horcht Brüder! euer Eingeweid iſt’s,
Das ihr — ach! lange noch? — zerfleiſchet mit blinder
Wut.
Zerreiſſet mit männlicher Stärke die Zauberbinde,
Und erhebt den entſchleirten Blick,
Und zerſchell’t die Sklavenkett’,
Und wande’t frey wie Gott!

Der iſt der beſte, größte,
Wem mächtig empor im Herzen ſich drängt,
des Gröſſerſeyns Seelenerhebend Gefühl:
Wann wild die Verfolgung ſtürmt, und unzählbar wächst
Der Leiden Kriegsheer, und des zertrümmerten Weltbaus
Zuſammſtürzende Schutt Zerſchmetterung droht!
Sieh!
P 3
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[221/0233] Von den Bewahrungsmitteln ꝛc. Nicht Befreyer, nicht Held, dein Nahme heißt Empörung und Aufruhr gen die Natur, — Und Vater des Meineids, der vom Poſten verführet den Unterthan, Den ihm anwies der Herr! Er iſt, der giebt und nimmt und herrſchet! Und du raubſt mit verwegnem Arm, was du nicht gabſt. Wiß’, daß verletztes Recht mit Rache vergelte Jeho- va’s Blitz. Horcht Brüder! euer Eingeweid iſt’s, Das ihr — ach! lange noch? — zerfleiſchet mit blinder Wut. Zerreiſſet mit männlicher Stärke die Zauberbinde, Und erhebt den entſchleirten Blick, Und zerſchell’t die Sklavenkett’, Und wande’t frey wie Gott! Der iſt der beſte, größte, Wem mächtig empor im Herzen ſich drängt, des Gröſſerſeyns Seelenerhebend Gefühl: Wann wild die Verfolgung ſtürmt, und unzählbar wächst Der Leiden Kriegsheer, und des zertrümmerten Weltbaus Zuſammſtürzende Schutt Zerſchmetterung droht! Sieh! P 3

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Zitationshilfe: Sailer, Johann Michael: Über den Selbstmord. München, 1785, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sailer_selbstmord_1785/233>, abgerufen am 24.11.2024.