Sailer, Johann Michael: Über den Selbstmord. München, 1785.Erster Abschnitt. liebe von der aufgeklärten Vernunft ge-leitet wird, ist aller Selbstmord gerade- zu unmöglich. Ich behaupte nicht, daß der Selbst- Selbstmord der Tod aller erleuch- "Trage die Bürde, bis ich sie dir ab- nehme -- Thu Gutes, so lange es Tag ist -- Brauche die Kraft, die du hast." Es
Erſter Abſchnitt. liebe von der aufgeklaͤrten Vernunft ge-leitet wird, iſt aller Selbſtmord gerade- zu unmoͤglich. Ich behaupte nicht, daß der Selbſt- Selbſtmord der Tod aller erleuch- „Trage die Buͤrde, bis ich ſie dir ab- nehme — Thu Gutes, ſo lange es Tag iſt — Brauche die Kraft, die du haſt.„ Es
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Erſter Abſchnitt.
liebe von der aufgeklaͤrten Vernunft ge-
leitet wird, iſt aller Selbſtmord gerade-
zu unmoͤglich.
Ich behaupte nicht, daß der Selbſt-
mord der Tod aller Gottes-Menſchen-
Selbſtliebe ſey, ſondern nur daß er der Tod
aller erleuchteten Gottes- Menſchen- und
Selbſtliebe ſey.
Selbſtmord der Tod aller erleuch-
teten Gottesliebe. Es kann ſich ein gut-
muͤthiger Schwaͤrmer „aus Liebe Gottes„
morden, d. h. aus Sehnſucht, nur recht
bald bey ſeinem Gott zu ſeyn. Allein da
liegt keine erleuchtete Gottesliebe zum Grun-
de, weil alle erleuchtete Gottesliebe ſich in
eine treue, ausharrende Erfuͤllung des goͤtt-
lichen Willens aufloͤſet, und der goͤttliche
Wille von dem Menſchen nichts anders fo-
dert, als:
„Trage die Buͤrde, bis ich ſie dir ab-
nehme —
Thu Gutes, ſo lange es Tag iſt —
Brauche die Kraft, die du haſt.„
Es
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