bezeugte und sagte, dass es mir unbegreiflich sey, wie diese Sünden auf das Land kaemen: so seufzte er: einer meiner Vorfahren hatte zwey Söhne, die in -- studiert hatten. Sie kamen zurück, lebten einige Jahre bey dem Vater, und steckten durch ih- re Unzucht eine Familie nach der andern an.
Traurig genug ist diess nun freylich, dass die Personen, die Licht und Tugend in die Hütten der Niedrigen bringen sollten, die Unschuld tödten, und die Sitten verder- ben. Aber wahr ists doch.
In Provinzen, wo es gewöhnlich ist, dem Landmanne Soldaten ins Quartier zu legen, ist wohl die Frage, wodurch die Sit- ten der Landleute verdorben, wodurch ih- nen die Geheimnisse der Unzucht mitgetheilt werden? ganz überflüssig.
Wenn also die Kinder ihre Unschuld immer durch aeusserliche Veranlassung ver-
lieren
bezeugte und ſagte, daſs es mir unbegreiflich ſey, wie dieſe Sünden auf das Land kæmen: ſo ſeufzte er: einer meiner Vorfahren hatte zwey Söhne, die in — ſtudiert hatten. Sie kamen zurück, lebten einige Jahre bey dem Vater, und ſteckten durch ih- re Unzucht eine Familie nach der andern an.
Traurig genug iſt dieſs nun freylich, daſs die Perſonen, die Licht und Tugend in die Hütten der Niedrigen bringen ſollten, die Unſchuld tödten, und die Sitten verder- ben. Aber wahr iſts doch.
In Provinzen, wo es gewöhnlich iſt, dem Landmanne Soldaten ins Quartier zu legen, iſt wohl die Frage, wodurch die Sit- ten der Landleute verdorben, wodurch ih- nen die Geheimniſſe der Unzucht mitgetheilt werden? ganz überflüſſig.
Wenn alſo die Kinder ihre Unſchuld immer durch æuſſerliche Veranlaſſung ver-
lieren
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bezeugte und ſagte, daſs es mir unbegreiflich
ſey, wie dieſe Sünden auf das Land kæmen:
ſo ſeufzte er: einer meiner Vorfahren
hatte zwey Söhne, die in — ſtudiert
hatten. Sie kamen zurück, lebten einige
Jahre bey dem Vater, und ſteckten durch ih-
re Unzucht eine Familie nach der andern an.
Traurig genug iſt dieſs nun freylich,
daſs die Perſonen, die Licht und Tugend
in die Hütten der Niedrigen bringen ſollten,
die Unſchuld tödten, und die Sitten verder-
ben. Aber wahr iſts doch.
In Provinzen, wo es gewöhnlich iſt,
dem Landmanne Soldaten ins Quartier zu
legen, iſt wohl die Frage, wodurch die Sit-
ten der Landleute verdorben, wodurch ih-
nen die Geheimniſſe der Unzucht mitgetheilt
werden? ganz überflüſſig.
Wenn alſo die Kinder ihre Unſchuld
immer durch æuſſerliche Veranlaſſung ver-
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/104>, abgerufen am 21.11.2024.
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