der Unschuld, verlohren. Die Seuche der Onanie hat die meisten Familien ergriffen, und es giebt ansehnliche Handelsorte, wo es sich fast bis zur unbezweifelten Gewissheit brin- gen laesst, dass drey Theile der erwachsenen Maedchen diesem stummen Laster huldigen, und selbst viele verheyrathete Damen sich des- selben schuldig machen. In den meisten Schu- len predigen die Gesichter der studierenden Jünglinge die verborgene Wollust, der sie opfern.
Ich hoffe, man werde es bemerkt ha- ben, mit welcher Discretion ich die Namen der Schulen verschwiegen habe, in welchen die jugendliche Unschuld so schaendlich zu Grunde gerichtet wird. Auch hoffe ich, dass alle, denen die Direktion des Schulwesens anvertrauet ist, das, was sie hier lesen, beherzi- gen, ihre Schulen genau untersuchen, und wo- fern sie sich getroffen finden, die bisherigen grossen Maengel abzustellen suchen werden. Sollte diess binnen einer gewissen Zeit nicht ge- schehen, so dringt mich die Menschenliebe,
alle
der Unſchuld, verlohren. Die Seuche der Onanie hat die meiſten Familien ergriffen, und es giebt anſehnliche Handelsorte, wo es ſich faſt bis zur unbezweifelten Gewiſsheit brin- gen læſst, daſs drey Theile der erwachſenen Mædchen dieſem ſtummen Laſter huldigen, und ſelbſt viele verheyrathete Damen ſich deſ- ſelben ſchuldig machen. In den meiſten Schu- len predigen die Geſichter der ſtudierenden Jünglinge die verborgene Wolluſt, der ſie opfern.
Ich hoffe, man werde es bemerkt ha- ben, mit welcher Diſcretion ich die Namen der Schulen verſchwiegen habe, in welchen die jugendliche Unſchuld ſo ſchændlich zu Grunde gerichtet wird. Auch hoffe ich, daſs alle, denen die Direktion des Schulweſens anvertrauet iſt, das, was ſie hier leſen, beherzi- gen, ihre Schulen genau unterſuchen, und wo- fern ſie ſich getroffen finden, die bisherigen groſsen Mængel abzuſtellen ſuchen werden. Sollte dieſs binnen einer gewiſſen Zeit nicht ge- ſchehen, ſo dringt mich die Menſchenliebe,
alle
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der Unſchuld, verlohren. Die Seuche der
Onanie hat die meiſten Familien ergriffen, und
es giebt anſehnliche Handelsorte, wo es ſich
faſt bis zur unbezweifelten Gewiſsheit brin-
gen læſst, daſs drey Theile der erwachſenen
Mædchen dieſem ſtummen Laſter huldigen,
und ſelbſt viele verheyrathete Damen ſich deſ-
ſelben ſchuldig machen. In den meiſten Schu-
len predigen die Geſichter der ſtudierenden
Jünglinge die verborgene Wolluſt, der ſie
opfern.
Ich hoffe, man werde es bemerkt ha-
ben, mit welcher Diſcretion ich die Namen
der Schulen verſchwiegen habe, in welchen
die jugendliche Unſchuld ſo ſchændlich zu
Grunde gerichtet wird. Auch hoffe ich,
daſs alle, denen die Direktion des Schulweſens
anvertrauet iſt, das, was ſie hier leſen, beherzi-
gen, ihre Schulen genau unterſuchen, und wo-
fern ſie ſich getroffen finden, die bisherigen
groſsen Mængel abzuſtellen ſuchen werden.
Sollte dieſs binnen einer gewiſſen Zeit nicht ge-
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/196>, abgerufen am 24.11.2024.
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