Eltern, an die Personen erinnert, die ihm vorzüglich lieb sind, und an die grosse Be- trübniss, die sie empfinden würden, wenn ihre, von ihm gefassten Hofnungen fehl schlagen sollten. Ein praktischer Paedagoge wird noch manches hinzu zu setzen wissen, wodurch des Verirrten Herz ganz erschüttert, und zur Auffassung jeder guten Lehre em- pfaenglich gemacht wird. Ist dieses gesche- hen, so rede man von der grossen Schaed- lichkeit dieser Sünden, ohne Zurückhaltung, und ohne die Sache zu vergrössern. Vor allen Dingen sage man aber erst, dass die schrecklichen Folgen dieser Sünden sich nicht in den ersten Wochen, Monathen, bey man- chen auch wohl nicht in den ersten Jahren einstellten, aber am Ende gewiss nachkom- men, und erlaeutere es mit dem Exempel eines Saeufers, der oft Jahre lang seine Aus- schweifungen fortsetze, am Ende aber doch durch Schwindsucht, Gicht oder Wassersucht, bestraft werde.
Den
Eltern, an die Perſonen erinnert, die ihm vorzüglich lieb ſind, und an die groſse Be- trübniſs, die ſie empfinden würden, wenn ihre, von ihm gefaſsten Hofnungen fehl ſchlagen ſollten. Ein praktiſcher Pædagoge wird noch manches hinzu zu ſetzen wiſſen, wodurch des Verirrten Herz ganz erſchüttert, und zur Auffaſſung jeder guten Lehre em- pfænglich gemacht wird. Iſt dieſes geſche- hen, ſo rede man von der groſsen Schæd- lichkeit dieſer Sünden, ohne Zurückhaltung, und ohne die Sache zu vergröſsern. Vor allen Dingen ſage man aber erſt, daſs die ſchrecklichen Folgen dieſer Sünden ſich nicht in den erſten Wochen, Monathen, bey man- chen auch wohl nicht in den erſten Jahren einſtellten, aber am Ende gewiſs nachkom- men, und erlæutere es mit dem Exempel eines Sæufers, der oft Jahre lang ſeine Aus- ſchweifungen fortſetze, am Ende aber doch durch Schwindſucht, Gicht oder Waſſerſucht, beſtraft werde.
Den
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Eltern, an die Perſonen erinnert, die ihm
vorzüglich lieb ſind, und an die groſse Be-
trübniſs, die ſie empfinden würden, wenn
ihre, von ihm gefaſsten Hofnungen fehl
ſchlagen ſollten. Ein praktiſcher Pædagoge
wird noch manches hinzu zu ſetzen wiſſen,
wodurch des Verirrten Herz ganz erſchüttert,
und zur Auffaſſung jeder guten Lehre em-
pfænglich gemacht wird. Iſt dieſes geſche-
hen, ſo rede man von der groſsen Schæd-
lichkeit dieſer Sünden, ohne Zurückhaltung,
und ohne die Sache zu vergröſsern. Vor
allen Dingen ſage man aber erſt, daſs die
ſchrecklichen Folgen dieſer Sünden ſich nicht
in den erſten Wochen, Monathen, bey man-
chen auch wohl nicht in den erſten Jahren
einſtellten, aber am Ende gewiſs nachkom-
men, und erlæutere es mit dem Exempel
eines Sæufers, der oft Jahre lang ſeine Aus-
ſchweifungen fortſetze, am Ende aber doch
durch Schwindſucht, Gicht oder Waſſerſucht,
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/302>, abgerufen am 22.11.2024.
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