auch die Aussagen vieler Verirrten darinn überein, dass sie bey ihren Versündigungen immer das Bild eines schönen Frauenzimmers gedacht haetten.
So habe ich es aber gar nicht ge- meynt.
Meine Meynung ist eigentlich diese: man stelle Verirrten, besonders wenn sie mannbar sind, oder der Mannbarkeit sich naehern, bey denen man also voraus setzen kann, dass sie Vorstellung von der engsten Vertraulichkeit der beyden Geschlechter ha- ben, lebhaft, wehmüthig und ernstlich, vor, dass sie sich untüchtig machten, künftig die- ser Vertraulichkeit zu geniessen; nur der Gesunde, der Starke, sey dazu aufgelegt; wer in der Jugend Gesundheit und Kraft ver- schwende, beraube sich selbst der Freuden, die ihm der Schöpfer für die Zukunft be- stimmt habe, und müsse trauern und die bit- tersten Vorwürfe sich machen, wenn andere,
die
auch die Ausſagen vieler Verirrten darinn überein, daſs ſie bey ihren Verſündigungen immer das Bild eines ſchönen Frauenzimmers gedacht hætten.
So habe ich es aber gar nicht ge- meynt.
Meine Meynung iſt eigentlich dieſe: man ſtelle Verirrten, beſonders wenn ſie mannbar ſind, oder der Mannbarkeit ſich næhern, bey denen man alſo voraus ſetzen kann, daſs ſie Vorſtellung von der engſten Vertraulichkeit der beyden Geſchlechter ha- ben, lebhaft, wehmüthig und ernſtlich, vor, daſs ſie ſich untüchtig machten, künftig die- ſer Vertraulichkeit zu genieſſen; nur der Geſunde, der Starke, ſey dazu aufgelegt; wer in der Jugend Geſundheit und Kraft ver- ſchwende, beraube ſich ſelbſt der Freuden, die ihm der Schöpfer für die Zukunft be- ſtimmt habe, und müſſe trauern und die bit- terſten Vorwürfe ſich machen, wenn andere,
die
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auch die Ausſagen vieler Verirrten darinn
überein, daſs ſie bey ihren Verſündigungen
immer das Bild eines ſchönen Frauenzimmers
gedacht hætten.
So habe ich es aber gar nicht ge-
meynt.
Meine Meynung iſt eigentlich dieſe:
man ſtelle Verirrten, beſonders wenn ſie
mannbar ſind, oder der Mannbarkeit ſich
næhern, bey denen man alſo voraus ſetzen
kann, daſs ſie Vorſtellung von der engſten
Vertraulichkeit der beyden Geſchlechter ha-
ben, lebhaft, wehmüthig und ernſtlich, vor,
daſs ſie ſich untüchtig machten, künftig die-
ſer Vertraulichkeit zu genieſſen; nur der
Geſunde, der Starke, ſey dazu aufgelegt;
wer in der Jugend Geſundheit und Kraft ver-
ſchwende, beraube ſich ſelbſt der Freuden,
die ihm der Schöpfer für die Zukunft be-
ſtimmt habe, und müſſe trauern und die bit-
terſten Vorwürfe ſich machen, wenn andere,
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/308>, abgerufen am 03.10.2024.
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